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Die drei ??? und die silberne Spinne

Die drei ??? und die silberne Spinne

Titel: Die drei ??? und die silberne Spinne
Autoren: Robert Arthur
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Tag, und die Straßen glänzten noch vom nächtlichen Regen. Sie waren in einer kleinen Straße mit alten Häusern zu beiden Seiten. Marktstände waren längs dem Gehsteig aufgebaut, und Verkäufer in bunter Volkstracht richteten ihre leuchtenden Blumen und Früchte für das erhoffte Tagesgeschäft her. Verdutzt blickten sie auf, als einer nach dem anderen aus der kleinen Schar nass und schmutzig zur Luke herausgeschlüpft kam.
    Bengt und Olov rückten den Schachtdeckel wieder zurecht. Dann ging Olov die Straße entlang voraus, ohne sich um die neugierigen Blicke der Blumenverkäufer zu kümmern. Sie waren etwa fünfzig Schritte weit gekommen, als er jäh stehen blieb. Vor ihnen waren zwei Männer vom Werkschutz mit ihren blauen Helmen um die Ecke gebogen.
    »Zurück!«, stieß Olov hervor. »Versteckt euch!«
    Aber es war zu spät. Man hatte sie gesehen. Ihre nassen Kleider verrieten nur zu augenfällig, wer sie waren, sofern das überhaupt noch nötig war. Die Wachmänner begannen zu rufen und liefen auf die Flüchtenden los.
    »Stehen bleiben!«, brüllten sie. »Wir müssen euch mitnehmen, Anweisung der Direktion.«
    »Erst müsst ihr uns haben!«, rief Olov herausfordernd. Er machte auf dem Absatz kehrt und holte mit dem Arm weit aus. »Kommt mit!«, rief er. »Wir laufen zur Kirche. Da gibt es einen Ausweg –«
    Den Rest hörten die anderen nicht mehr. Schon rannten sie hinter ihm her und schlugen flinke Haken, um den Passanten auszuweichen. Hinter ihnen liefen etwa ein Dutzend Verfolger, aber sie kamen nicht so leicht zwischen den neugierigen Blumenverkäufern hindurch, die sich mitten auf der schmalen Straße zusammendrängten.
    »Aus dem Weg! Platz machen!«, brüllten die Wachmänner.
    Über den Dächern der Häuser konnte Bob die Türme von St. Georg sehen. Er keuchte schon vor Anstrengung, und er fragte sich, was es ihnen einbringen mochte, sich in der Kirche zu verstecken. Es würde nur ihre Gefangennahme sinnlos hinauszögern. Aber Olov schien etwas Bestimmtes im Sinn zu haben, und jedenfalls war jetzt keine Zeit zum Fragen.
    Einer der Verfolger glitt hinter ihnen aus und fiel zu Boden. Etliche seiner Kollegen stolperten über ihn, und dann lagen sie ineinander verknäuelt mitten auf der Straße und verhalfen den Flüchtenden wieder zu fünfzig Schritt Vorsprung. Bob überlegte, ob der Wachmann, der gestürzt war, tatsächlich ein Missgeschick erlitten hatte. Vielleicht war es ein Gleichgesinnter, der ihnen zu helfen versuchte.
    Sie bogen vorsichtig um eine Ecke, und da, noch eine Straße weiter, ragte die prächtige Kirche auf. Doch auf dieser Straße vor ihnen waren weitere Wachmänner, die sie aufs Korn nahmen.
    Nie würden sie es bis zur Kirchentür schaffen!
    Aber offenbar hatte Olov als Ziel nicht das Hauptportal im Auge. Er flitzte unvermittelt quer über die Straße und lief zu einer kleinen Seitenpforte an der Rückwand der Kathedrale. Alle schlüpften hindurch und verriegelten die Tür, gerade als die ersten Verfolger ankamen. Faustschläge dröhnten gegen das massive Holz.
    Innen blieb Bob nur Zeit für einen flüchtigen Rundblick in einem großen rechteckigen Raum, der offenbar keine Decke hatte. So weit er sehen konnte, ging es in schwindelnde Höhe hinauf. An einer Seite war eine Treppe mit einem Geländer aus schwerem Schmiedeeisen. Acht dicke Seile hingen von oben herab. Die Enden waren durch eiserne Ringe geschlungen, die in die Steinmauer eingelassen waren. Mehr Zeit zum Umschauen blieb Bob nicht.
    »Jetzt gehen wir zur Krypta«, sagte Olov. »Wisst ihr eigentlich, was eine Krypta ist? Das ist ein verborgenes Grabgewölbe unter der Kirche. In alter Zeit wurden die Leute dort begraben. Erik Holmqvist hat die Kirche, wie fast alles in Magnusstad, historisch getreu nachbauen lassen und die Krypta nicht vergessen. Es gibt da unten mehrere Ebenen und viele Gänge. Dort können wir uns verstecken –«
    »Wozu uns noch länger verstecken?«, meldete sich Justus spontan zu Wort. »Früher oder später schnappen sie uns ja doch.«
    Alle starrten ihn an.
    »Du hast was im Sinn, Just!«, sagte Peter gespannt. »Ich seh’s dir an. Was ist los?«
    »Die Seile da«, Justus zeigte hin. »Kann man damit die Magnus-Glocke läuten?«
    »Die Magnus-Glocke?« Stirnrunzelnd versuchte Bengt zu ergründen, worauf Justus hinauswollte. »Nein, das sind die normalen Kirchenglocken. Die Magnus-Glocke hängt in dem zweiten Glockenturm auf der anderen Seite der Kirche. Sie hängt für sich allein und wird nur
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