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Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2
Autoren: Maja Winter
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vergeuden, an dieses Häufchen Mensch, das besser tot wäre. Bald ist nichts mehr von deiner Magie übrig. Du kannst nicht einmal mehr kämpfen. Wie willst du Chamija den Stein denn wieder abnehmen? Ich wüsste nicht, wie dir das gelingen sollte.«
    » Ich denke mir gerade was aus.«
    » Was hast du denn jetzt schon wieder vor? Wenn du anfängst, Pläne zu schmieden, beginne ich mich zu fürchten.«
    » Wir gehen nach Tijoa, und ich biete mich Scharech-Par als seine neue Zauberin an. Dann helfe ich ihm gegen Chamija und bringe den Stein wieder an mich, wir tun, was immer du damit tun willst, und Scharech-Par verliert die Macht über seine Drachen. Am Ende haben wir beide besiegt.«
    » Wie einfach das bei dir klingt«, höhnte Gah Ran. » Vielleicht solltest du dabei berücksichtigen, dass du bald keine Zauberin mehr bist und nicht einmal mehr Scharech-Par etwas nützen kannst, geschweige denn mir!«
    » Dafür finde ich schon eine Lösung.«
    Unbeirrbar stapfte Linn ihm nach, während die Nacht sich auf sie herabstürzte und die Schenner Berge verschlang. Kühl und abweisend leuchtete der Mond durch die Wolken, die eilig über den Himmel zogen, dunkel und dicht wie Fetzen aus schwarzem Samt.
    Linn gönnte sich nur kurz Ruhe. Ein paar Stunden, dann schreckte sie wieder hoch. Das Licht über den Wiesen war warm und weich wie Wasser, und sie fühlte sich merkwürdig getröstet davon, dass es wieder einen neuen Tag gab, obwohl es ihr gestern noch so vorgekommen war, als fiele die ganze Welt auseinander. Sie beugte sich rasch über den Verletzten und überprüfte, ob er noch atmete. Er hatte nichts von Nival, sondern sah aus wie ein Ungeborenes unter der dicken Schleimschicht oder wie eine dunkelrote, eingesponnene Raupe, eine Ferran, die kostbare Seide wob. Ob der Heilzauber wirkte, war nicht zu erkennen. Es schien nichts zu bluten, aber aufwachen durfte er auf keinen Fall; die Schmerzen würden unvorstellbar sein. Vorsichtshalber erneuerte sie den Schlafzauber, bevor sie sich auf die Suche nach einem Bach oder einer Quelle machte.
    Als sie zurückkam, war Gah Ran fortgeflogen, hoffentlich, um für das Frühstück zu sorgen. Linn flößte Nival etwas Wasser ein, sprach den Heilzauber bis zur Erschöpfung und legte sich dann neben ihn. Über ihr segelten die Wolken dahin, und sie wunderte sich, dass die Götter nicht den Lauf der Dinge anhielten und warteten, sondern dass sie einfach weitermachten, was auch geschah, ungeachtet des Lebens und Sterbens der Menschen. Irgendwann schlief sie ein. In ihrem Traum begegnete sie Jikesch, der sich in den Schoß der zerbrochenen Göttin schmiegte und mit seinen schwarzen Augen zwinkerte. Meine Drachenmaid.
    Selbst im Traum wusste sie, dass etwas nicht stimmte, wenn sie auch nicht darauf kam, was es war.
    Schau, sagte er, ich kann fliegen, und dann breitete er die Arme aus und sprang, aber auf einmal war es nicht die Statue, sondern der Turm, von dem er sich herabstürzte. Ein Turm, hoch wie der Himmel und tief wie die Drachengrube. Er fiel und fiel, und sie sah ihm dabei zu und dachte: Ich sollte Nival bitten, das aufzuschreiben. Er muss mit dem König darüber reden …
    Linn schrak hoch, keuchend, und weil es an Nival nichts gab, was sie anfassen konnte, wusch sie ihm die Haare und lehnte dann ihre Wange an die blonden Strähnen.
    » Spring nicht«, sagte sie leise zu ihm. » Es ist zu tief. Du darfst nicht springen.«
    Er antwortete nicht. Stumm lag er da, und sie dachte: Und wenn Gah Ran recht hat? Ich hätte Nival sterben lassen sollen. Da bemerkte sie den ersten Schimmer neuer Haut über seinen Wunden.

31

    Am nächsten Morgen fand Linn Gah Ran eingerollt wie eine Katze, in seiner Mitte den Verletzten wie ein schlafendes Baby, eine Wolke aus magischem Staub deckte ihn zu. » Wintika«, flüsterte sie.
    Die Müdigkeit steckte ihr in den Knochen, und doch tastete sie sich durch den Wald, mitten durchs Unterholz, bis sie oben auf dem Hügel herauskam und die Stadt vor sich liegen sah. Das Schloss, glänzend im Morgenlicht, sah stolz aus wie eh und je. Ein Strom von Rittern und Soldaten wälzte sich den Hang hinab ins Tal, wo eine kleinere Gruppe bereits wartete. Der blaugrüne Drache war unschwer von hier oben auszumachen, der Mann neben ihm musste Scharech-Par sein.
    An der Spitze des Zuges ritt der Prinz, die Reiterin neben ihm war weithin an ihrem langen blonden Haar zu erkennen. Während die Zuschauer sich im Tal verteilten, ritten Arian und Chamija auf den Herausforderer
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