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Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes
Autoren: David Gemmell
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Ralis hörte eine Stimme, die ihn rief.
    Er erhob sich von seinen Fesseln und flog der Stimme entgegen. »Ich habe ihnen nichts gesagt, Vater«, rief er triumphierend. »Ich habe ihnen nichts gesagt!«
     
    »Alter Narr«, stieß Morak hervor und starrte den Leichnam an, der in den Seilen hing. »Gehen wir!«
    »Zäher alter Knabe«, meinte Belash, als sie die Lichtung verließen. Morak fuhr den untersetzten Stammesangehörigen der Nadir an.
    »Seinetwegen haben wir einen halben Tag vergeudet – und wofür? Hätte er es uns gleich gesagt, wäre er mit zehn, vielleicht zwanzig Goldstücken davongegangen. Jetzt ist er nur noch totes Fleisch für die Füchse und die Aasgeier. Ja, er war zäh. Aber er war auch dumm!«
    Belashs jettschwarze Augen starrten in Moraks Gesicht. »Er starb ehrenhaft«, murmelte der Nadir. »Und man wird ihn in der Halle der Helden herzlich willkommen heißen.«
    Morak brach in Gelächter aus. »Die Halle der Helden, was? Sie müssen wohl unter Nachschubmangel leiden, wenn sie schon auf alte Kesselflicker warten müssen. Welche Geschichten wird er wohl in der Tafelrunde erzählen? Wie ich ein Messer zum zweifachen seines Wertes verkauft habe, oder wie ich einen kaputten Kochtopf flickte? Ihnen stehen wahrlich fröhliche Abende bevor.«
    »Die meisten Männer verspotten das, was sie niemals erreichen können«, sagte Belash und schritt voran, die Hand am Schwertknauf.
    Die Worte zerschlugen Moraks gute Laune, und sein Haß auf den kleinen Nadir wallte auf. Der Ventrier fuhr zu den neun Männern herum, die ihm folgten. »Kreeg kam in diese Berge, weil er Informationen besaß, nach denen Waylander hier sein soll. Wir teilen uns auf und vierteln das Gebiet. In drei Tagen treffen wir uns am Fuß dieses Gipfels dort im Norden, wo der Fluß sich gabelt. Baris, du gehst nach Kasyra. Frag nach Kreeg – bei wem er wohnte, wo er trank. Finde heraus, woher er seine Informationen hatte.«
    »Warum ich?« fragte der große junge Mann mit dem sandfarbenen Haar. »Und was geschieht, wenn ihr ihn findet, während ich weg bin? Bekomme ich dann trotzdem meinen Anteil?«
    »Wir alle bekommen unseren Anteil«, versprach Morak. »Wenn wir ihn finden und töten, ehe du zurückkommst, sorge ich dafür, daß das Gold in Drenan für dich bereitgehalten wird. Kann ich gerechter sein?«
    Der Mann wirkte noch nicht überzeugt, nickte aber und ging davon. Morak ließ seinen Blick über die verbliebenen acht Männer schweifen. Alle waren Waldläufer und erfahrene Krieger, Männer, die er früher schon eingesetzt hatte, zäh und nicht durch irgendwelche moralischen Skrupel behindert. Er verabscheute sie alle, achtete jedoch sorgfältig darauf, seine Gedanken für sich zu behalten. Niemand wollte aufwachen, weil eine Sägezahnklinge ihm die Kehle durchraspelte. Doch Belash war der einzige, den Morak haßte. Der Stammesangehörige war furchtlos und mit Messer oder Bogen absolut tödlich. Bei einer Jagd wie dieser war er soviel wert wie zehn Männer. Aber eines Tages, dachte Morak mit grimmiger Freude, eines Tages werde ich dich töten. Ich werde dir ein Messer in deinen flachen Leib rammen und dir die Eingeweide herausreißen.
    Er teilte die Männer zu Paaren ein und gab seine Anweisungen. »Wenn ihr auf Ansiedlungen trefft, fragt nach einem großen Mann mit einer jungen Tochter. Er benutzt vielleicht nicht den Namen Dakeyras, also sucht nach jedem Witwer, auf den die Beschreibung paßt. Und wenn ihr ihn findet, rührt euch nicht. Wartet, bis wir alle zusammen sind. Verstanden?«
    Die Männer nickten ernst, dann brachen sie auf.
    Zehntausend Raq in Gold warteten auf den Mann, der Waylander tötete, aber das Geld bedeutete Morak nicht viel. Er hatte zehnmal so viel bei Kaufleuten in Mashrapur und Ventria versteckt. Was für ihn zählte, waren die Jagd und das Töten – der Mann zu sein, der eine Legende erschlug. Er fühlte Vorfreude in sich aufsteigen, als er an all die Dinge dachte, die er tun würde, um Waylanders letzte Stunden mit Qualen zu erfüllen. Da war natürlich das Mädchen. Er konnte sie vor Waylanders Augen vergewaltigen und töten. Oder sie foltern. Oder sie den Männern überlassen, um sie zu mißbrauchen. Sei ruhig, befahl er sich. Laß die Vorfreude wachsen. Zuerst mußt du ihn finden.
    Er schwang sich seinen blattgrünen Umhang um die Schultern und machte sich auf die Suche nach Belash. Der Nadir hatte in einer geschützten Senke ein Lager aufgeschlagen und kniete auf seiner Decke, die Hände im Gebet
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