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Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung

Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung

Titel: Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung
Autoren: Anne McCaffrey
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konnte leugnen, daß diese beiden die idealen Führer für die Pern-Expedition waren.
    »Ehe wir die Hände in den Schoß legen«, fuhr sie etwas lauter fort, »will ich versuchen, unsere Experten zu beruhigen besonders jetzt, da die Sondendaten hereinkommen. Mir ist ja klar, daß jeder Wissenschaftler sein Fachgebiet für den Nabel der Welt halten muß, aber ich habe selten solche Streithähne erlebt wie auf dieser Expedition.« Sie unterdrückte ein Stöhnen, aber dann lachte sie und zwinkerte Paul Benden zu.
    »Noch ein paar Tage, und dann zählen Taten statt Worte, Admiral!«
    Sie kannte ihn gut. Ihm waren die endlosen Diskussionen über Lappalien, in die sich die Verantwortlichen der Landeoperation so gern verrannten, gründlich zuwider.
    Er zog es vor, schnelle Entscheidungen zu treffen und sie unverzüglich in die Tat umzusetzen, anstatt sie zu Tode zu reden.
    »Du hast mehr Geduld mit den Leuten als ich«, meinte der Admiral ruhig. Seit die drei Schiffe vor zwei Monaten das Rubkat-System erreicht und mit den Bremsmanövern begonnen hatten, waren die Tage von öden Besprechungen und Debatten erfüllt gewesen, die sich nach Pauls Ansicht erübrigten, da man sämtliche Details bereits siebzehn Jahre zuvor im Planungsstadium des Unternehmens gründlich breitgetreten hatte.
    Die meisten der 2900 Kolonisten an Bord der Yokohama hatten die gesamte Reisezeit im Tiefschlaf verbracht. Das für die Bedienung und Wartung der drei großen Schiffe erforderliche Personal hatte sich in einem fünfjährigen Turnus abgewechselt. Paul Benden hatte die erste und die letzte Fünfjahresschicht übernommen. Emily Boll war kurz vor den anderen Umweltexperten reanimiert worden, die nun nichts Besseres mit ihrer Zeit anzufangen wußten, als lauthals über die oberflächlichen Berichte des Erkundungs- und Vermessungs-Teams zu lamentieren. Die ehemalige Gouverneurin unterdrückte den Hinweis, daß sie die gleichen Berichte begeistert gelobt hatten, als sie sich um die Teilnahme an der Pern-Expedition bewarben.
    Paul studierte weiterhin aufmerksam die Sondendaten. Seine Blicke wanderten von einem Schirm zum anderen, während er sich mit dem Daumen der linken Hand geistesabwesend über die drei Finger der Rechten strich. Obwohl Paul Benden als Mann nicht der Typ war, zu dem sich Emily hingezogen fühlte, mußte sie doch zugeben, daß er gut aussah, besonders jetzt, da er sein Haar nicht mehr so militärisch kurz trug wie zu Beginn der Expedition. Sie fand, daß die dichte blonde Mähne die kantigen Züge weicher erscheinen ließ - die etwas derbe Nase, das kräftige Kinn und den strengen Mund, der im Moment zu einem schwachen Lächeln verzogen war.
    Die Reise hatte ihm gutgetan: Er strotzte vor Kraft und Energie, und sie hatte den Eindruck, daß er den Strapazen der kommenden Monate ohne weiteres gewachsen sein würde. Dabei erinnerte sie sich noch genau, wie entsetzlich hager er bei der offiziellen Siegesfeier nach der Cygnus-Schlacht ausgesehen hatte, jenem entscheidenden Kampf, in dem er an der Spitze der Purpur-Sektor-Flotte die Wende im Krieg gegen die Nathi herbeigeführt hatte. Damals ging das Gerücht, er sei siebzig Stunden ohne Unterbrechung auf der Kommandobrücke geblieben. Emily glaubte das ohne weiteres. Sie selbst hatte während der schlimmsten Nathi-Angriffe auf ihren Planeten ähnliche Leistungen vollbracht. Der Mensch konnte sich eine Menge abverlangen, wenn er dazu gezwungen wurde. Vielleicht forderte der Körper später seinen Tribut, aber im Moment war Benden, der jetzt in seinem sechsten Jahrzehnt stand, ein Urbild an Kraft und Gesundheit. Und auch sie spürte kein Nachlassen ihrer Energien. Vierzehn Jahre Tiefschlaf schienen die bleierne Müdigkeit vertrieben zu haben, die sie nach der kräftezehrenden Verteidigung von Centauri First empfunden hatte.
    Eine herrliche Welt, der sie sich jetzt näherten! Emily seufzte. Immer noch fiel es ihr schwer, die Blicke länger als ein paar Sekunden vom Hauptschirm abzuwenden. Den anderen erging es nicht besser. Wer immer auf der Brücke Dienst tat oder nach der letzten Schicht im Kommandoraum geblieben war, war gefesselt vom Anblick des Planeten, dem sie entgegenflogen.
    Emily wußte nicht mehr, wer dieser Welt den Namen Pern gegeben hatte - höchstwahrscheinlich hatten die Buchstaben, die quer über dem veröffentlichten Bericht prangten, ursprünglich etwas ganz anderes bedeutet -, aber nun hieß sie offiziell Pern, und sie gehörte ihnen. Sie flogen parallel zum Äquator.
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