Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Titel: Die Drenai-Saga 3 - Waylander
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
Steinblöcke nach, und der Turm neigte sich nach links und stürzte hinter die Tore.
    Im Lazarett war Evris gerade damit fertig, die Bauchwunde eines jungen Soldaten zu nähen. Der Junge hatte Glück gehabt, das Schwert hatte keine lebenswichtigen Organe verletzt, und jetzt mußte er nur noch den Wundbrand fürchten.
    Die Mauer stürzte ein, und das letzte, was Evris sah, war eine ungeheure schwarze Wolke, die den Raum verschlang. Der zierliche Arzt wurde neben seinem Patienten an die gegenüberliegende Wand gequetscht. Noch vier weitere Felsbrocken trafen das Krankenhaus, und eine heruntergefallene Laterne setzte einen Wäschekorb in Brand. Die Flammen ergriffen einen Türrahmen und die Wände des Krankenhauses. In kurzer Zeit war aus dem Feuer ein Inferno geworden. Viele der Krankenzimmer hatten keine Fenster, so daß Hunderte von Verwundeten im Rauch umkamen. Pfleger versuchten zuerst, das Feuer unter Kontrolle zu bringen, dann, ihre Patienten in Sicherheit zu bringen, doch letztendlich gelang es ihnen nur, sich selbst in die Falle zu manövrieren.
    Die Tore splitterten, als ein riesiger Felsbrocken die Eichenbalken durchschlug. Ein zweites Geschoß vollendete das Werk. Die massiven bronzenen Angeln gaben nach, der linke Flügel brach zusammen.
    Karnak spie aus und fluchte laut. Dann ging er zu den Toren der Festung.
    »Es ist vorbei, General«, sagte ein Soldat, als Karnak eintrat.
    »Es sieht nicht allzu hoffnungsfroh aus«, pflichtete Karnak ihm bei. »Schließt die Tore.«
    »Vielleicht gelingt es noch jemandem, aus dem Krankenhaus zu entkommen«, protestierte der Mann.
    »Niemand wird dieses Inferno überleben. Schließt die Tore.«
    Karnak begab sich zur großen Halle, wo Dardalion und die überlebenden zwölf Priester der Dreißig tief im Gebet versunken waren.
    »Dardalion!«
    Der Priester öffnete die Augen. »Ja, General?«
    »Sag mir, daß Egel unterwegs ist.«
    »Das kann ich nicht. Die Bruderschaft ist überall, und wir können nicht ausbrechen.«
    »Ohne Egel sind wir verloren. Am Ende. Dann war alles umsonst.«
    »Wir haben unser Bestes getan, General. Niemand kann mehr von uns verlangen.«
    »Das kann ich wohl, verdammt. Versuchen ist etwas für Verlierer – alles, was zählt, ist zu gewinnen.«
    »Waylander ist tot«, sagte Dardalion plötzlich, »aber die Rüstung ist auf dem Weg zu Egel.«
    »Die Rüstung kommt jetzt zu spät für uns. Sie hätte uns wieder in Schwung bringen sollen. Wenn Egel noch immer keine Armee aufgestellt hat, spielt sie überhaupt keine Rolle mehr.«
    »Für uns nicht, General. Aber Egel könnte sich dann mit Eisenfaust verbinden.«
    Karnak antwortete nicht. Die Logik war nicht zu widerlegen, und vielleicht war das die ganze Zeit über Egels Plan gewesen. Er mußte gewußt haben, daß Karnak auf lange Sicht ein potentieller Gegner war – gab es eine bessere Möglichkeit, mit ihm fertig zu werden, als zuzulassen, daß die Vagrier seinem Ehrgeiz Einhalt geboten? Und eine Verbindung mit Eisenfaust würde einen Keil durch die vagrischen Truppen schieben und die Hauptstadt befreien.
    Purdol konnte warten.
    Egel würde alles haben: die Rüstung, die Armee und die Nation.
    »Er wird kommen, wenn er kann, General«, sagte Dardalion.
    »Warum sollte er?«
    »Egel ist ein Mann von Ehre.«
    »Was soll das heißen?« fuhr Karnak auf.
    »Ich hoffe, daß es bedeutet, Egel tut genau das, was du an seiner Stelle tun würdest.«
    Karnak lachte, seine gute Laune war wiederhergestellt. »Das hoffe ich nicht, Dardalion. Ich zähle vielmehr darauf, daß er hierher kommt!«
     
    Im Schlaf wurde sich Danyal einer Stimme bewußt, die durch ihre Träume drang und sich mit ihren schlafenden Gedanken vermischte. Dieses Bewußtsein wuchs, und sie erkannte Dardalion. Er wirkte jetzt dünner und älter, niedergebeugt von dem gewaltigen Druck, der auf ihm lastete.
    »Danyal, kannst du mich hören?«
    »Ja«, antwortete sie und lächelte müde.
    »Geht es dir gut?«
    »Ich bin nicht verletzt, aber das ist auch alles.«
    »Hast du immer noch die Rüstung?«
    »Ja.«
    »Wo bist du?«
    »Weniger als einen Tag vom Fluß und der Fähre entfernt. Jemand ist bei mir – ein Ungeheuer-Wesen. Es sah Waylander sterben.«
    »Öffne deine Augen und zeig es mir«, sagte er. Danyal setzte sich. Kai saß immer noch am Feuer. Sein großes Auge war geschlossen, sein gewaltiger Mund stand offen.
    »Es ist nichts Böses in ihm«, sagte Dardalion. »Und jetzt hör mir zu, Danyal – ich werde versuchen, Egel zu erreichen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher