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Die Drei Ausrufezeichen - Vampire in der Nacht

Die Drei Ausrufezeichen - Vampire in der Nacht

Titel: Die Drei Ausrufezeichen - Vampire in der Nacht
Autoren: Petra Streckelmann
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Marie am nächsten Morgen las, was sie an Jo geschrieben hatte, war ihr der Brief peinlich. Er war viel zu kitschig und gefühlsduselig, fand sie und war unschlüssig, ob sie ihn wegwerfen oder einfach nur wegpacken sollte. Jo steht bestimmt nicht auf verkitschte Liebesbriefe, dachte sie und entschied sich für Letzteres. Mit leicht zittrigen Fingern legte sie ihn in die unterste Schublade ihres Schreibtisches. Nur für den Fall, dass sie doch noch den Mut aufbringen würde, ihn abzuschicken. In der Schublade fand sie auch den kleinen silbernen Plastikfisch, den er ihr geschenkt hatte. Sie strich gedankenversunken über die silbernen Schuppen. Gleich nach dem Kuss auf dem Pier hatte er sie zu einem dieser Automaten gezogen, die dort überall herumstanden. Wenn man Geld einwarf, spuckten diese Automaten entweder Kaugummi aus oder irgendein unnützes Plastikspielzeug. So kam der Silberfisch in ihr Leben. Der Fisch blieb ihr, Jo nicht. Marie seufzte.
    Dann ging sie ins Bad, um sich für die Schule zurechtzumachen. Zum Glück lief ihr Vater ihr nicht über den Weg, denn mit dem Strahlegrinsen, das seit einigen Wochen wie festgetackert in seinem Gesicht saß, konnte sie im Moment so gar nichts anfangen. Ob er in Tessa wohl ernsthaft verliebt war, fragte sich Marie, als sie ihre Haare föhnte. Beim Schminken überlegte sie schon, dass das Quatsch war, denn er liebte ihre Mutter schließlich noch immer, auch wenn sie schon so lange tot war. Und als sie in ihre Jacke schlüpfte, waren ihre Gedanken längst woanders. Sie freute sich auf den Shopping-Nachmittag mit Kim und Franzi. Auch wenn sie sich dafür gleich nach der Schule den Kopf über ihr Kostüm zerbrechen musste.
    Kim saß mitten im Biounterricht bei Frau Klotz, die gerade anhand eines Plastikmodells die Anatomie der heimischen Frösche erklärte, als auch ihre Gedanken zur Motto-Party schweiften. Sie hatte ganz vergessen, Michi zu fragen, ob er mit ihr dort hingehen würde. Vielleicht kommt er ja als Geisterjäger verkleidet, dann könnte er mich jagen und mir mal wieder zeigen, wie sehr er mich mag, träumte Kim vor sich hin. Nicht nur ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen, als die Schulsekretärin auf einmal im Klassenzimmer stand. Auch Frau Klotz’ ausführliche Erläuterung über das Paarungsverhalten der Kröten endete abrupt. Sie winkte Kim zu sich, nachdem die Sekretärin ihr etwas zugeflüstert hatte.
    »Ich?«, wunderte sich Kim.
    Frau Klotz nickte. »Ja, Kim, gehst du bitte mal mit Frau Stein nach draußen. Es ist etwas mit deiner Mutter. Nimm bitte deine Sachen gleich mit. Du darfst den Unterricht für heute beenden.« Kims Knie schienen aus Gummi zu sein, als sie Frau Stein hinausfolgte. Und das lag nicht nur an Frau Klotz’ Erklärung. Sie hatte auch noch das Gefühl, als würden alle Klassenkameraden sie von hinten mit Blicken durchlöchern. Es kam so gut wie nie vor, dass jemand von der Sekretärin aus dem Unterricht geholt wurde. Es sei denn ... es sei denn, es war etwas Schlimmes passiert!
    »Hoffentlich wurde sie nicht von einem Vampir gebissen«, rief ihr ein Mitschüler hinterher. »Sehr witzig«, zischte Kim, der das ganze Vampirgerede in der letzten Pause schon gehörig auf die Nerven gegangen war. Die Presse hatte ihr Bestes getan, um mal wieder Panik zu machen. Und zwei ihrer Mitschüler hatten die Schlagzeile des Tages »Vampire in der Stadt?« zum Anlass genommen, hinter den Mädchen herzujagen und so zu tun, als wollten sie sie beißen. Kim ließ das kalt. Ganz im Gegensatz zu der Nachricht, dass zu Hause irgendetwas passiert war.
    Es war etwas Schlimmes passiert! Das sah sie schon am Gesichtsausdruck ihres Vaters, der im Sekretariat auf sie wartete. Kim rutschte das Herz in die Hose.
    »Kim, deine Mutter ist vor einer Stunde mit Blaulicht ins Krankenhaus gebracht worden. Ich konnte leider nicht früher kommen, der Verkehr und so.«
    Kim schossen panisch Tränen in die Augen.
    »Hey, so schlimm ist es auch nicht«, beruhigte ihr Vater sie und nahm sie in den Arm. »Verdacht auf Blinddarmdurchbruch. Das wird schon wieder. Sie ist wirklich noch rechtzeitig ins Krankenhaus gekommen.«
    In dem Moment klingelte das Handy von Kims Vater.
    »Das wird das Krankenhaus sein«, sagte er.
    Kim versuchte, im Gesicht ihres Vaters zu lesen, wie schlimm die Nachricht wohl war. Seine Miene entspannte sich nach einer Minute, und als er auflegte, schnaufte er erleichtert.
    »Puh! Kein Durchbruch. Trotzdem wird sie morgen operiert. Das verflixte Ding soll
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