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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere
Autoren: Alexander Dumas
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einen Skandal, womit er ehrbare Leute versuchen wird. Geht hinauf, macht mir meine Rechnung, meldet es meinem Lakai.«
    »Was, gnädiger Herr, Sie wollen uns schon verlassen?«
    »Ihr wißt es wohl, weil ich Euch den Auftrag gab, mein Pferd zu satteln. Hat man mir nicht gehorcht?«
    »Ja, und wie es Ew. Exzellenz schon sehen konnte, so steht das Pferd am Haupttor zur Abreise gesattelt und gezäumt.«
    »Es ist gut; tut jetzt, was ich sagte.«
    »Ach,« seufzte der Wirt, »sollte er sich etwa vor dem Jungen fürchten?«
    Aber ein gebietender Blick des Unbekannten erschütterte ihn. Er verneigte sich demutsvoll uud entfernte sich.
    »Mylady darf von diesem Jungen nicht bemerkt werden,« fuhr der Unbekannte fort; »sie muß alsbald vorübergehen; sie hat sich ohnedies schon verspätet. Es ist offenbar besser, daß ich das Pferd besteige und ihr entgegenreite. – Wenn ich nur erfahren könnte, was in diesem Brief an Tréville enthalten ist.« Der Unbekannte fuhr fort zu murmeln und wandte sich der Küche zu. Mittlerweile war der Wirt, der nicht daran zweifelte, die Anwesenheit des jungen Mannes verscheuche den Unbekannten aus seinem Gasthause, zu seiner Frau hinaufgegangen, wo er d'Artagnan schon als Meister seiner Sinne antraf. Er machte es ihm nun ganz begreiflich, wie ihm die Stadtwache übel mitspielen könnte, weil er mit einem vornehmen Herrn Händel anfing; denn in der Meinung des Wirtes konnte der Unbekannte nur ein vornehmer Herr sein, wonach er dem Verwundeten zuredete, sich ungeachtet seiner Schwäche aufzurichten und seine Reise fortzusetzen.
    Halb betäubt, ohne Wams und den Kopf mit Linnen umwunden, erhob sich d'Artagnan und schickte sich an, vom Wirt angetrieben, dieTreppe hinabzusteigen; als er aber zur Küche kam, fiel sein erster Blick auf seinen Herausforderer, der ruhig neben einem Wagen plauderte, der mit zwei plumpen, normannischen Pferden bespannt war.
    Er besprach sich mit einer Frau von zwanzig bis zweiundzwanzig Jahren. Sie steckte ihren Kopf durch das Fenster des Kutschenschlages. Wir haben schon angemerkt, mit welch rascher Spürkraft d'Artagnan eine Psysiognomie aufzufassen verstand; er sah also auf den ersten Blick, daß die Frau jung und schön war. Diese Schönheit fiel ihm nun um so mehr auf, als sie eine ganz fremde Erscheinung in den südlichen Ländern war, die d'Artagnan bisher kennengelernt hatte. Sie war blaß und blond, hatte lange, geringelte Haare, die bis auf die Schulter herabflossen, große, blaue und schmachtende Augen, und führte mit dem Unbekannten ein sehr lebhaftes Gespräch.
    »Seine Eminenz befiehlt mir also –?« sagte die Dame. »Unverzüglich nach England zurückzukehren, und ihr sogleich Nachricht zu geben, wenn der Herzog London verlassen hat.«
    »Und was meine andern Aufträge anbelangt?« fragte die schöne Reisende. »Sie befinden sich in dem Kästchen, das Sie erst öffnen dürfen, wenn Sie über den Kanal la Manche gefahren sind.«
    »Ganz wohl! Und Sie, was tun denn Sie?«
    »Ich kehre nach Paris zurück.«
    »Ohne den ungebührlichen Jungen zu züchtigen?« versetzte die Dame.
    Der Unbekannte wollte eben antworten, doch in dem Moment, wo er den Mund öffnete, sprang d'Artagnan, der alles angehört hatte, an die Türschwelle und rief: »Der ungebührliche Junge züchtigt andere, und ich hoffe, diesmal werde ihm derjenige, den er züchtigen soll, nicht wie das erstemal entschlüpfen.«
    »Er wird nicht entschlüpfen?« fragte der Unbekannte, die Stirn runzelnd. »Nein, ich setze voraus, daß Ihr es vor einer Dame nicht wagen werdet.«
    »Bedenken Sie,« rief Mylady, als sie sah, wie der Edelmann nach seinem Degen griff, »bedenken Sie, daß die mindeste Verzögerung alles verderben könnte.«
    »Sie haben recht,« erwiderte der Edelmann, »reisen Sie also ab, und ich werde desgleichen tun.«
    Er empfahl sich von der Dame mit einem Nicken des Kopfes und stieg zu Pferde, während der Kutscher mit der Peitsche lebhaft auf die Pferde einhieb. Somit entfernten sich die zwei Sprechenden im Galopp in entgegengesetzter Richtung des Weges.
    »He doch. Eure Zeche!« schrie der Wirt, dessen Ergebenheit für den Reisenden sich in eine tiefe Verachtung verwandelte, als er sah, daß er fortging, ohne seine Rechnung zu berichtigen. »Bezahle ihn, Maulaffe!« rief der Reisende fortgaloppierend seinem Reitknecht zu, der auch dem Wirte zwei oder drei Silbermünzen vor die Füße warf und dann seinem Herrn nachsprengte. »Ha, Feiger! Ha, Nichtswürdiger! Ha, falscher
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