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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere
Autoren: Alexander Dumas
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und er möge sich sputen!«
    »Nicht, eh' ich dich durchbohrt habe. Feiger!« rief d'Artagnan, während er sich, so gut es anging und ohne einen Schritt zu weichen, gegen die Streiche seiner drei Feinde hielt.
    »Das ist wieder eine Gascognade!« murmelte der Edelmann. »Auf Ehre, diese Gascogner sind unverbesserlich! Setzt doch den Tanz fort, weil er es durchaus wünscht. Wenn er müde ist, wird er schon rufen: jetzt ist es genug!« Allein der Unbekannte wußte es noch nicht, mit welchemKämpen er es zu tun habe; d'Artagnan war nicht der Mann, der um Gnade bat. Somit dauerte der Kampf noch einige Sekunden fort, endlich aber ließ d'Artagnan erschöpft den Degen sinken, den ein Stockstreich in zwei Stücke zerschlug. Ein zweiter Streich, der nach seiner Stirn geführt wurde, schleuderte ihn fast zu gleicher Zeit ganz blutend und beinahe ohnmächtig zu Boden.
    In diesem Moment eilte man von allen Seiten zu diesem Auftritt herbei; der Wirt, der einen Skandal befürchtete, trug den Verwundeten mit Hilfe seiner Burschen in die Küche, wo man ihm einigen Beistand leistete. Was den Edelmann betrifft, so kehrte er an seinen früheren Platz am Fenster zurück und blickte mit einer gewissen Ungeduld auf die wogende Menge, die ihm durch ihr Verweilen einen lebhaften Widerspruch machen zu wollen schien.
    »Nun, wie geht es dem Tollen?« fragte er, indem er sich bei dem Geräusch der aufgehenden Tür umkehrte und zu dem Wirte wandte, der sich nach seinem Befinden erkundigte.
    »Ist Ew. Exzellenz gesund und unversehrt?« fragte der Wirt.
    »Ja, ganz wohl und unversehrt, mein lieber Gastwirt! Und ich frage Euch, wie steht es mit unserm jungen Manne?«
    »Es geht ihm besser,« entgegnete der Wirt; »er ist ganz ohnmächtig geworden.«
    »Wirklich?« rief der Edelmann. »Ehe er aber ohnmächtig wurde, raffte er alle seine Kräfte zusammen, um Sie zu rufen und herauszufordern.«
    »Dieser Junge ist doch der Teufel in Person!« rief der Unbekannte.
    »Ach nein, Ew. Exzellenz! es ist nicht der Teufel,« entgegnete der Wirt mit einer Miene der Verachtung; »denn während seiner Ohnmacht untersuchten wir ihn, und fanden in seinem Pack nur ein Hemd und in seiner Börse nur elf Taler, was ihn aber, bevor er ganz ohnmächtig wurde, nicht abhielt zu sagen: wäre das in Paris geschehen, so würden Sie es auf der Stelle bereuen, während Sie es hier erst später zu bereuen hätten.«
    »Dann ist er«, versetzte der Unbekannte kalt, »irgendein verkleideter Prinz von Geblüt.«
    »Ich sage Ihnen das, gnädiger Herr,« sprach der Wirt, »damit Sie sich vor ihm hüten können.«
    »Hat er in seiner Zornwut niemand genannt?«
    »Ja, er schlug an seine Tasche und rief: Wir werden sehen, was Herr von Tréville zu dem Schimpfe sagen wird, der seinem Schützling angetan wurde.«
    »Herr von Tréville?« sagte der Unbekannte, aufmerksam werdend; »er schlug an seine Tasche und sprach den Namen Tréville aus? – Nun, mein lieber Wirt, während der junge Mann bewußtlos dahinlag, habt Ihr es gewiß nicht unterlassen, in seine Tasche zu blicken. Uno was hat sich darin gefunden?«
    »Ein Brief an Herrn Tréville, Kapitän der Musketiere.«
    »Wirklich?«
    »Es ist, Exzellenz, wie ich Ihnen zu sagen die Ehre habe.«
    Der Wirt, der eben keinen großen Scharfblick besaß, bemerkte den Ausdruck nicht, den seine Worte im Antlitz des Unbekanntenbewirkten. Dieser verließ die Fensterbrüstung, an der er stets auf den Ellenbogen gestützt gesessen war, und runzelte die Stirn in tiefer Unruhe. »Teufel,« murmelte er zwischen den Zähnen, »hat mir denn Tréville diesen Gascogner zugeschickt? Er ist noch sehr jung. Aber ein Degenstich ist einmal Degenstich, wie alt auch derjenige sein mag, der ihn versetzt, und man mißtraut einem Kinde weniger als jedem andern; bisweilen reicht ein schwaches Hindernis hin, um einen großartigen Entwurf zu vereiteln.«
    Der Unbekannte verfiel in eine Betrachtung, die mehrere Minuten dauerte. »Herr Wirt,« sprach er dann, »werdet Ihr mich nicht von diesem Wahnsinnigen befreien? Ich kann ihn mit gutem Gewissen nicht töten, und doch,« fügte er mit einem kalt drohenden Ausdruck hinzu, »doch ist er mir lästig. Wo liegt er?«
    »Im Gemach meiner Frau, wo man ihn verbindet, im ersten Stockwerk.«
    »Sind seine Bündel und Säcke bei ihm? Zog er sein Wams nicht aus?«
    »Im Gegenteil, das alles befindet sich in der Küche. Weil er Ihnen aber lästig ist, dieser junge Narr –«
    »Allerdings. Auch verursacht er in Eurem Gasthaus
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