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Die Dienerin - Gesamtausgabe

Die Dienerin - Gesamtausgabe

Titel: Die Dienerin - Gesamtausgabe
Autoren: Jennifer Miller
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Blick rein. Selda erkannte ihre Bewerbungsmappe und hoffte, sie müsse nicht wieder ihre ganze Lebensgeschichte von Anfang an erzählen. Sie hatte Glück, Frau von Beek überflog sie kurz und schaute Selda an.
    „ Ich glaube, das könnte was mit uns werden. Wir zahlen ihnen 10,- die Stunde Netto, sie bekommen 24 Tage Urlaub im Jahr. Die Probezeit beträgt eine Woche.“
    Selda stutzte, eine so kurze Probezeit war sehr ungewöhnlich, aber sie hakte nicht nach, es war ihr im Grunde egal. In Gedanken war sie längst in einem Schuhladen und hatte teure, hochhackige Schuhe an ihren Füßen.
    „Da wäre noch etwas.“
    Frau von Beek räusperte sich, so als würde sie gleich etwas sehr una ngenehmes aussprechen und Seldas Herz machte einen Hüpfer. Da war es wieder:
    Der Haken. Immer wenn Selda Glück hatte, folgte darauf sofort der Haken.
    „Herr von Beek möchte auch mit ihnen reden.“
    Selda verstand nicht, was daran schlimm war. Das konnte doch kein Haken sein.
    „Ich habe nichts dagegen, wir können gerne noch einen Gesprächstermin ausmachen.“
    Frau von Beek lächelte unsicher.
    „Das wird nicht nötig sein. Herr von Beek ist bereits unterwegs, er müsste jeden Augenblick eintreffen. Ich würde sie gerne bitten, zu warten. Ich habe leider noch einen Termin und muss gleich los, aber die Haushälterin ist im Haus, sie sind also nicht allein.“
    Frau von Beek stand auf und verabschiedete sich von Selda. Schnellen Schrittes ging sie die Treppe runter, Selda hörte noch, wie sich einige Türen öffneten und schlossen, aber sie schien in dem riesigen Haus allein zu sein. Unsicher drehte und wendete sie sich auf dem Stuhl, sie traute sich kaum aufzustehen und wusste nicht mal warum. Sie hätte vor allem die Fotos gerne von der Nähe betrachtet. Von der Agentur wusste sie, dass das Paar keine Kinder hatte.
    Frau von Beek wirkte jünger, aber laut Agentur war sie schon über Fünfzig. Geld, dachte sich Selda, es ist das Geld, man spürt und sieht es überall. Wenn Frau von Beek Kassiererin im Supermarkt wäre, würde sie eher glatt 10 Jahre älter aussehen, als zehn Jahre jünger.
    Plötzlich hörte sie eine Tür und gedämpfte Stimmen. Sofort beschleunigte sich ihr Puls. Obwohl sie sich sicher war, den Job bereits in der Tasche zu haben, fühlte sie sich unbehaglich. Was wenn alles von Herr von Beek abhing und sie gefiel ihm nicht? Wieder schickte sie ein Stoßgebet und hoffte, alles würde sich zum Guten wenden.
    Sie konnte kaum atmen vor Aufregung, als sie seine Schritte hörte, sie wurden immer lauter und als sie das Gefühl hatte, er war im Raum, stand sie auf und dreht sich um. Sie erstarrte beim Anblick von Herr von Beek und spürte, dass sich ihr Leben von nun an von Grund auf ändern würde. Sie wusste es einfach.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    2.
     
    Selda war aufgestanden, sie tat es automatisch. Als Frau stand sie sonst nie auf, wenn sie einen Mann begrüßte, heute war es das erste Mal. Und er war es wert, dachte sie.
    Vor ihr stand der attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte. Er hatte eine leicht gebräunte Haut, und man sah ihm an, dass er eher das Leben genoss, als hinter ehrlicher Arbeit hinterher zu rennen. Sein Händedruck war kräftig, er strahlte sie an und seine Zähne blitzten. Wieder sah Selda den Unterschied, reiche Menschen waren eben fast perfekt.
    „Meine Frau hat mir ein wenig von ihnen erzählt, sie war ziemlich beeindruckt von ihnen Frau Dursun.“
    Er deutete auf den Stuhl und setzte sich ihr gegenüber, genau wie seine Frau, mit dem Unterschied, dass er den Stuhl sehr nahe an sie ran rückte. Selda freute sich über das Kompliment und lächelte, bis Herr von Beek weitersprach und ihr das Blut in den Adern gefror.
    „Meine Frau hält sie aber für aufsässig und be sserwisserisch.“
    Selda war sprachlos. Sie riss die Augen auf und überlegte fieberhaft, warum Frau von Beek sie ihrem Mann so beschrieben hatte. Was hatte sie falsch gemacht? Herr von Beek wartete keine Reaktion ab, sondern erlöste Selda von der peinlichen Situation.
    „Sie brauchen sich keine Gedanken zu machen Frau Dursun, ich stelle sie ein und sie werden meiner Frau kaum über den Weg laufen. Im Übrigen, sie ist eine heuchlerische Schlampe. Egal was sie sagt, es kann ihnen vollkommen egal sein. Ich würde mit ihnen gerne über ihre Arbeit im Haus reden.“
    Selda war völlig überfordert, sie fing an zu schwitzen und fragte sich, was soll das alles? Warum der
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