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Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2
Autoren: Maja Winter
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Nival. Das ist der einzige Mann, den ich je geliebt habe … Mit Gewalt verbannte sie jeden Gedanken an Nival aus ihrem Geist. Sie musste aufhören zu denken und sich den Worten hingeben, den zauberhaften Worten einer uralten Sprache.
    » Wintika. Wintika.« Mit der Macht eines lebendigen Drachen dürfte ihr nichts unmöglich sein. Keine Unsicherheit, kein Zweifel. Es ist leicht. Das war es immer. So leicht wie Atmen … Welche Ironie, hier von Atmen zu sprechen, bei diesem Sterbenden, der in seinem eigenen Blut badete, der in seinen Schmerzen ertrank.
    » Wintika.«
    Sie hüllte Jikesch in die klebrige Masse ein, von Kopf bis Fuß. Als wäre er immer noch ihr Geliebter.
    » Wintika …« Immer wieder. Wintika. Es gab keine anderen Wörter mehr, nur dieses eine Wort aus dem uralten Schöpfungsbericht der Drachen.
    » Da oben fliegt ein Drache«, flüsterte Gah Ran. » Das wird Scharech-Pars Schoßhündchen sein, Ojia Ban. Er ist blau.«
    Nur mit Mühe vermochte Linn es, den Nebel aus ihren Gedanken zu vertreiben und in die Wirklichkeit zurückzufinden. Die Sonne war bereits untergegangen, rot blutete der Abendhimmel. Sie starrte auf die Wolken, durch die der blaugrüne Drache schimmerte, und fragte sich, ob es überhaupt irgendetwas in dieser Welt gab, das heil war. Sie selbst fühlte sich so erschöpft, dass ihr beim Aufstehen schwindlig wurde.
    » Dann sollten wir in Deckung gehen.«
    » Ich hatte gehofft, du würdest vielleicht doch kämpfen wollen. Deine Rache, weißt du noch? Das ist der Letzte, den du töten musst.«
    » Du bist der Letzte, den ich töten muss«, erinnerte Linn. Sie war völlig erschöpft. » Weißt du was? Ich habe keine Lust mehr, irgendwen oder irgendetwas zu töten. Wir sollten uns im Wald verstecken.« Sie sah auf das Bündel Mensch herunter, mit dem sie sich so lange beschäftigt hatte. Denk nicht, dass es Nival ist. Vergiss Jikesch. Denk nicht an dein Herz. Denk gar nichts, nur, dass das hier deine Aufgabe ist.
    » Du musst ihn tragen.«
    » Ich?« Gah Ran schnaubte empört. » Ich war die rechte Hand des ValaNaik. Wir waren wie Brüder. Ich saß neben ihm, sogar an Festtagen. Ich bin kein Lastesel!«
    » Du bist ja noch eingebildeter als Nat Kyah und Chamija zusammen!«, fauchte sie. » Es geht nicht anders. Wir brauchen einen anderen Platz, bevor uns jemand hier entdeckt. Schluck endlich deinen Stolz hinunter.« Sie funkelte ihn wütend an. » Flieg doch, wenn es dir nicht passt. Niemand hindert dich daran.«
    Sie breitete die einzige Decke, die sie besaß, auf dem Boden aus, zögerte jedoch, als sie sich Nival zuwandte. » Ich muss ihn bewegen, aber er darf nicht aufwachen. Ich brauche einen Schlafzauber.«
    Der Drache fluchte, doch Linn ließ nicht locker. » Sag mir das Wort dafür. Für festen Schlaf. Bei allen Göttern, Gah Ran! Du warst sehr schnell bereit, ihn zu töten, aber wenn es darum geht, ihm zu helfen, bist du sturer als ein Esel!«
    » Er wird nie wieder aufwachen, wenn der Zauber zu stark ist.«
    » Ich will kein Wort für ewigen Schlaf! Nur für eine Nacht.«
    » Jagian«, murmelte Gah Ran verdrossen.
    Linn sprach den Zauber über Nival aus, bevor sie ihn auf die Decke hievte. Sie band die gegenüberliegenden Ecken zusammen und bat den Drachen, die behelfsmäßige Trage behutsam hochzuheben. Unter wilden Flüchen erklärte sich das riesige Untier schließlich dazu bereit und nahm die Deckenzipfel vorsichtig zwischen die Zähne.
    Linn ging ihm nach, über die Hügel. Der Zweifel war fort. Wer auch immer dieser rote Drache war und was er wollte – nicht, dass sie es ganz durchschaut hätte –, war ihr auf jeden Fall lieber als Chamija.
    Denn dafür werde ich sie vernichten. Für das, was sie Jikesch angetan hat.
    Die Hügel wuchsen in die Höhe und wurden zu Bergen. Über den Gipfeln hingen die Wolken tief. Doch mit jedem Schritt wurde alles klarer.
    » Sie hat mich besiegt, Gah Ran«, sagte Linn. » Uns beide. Wir könnten die Macht in den Händen halten, stattdessen hat sie alles. Aber sie hat einen Fehler gemacht, einen entscheidenden Fehler. Sie hat mich dazu gebracht, mich für dich zu entscheiden. Wenn sie ehrlich gewesen wäre, dann wäre es ihr vielleicht gelungen, mich auf ihre Seite zu ziehen. Aber jetzt graust es mir vor ihr. Ich werde gegen sie kämpfen, mit Magie oder ohne. Mit dir oder ohne dich.«
    » Na wunderbar«, stöhnte Gah Ran. Er legte den Verletzten ab und schüttelte die Flügel aus. » Was nützt mir das? Du bist dabei, deine Kraft zu
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