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Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Titel: Die Drenai-Saga 3 - Waylander
Autoren: David Gemmell
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– falls es so etwas wie eine Zukunft gab –, machte es wahrscheinlich keinen Unterschied, daß Gellan gestorben war. Er hätte nie einen guten Gefolgsmann abgegeben, er war geistig zu unabhängig, um sich sklavisch an irgendeinem Führer auszurichten. Und trotzdem wußte Karnak, daß er ihn vermissen würde. Er war der Dorn an der Rose, der einen Mann daran erinnerte, daß das Fleisch schwach ist.
    »Es sieht aus wie zwei Feuer«, meinte Dundas und stellte sich neben den General.
    »Ja. Aber Jonat sagt, es sind drei Wurfgeschütze.«
    »Trotzdem, zwei sind für einen einzigen Mann eine schöne Leistung.«
    »Ein Mann kann alles tun, wenn er sein Herz daran hängt«, sagte Karnak leise.
    »Wir haben heute dreihundert Mann verloren, General.«
    Karnak nickte. »Egel wird bald hier sein.«
    »Das kannst du doch nicht glauben.«
    »Wir werden aushalten, bis er hier ist, Dundas. Wir haben keine andere Wahl. Sag Jonat, daß er Gellans Platz einnehmen muß.«
    »Sarvaj ist der Ranghöhere.«
    »Ich weiß, wer der Ranghöhere ist. Übergib Jonat das Kommando.«
    »Jawohl.« Dundas entfernte sich, doch Karnak hielt ihn zurück.
    »In Friedenszeiten hätte ich Jonat nicht einmal das Kommando über die Stallreinigung übertragen. Aber das hier ist ein Spiel mit dem Tod.«
    »Jawohl, General.«
    Karnak blickte von der Brüstung des Torturms hinab und beobachtete die Männer auf den Mauern. Einige saßen und aßen, andere lagen ausgestreckt, als ob sie schliefen, viele schärften ihre Schwerter, die vom endlosen Kampf stumpf geworden waren.
    Zu wenige, dachte er. Er warf einen Blick zurück auf den Bergfried.
    Bald mußten die schweren Entscheidungen getroffen werden.
    Auf der Mauer unter ihm saß Jonat mit Sarvaj zusammen. Eine Zeitlang hatten beide Männer Ausschau nach Gellan gehalten, inzwischen wußten sie, daß er entweder gefangengenommen oder getötet worden war.
    »Er war ein guter Mann«, sagte Sarvaj schließlich.
    »Er war ein Narr«, zischte Jonat. »Er hätte sich nicht umbringen müssen.«
    »Nein«, gab Sarvaj ihm recht, »aber ich werde ihn vermissen.«
    »Ich nicht! Es ist mir scheißegal, wieviel Offiziere sterben. Ich frage mich nur, warum ich in dieser verfluchten Festung bleibe. Ich hatte immer einen Traum, ein Ziel, wenn du so willst … Bist du jemals oben in den Skoda-Bergen gewesen?«
    »Nein.«
    »Dort gibt es Gipfel, die noch nie bestiegen worden sind. Sie liegen neun Monate im Jahr im Nebel. Ich wollte mir ein Haus in der Nähe eines dieser Gipfel bauen – dort ist ein geschütztes kleines Tal, wo man Pferde züchten könnte. Ich kenne mich mit Pferden aus. Ich mag Pferde.«
    »Es freut mich zu hören, daß du überhaupt etwas magst.«
    »Ich mag viele
Dinge,
Sarvaj, aber nicht viele Menschen.«
    »Gellan mochte dich.«
    »Hör auf damit! Ich will nichts mehr von Gellan hören. Verstanden?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Weil es mir nicht egal ist. Bist du jetzt zufrieden? Wolltest du das hören? Es tut mir leid, daß er nicht mehr da ist. Da hast du’s! Und … ich will nicht darüber reden.«
    Sarvaj nahm seinen Helm ab und lehnte sich gegen den kühlen Stein.
    »Ich hatte auch einmal einen Traum. Da war ein Mädchen in Drenan – klug, talentiert und frei. Ihrem Vater gehörte eine Flotte von Handelsschiffen, die von Mashrapur in den Osten segelten. Ich wollte sie heiraten und Kaufmann werden.«
    »Und was ist passiert?«
    »Sie hat einen anderen geheiratet.«
    »Liebte sie dich nicht?«
    »Sie sagte, doch.«
    »Du warst besser dran ohne sie.«
    Sarvaj kicherte. »Sieht das hier aus wie ›besser dransein‹?«
    »Zumindest bist du unter Freunden«, sagte Jonat und streckte die Hand aus. Sarvaj nahm sie.
    »Ich wollte immer unter Freunden sterben.«
    »Na, das ist ein Ziel, das du wohl erreichen wirst.«
     
    Danyal war vier Tage lang durch rauhes, offenes Land geritten. In dieser Zeit hatte sie niemanden gesehen, doch jetzt, als sie durch einen dichten Wald ritt, wußte sie, daß sie nicht allein war. Im Unterholz rechts von ihr hatte sie einen dunklen Schatten gesehen, der immer Deckung suchte und von Baum zu Baum huschte.
    Sie hatte ihr Pferd davon weg gelenkt, das Packpony war ihnen gefolgt.
    Doch ihr Schatten verfolgte sie weiter. Sie erhaschte selten mehr als einen flüchtigen Blick auf ihn, denn er bewegte sich sehr schnell und unnatürlich leise.
    Das Tageslicht ließ nach, und Danyals Angst wuchs. Ihr Mund war ausgetrocknet, ihre Hände jedoch schweißnaß. Sie wünschte, Waylander wäre
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