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Die drei ??? und das Volk der Winde

Die drei ??? und das Volk der Winde

Titel: Die drei ??? und das Volk der Winde
Autoren: Rose Estes
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geschlossenen Tür.
    »Ist denn niemand da?« fragte Justus gedämpft.
    Kaum hatte er ausgesprochen, als sich die Tür zum nächsten Raum öffnete und ein großer Mann in einem unverkennbar teuren silber-grauen Maßanzug auftauchte. Gleich an mehreren der dicklichen Finger prangten goldene Ringe mit aufdringlich wirkenden Schmucksteinen. Beim Anblick der drei Jungen stutzte der Mann und fuhr sich mit einer Hand durch den dichten Schöpf silberweißen Haares. »Was kann ich für euch tun?« fragte er mit tiefer, wohlklingender Stimme. Er wies entschuldigend auf den leeren Schreibplatz. »Allerdings ist meine Sekretärin gerade zum Essen gegangen.«
    »Wir sind Freunde von Arnold Brewster«, erklärte Justus. »Wir hätten gern von Ihnen erfahren, warum der alte Herr in ein Pflegeheim gebracht wurde.«
    Es war nicht zu übersehen, daß der Anwalt bei der Erwähnung des Namens Brewster erstarrte. Obwohl seine Augen hinter dunkel getönten, verspiegelten Brillengläsern verborgen waren, spürte Justus, daß er von seinem Gegenüber eindringlich, ja mißtrauisch gemustert wurde.
    Dann gab der Anwalt einen vernehmlichen Seufzer von sich und legte Justus den Arm um die Schulter. »Zu meinem größten Bedauern muß ich sagen, daß euer Freund einem unaufhaltsamen geistigen Verfall entgegengeht. In letzter Zeit neigt Arnold Brewster zu äußerst unkritischen Handlungen – er kauft ohne ersichtlichen Anlaß wertlosen Grundbesitz und richtet Stiftungen zugunsten völlig Fremder ein. Hin und wieder verschwindet er für längere Zeit, ohne eine Erklärung zu hinterlassen. Sein Neffe Clifford – er ist seit Jahren mein Klient – befürchtet, der alte Herr könne dabei zu Schaden kommen, und sucht ihn davor zu schützen.
    Mit jahrelanger harter Arbeit hat sich Arnold Brewster ein sehr beachtliches Vermögen erworben, und es wäre verwerflich, wollte man ihn dieses nun verschwenden lassen. Es sollte ihm ja für seinen Lebensabend zustatten kommen. Daher ließ Clifford mich zu Arnold Brewsters Vormund und zum Treuhänder des Brewster-schen Vermögens bestellen. Glaubt mir, diese Maßnahmen wurden im eigenen Interesse des alten Herrn getroffen. Clifford und ich wollen ja nur sein Bestes.«
    »Aber Arnold Brewster ist völlig zurechnungsfähig«, erhob Bob Einspruch. »Schließlich hat er noch im vergangenen Semester an der Universität Ruxton ein Seminar abgehalten!«
    In diesem Augenblick klingelte das Telefon, und Mr. Zindler meldete sich auffallend beflissen. Schweigend lauschte er, die Finger krampfhaft um den Hörer geklammert. »Im Augenblick kann ich hier nicht sprechen«, erklärte er geschmeidig, »aber ich werde die Angelegenheit selbstverständlich regeln. Sie können demnächst mit dem Eingang rechnen.«
    Er legte auf und starrte ins Leere. Dann wandte er sich sichtlich zerstreut wieder den Jungen zu und murmelte, eher zu sich selbst:
    »Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, es ging um Arnold Brewster. Tja, ihr drei, wenn ihr selbst alt seid, dann werdet auch ihr es zu schätzen wissen, wenn sich andere um euch kümmern. Ich kann euch versichern, daß alles in bester Ordnung ist.«
    »Aber wir –« fing Justus an.
    »Kein Aber, mein Junge«, schnitt ihm Zindler das Wort ab. Sachte, doch unnachgiebig bugsierte er die drei zur Tür hinaus. »Nun ab mit euch. Belastet euch nicht mit den Problemen der Erwachsenen.« Und ehe die Jungen etwas erwidern konnten, schloß sich die Tür hinter ihnen.
    »Der hält uns wohl für Grundschüler?« stieß Bob draußen aufgebracht hervor.
    »Wieso war denn die Sekretärin beim Essen?« griff Justus einen anderen Punkt auf. »Immerhin ist es erst elf.«
    »Und er hat uns auch gar nicht angehört«, stellte Peter fest. »Er wollte uns nur schleunigst wieder los sein.«
    »Oh, da irrst du dich wohl, Peter«, meinte Justus nachdenklich.
    »Ich glaube, er hörte ganz genau hin, was wir vorbrachten, und es war ihm sehr wichtig, nur ist mir das Warum nicht klar.«

    Etwas macht mich stutzig: Da hat ein Rechtsanwalt in Rocky Beach eine kostspielig ausgestattete Kanzlei mit allen nur denkbaren Statussymbolen, doch andererseits scheint sein Terminkalender keineswegs ausgebucht, seine Sekretärin nur sehr mäßig ausgelastet und seine Finanzlage etwas angespannt zu sein. Dennoch läßt er sich bei der Ausübung seines Berufs offenbar von edlen Motiven leiten. Kümmert er sich doch als Vormund um einen alten Herrn, der Gefahr läuft, sein Vermögen nicht im Sinne seines eher praktisch denkenden
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