Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
hatten überlebt. Doch in Friedenszeiten, an einem stillen See, war Danyal gestorben.
    Er verdrängte diese Gedanken und konzentrierte sich statt dessen auf die Gefahren, die ihm bevorstanden, und wie er ihnen am besten begegnete. Angst stieg in ihm auf. Er hatte von Morak gehört. Der Mann war ein Folterer, der Freude an den Qualen anderer hatte – er mochte verstört, vielleicht sogar verrückt sein, aber er hatte noch nie versagt. Belash kannte er nicht, aber er war ein Nadir, und das bedeutete, daß er ein furchtloser Kämpfer war. Als Kriegerrasse hatten die Nadir wenig Zeit für Weichlinge. Immer im Kriegszustand, bekämpften die Stammeskrieger einander mit erbarmungsloser Wildheit, und nur die Starken erreichten das Mannesalter.
    Senta, Courail, Morak, Belash … wie viele noch? Und wer hatte sie bezahlt? Die letzte Frage schob er beiseite. Das spielte keine Rolle. Das kannst du noch herausfinden, wenn du die Jäger erst getötet hast, sagte er sich.
    Wenn du die Jäger erst getötet hast …
    Eine tiefe geistige Müdigkeit überfiel ihn. Er nahm eine Bronzelaterne von einem Haken über seinem Bett, griff nach den Anzündern und entfachte eine Flamme, die er an den Docht hielt. Ein goldenes Licht flackerte auf. Waylander hängte die Laterne wieder auf, setzte sich aufs Bett und betrachtete seine Hände.
    Hände des Todes. Die Hände des Schlächters.
    Als junger Soldat hatte er auf seiten der Drenai gegen die Sathuli-Banden gekämpft, um die Bauern und Siedler der Sentranischen Ebene zu beschützen. Aber er hatte sie nicht gut genug beschützt, denn eine kleine Bande von Mördern war über die Berge gekommen, um zu rauben und zu plündern. Auf dem Rückweg hielten sie an seinem Bauernhaus, vergewaltigten und ermordeten seine Frau und tötete die Kinder.
    An jenem Tag hatte Dakeyras sich verändert. Der junge Soldat reichte seinen Abschied ein und machte sich an die Verfolgung der Mörder. Als er ihr Lager fand, erschlug er zwei von ihnen, die anderen flohen. Aber er folgte ihnen und spürte einen nach dem anderen auf. Er folterte jeden Mann, den er fand. Er zwang sie, ihm die Namen und möglichen Ziele der noch fehlenden Mörder zu nennen. Es kostete ihn Jahre, und auf der endlosen Reise starb der junge Offizier Dakeyras und wurde durch die Tötungsmaschine ersetzt, die man als Waylander kannte.
    Damals bedeuteten Tod und Leiden für den schweigenden Jäger nichts. Eines Nachts in Mashrapur, als er ohne Geld dastand, war ein Kaufmann auf ihn zugetreten, der sich an einem geschäftlichen Konkurrenten rächen wollte. Für vierzig Silberstücke führte Waylander seinen ersten Mord aus. Er versuchte nicht, seine Handlung zu rechtfertigen, nicht einmal vor sich selbst. Seine Jagd bedeutete ihm alles, und um die Mörder zu finden, brauchte er Geld. Kalt und herzlos zog er weiter, ein Mann, zerrissen und gefürchtet, der sich selbst vormachte, er könne wieder Dakeyras werden, wenn seine Aufgabe erfüllt war.
    Doch als der letzte der Räuber unter Schreien gestorben war, gepfählt über einem Lagerfeuer, wußte Waylander, daß Dakeyras für immer verschwunden war. Und er hatte sein blutiges Geschäft fortgesetzt. Der Pfad zur Hölle trug ihn weiter bis zu dem Tag, an dem er den Drenai-König getötet hatte.
    Die Ungeheuerlichkeit der Tat und ihre entsetzlichen Folgen verfolgten ihn noch immer. Das Land war in Krieg gestürzt. Tausende wurden erschlagen, waren verwitwet, verwaist.
    Der goldene Schein der Laterne flackerte auf der gegenüberliegenden Wand, und Waylander seufzte. Er hatte versucht, sich zu erlösen, aber konnte ein Mann für solche Verbrechen je Vergebung erlangen? Er zweifelte daran. Und selbst wenn die QUELLE ihm Absolution erteilte, würde es nichts bedeuten. Denn sich selbst konnte er nicht vergeben. Vielleicht ist Danyal deswegen gestorben, dachte er nicht zum erstenmal. Vielleicht sollte er für alle Zeit gramgebeugt sein.
    Er schenkte sich noch einen Becher Wasser ein, trank ihn aus und ging wieder zu Bett. Der sanfte Priester Dardalion hatte ihn vom Weg ins Verderben weggeführt, und Danyal hatte den winzigen Funken von Dakeyras gefunden, der noch glomm. Sie hatte ihn angefacht und ihn von den Toten zurückgeholt.
    Aber jetzt war auch Danyal tot. Nur Miriel war geblieben. Ob er auch ihren Tod mit ansehen mußte?
    Miriel würde bei dem Test versagen. Das hatte Angel gesagt, und er hatte recht. Dakeyras erinnerte sich an den Tag, als er Danyal auf die Probe gestellt hatte. Tief im Gebiet der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher