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Die Diener des Boesen

Die Diener des Boesen

Titel: Die Diener des Boesen
Autoren: Christopher Golden , Nancy Holder
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beißt mich!«
    »Halt still.« Er strich ihr suchend durchs Haar.
    Ein Grollen rollte aus der Ferne heran.
    »Klingt nach Gewitter«, knurrte er. »Großartig.«
    »Au!«, schrie sie auf und schlug heftig den Kopf hin und her, als der Schmerz ihre Schädeldecke durchbohrte.
    »Beeil dich!«
    »Ich kann nichts sehen ...«, sagte Shock. »He, warte doch!«
    Beide Hände krampfhaft gegen den Kopf gepresst rannte Connie in blinder Panik davon.

    Nicht weit vom Stadtzentrum entfernt, in einem malerischen, im spanischen Stil gehaltenen Apartmentkomplex, zappte sich Jamie Anderson durch sein gesamtes Mega-Gold-Kabelpaket, doch nichts nahm seine Aufmerksamkeit lange genug gefangen, um ihn am Umschalten zu hindern. Er tat so, als würde er nicht merken, wie seine linke Hand nach der Scotchflasche auf dem Beistelltisch neben seinem Fernsehsessel griff. Er wollte nicht wahrhaben, dass er die Flasche an die Lippen hob. Aber nichts konnte das heiße Brennen überspielen, mit dem der Whisky durch seine Kehle lief
    Er wusste, wie viel noch in der Flasche war - ungefähr ein Drittel. Er wusste auch, wie viel er noch trinken konnte, ohne seine ArbeitsFähigkeit zu riskieren: nichts.
    Und so nahm er noch einen weiteren Schluck für unterwegs und stellte die Flasche entschlossen zurück auf den Tisch.
    Vor ein paar Monaten hatte er seinen Nachbarn getroffen, Rupert Giles, an einem Samstagmorgen, als beide ihre Post aus dem Briefkasten im Foyer des Gebäudes geholt hatten. Jamie wusste, dass er nach Alkohol roch und schrecklich aussah, und er machte ein paar lässige, scherzhafte Bemerkungen darüber, dass er in der vergangenen Nacht wohl ein Glas zuviel getrunken habe. Ein typischer Kalifornier wäre darüber hinweggegangen und hätte irgendetwas Belangloses gesagt - schließlich gab es nicht grundlos Zäune zwischen den Häusern typischer kalifornischer Vorstädte -, aber Rupert Giles hatte ihn überrascht.
    Der Engländer hatte sich für einen Moment an die Wand gelehnt und Jamie mit aufrichtigem Mitgefühl betrachtet. Er hatte gesagt: »Vor nicht allzu langer Zeit habe ich selbst die Flucht zur Flasche angetreten. Womit ich nicht gesagt haben will, dass Sie so etwas tun. Nun ja ... ich habe jedenfalls keinen Dschinn am Grund der Flasche gefunden. Nur einen Dämon, von dem ich glaubte, dass ich ihm längst entkommen wäre.«
    Jamie hätte ihm fast von dem Kampf erzählt, den er jeden Tag aufs
    Neue auszufechten hatte. Nein, nicht die Tage waren unerträglich. Es waren die Nächte. Die Nächte, in denen er sich hin und her wälzte und alles Mögliche zu sich nahm, um sich zu betäuben und so den nächsten Arbeitstag überstehen zu können. Der Alkohol, in dem er seine Gefühle zu ertränken versuchte. Die Suche nach irgendetwas, das ihm half, den ständigen Sorgen zu entkommen, die ihn erbarmungslos erdrückten. Die Angst, dass er zu weit wegdriftete, um das Telefon zu hören, falls Brian anrief Schweißgebadet schreckte er dann aus dem Schlaf auf, rief nach seinem Sohn, seiner Frau und überprüfte wieder und wieder den Anrufbeantworter.
    Und weinte in sein Kissen.
    Vier Jahre der Hölle, Nacht für Nacht.
    Aber er war ein harter Mann, und ins Bier zu heulen löste keine Probleme. Und obwohl Jamie sich danach sehnte, diesem völlig Fremden die ganze traurige Geschichte zu erzählen, hatte er irgendetwas davon gemurmelt, dass er nicht von Dämonen verfolgt werde, sondern nur seinen Sohn vermisse. Dann hatte er die Augen abgewendet und so getan, als wolle er nicht darüber reden.
    Aber er wollte. Wollte es unbedingt.
    Er hatte dem anderen Mann hastig den Rücken zugedreht, um seine Tränen zu verbergen.
    Erst bei ihrer zweiten Begegnung in der Highschool hatten sie offen miteinander geredet. Ungefähr einmal pro Semester schickte die Polizei einen ihrer Mitarbeiter in die Highschool, um mit den Kids über Probleme wie Ausreißen und Selbstmordgefährdung zu sprechen und ihnen die Stellen zu nennen, von denen man Hilfe bekommen konnte, bevor man in eine derart verzweifelte Lage geriet. Jamie wusste, dass die städtischen Behörden die Statistiken nicht veröffentlichen wollten, aber unter den Jugendlichen von Sunnydale gab es eine alarmierend hohe Anzahl von Schulschwänzern, Ausreißern und Todesfällen.
    In diesem Semester war Jamie die Aufgabe zugefallen, die er und seine Kollegen von der Wache als »Deprie-Dienst« bezeichneten - ja, hatte er versichert, natürlich könne er damit zurechtkommen; nein, es gehe ihm nicht zu nahe. Den
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