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Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Titel: Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
Autoren: Jana Oliver
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der Dämon atmen, und es ist ziemlich schwer für sie, den Deckel aufzudrehen.« Sie grinste. »Sie hassen die Dinger wie die Pest.«
    Riley stellte sich auf die Zehenspitzen, hob den Unhold an den bekrallten Füßen hoch und betrachtete ihn misstrauisch. Manchmal taten sie nur so, als schliefen sie, um anschließend die Flucht zu ergreifen.
    Dieser hier allerdings war völlig weggetreten.
    »Gut gemacht. Ich unterschreibe dir das Auftragsformular«, sagte die Bibliothekarin und ging zu ihrem Schreibtisch.
    Riley gestattete sich ein selbstzufriedenes Grinsen. Das hatte ja prima geklappt. Ihr Dad würde echt stolz auf sie sein. Als sie den Dämon über die Tasse hielt, hörte sie ein tiefes, unheimliches Lachen. Eine Sekunde später streifte ein Windhauch ihr Gesicht, so dass sie blinzeln musste. Die Papiere auf den Tischen raschelten. Riley hielt sich an den Rat ihres Vaters und konzentrierte sich auf den Dämon. Der Biblio würde bald wieder aufwachen, und dann würde er ausflippen. Als sie ihn in die Tasse steckte, begann er bereits zu zucken.
    »O nein, du bleibst schön hier«, sagte sie.
    Die Brise wurde kräftiger. Die Papiere raschelten nicht länger, sondern wurden vom Luftzug erfasst und wirbelten wie rechteckiges weißes Laub durch den Raum.
    »Hey, was soll das denn?«, wollte eine Studentin wissen.
    Es ertönte ein sich auf seltsame Art veränderndes Geräusch. Riley warf einen raschen Blick nach oben und sah, wie die Bücher anfingen, sich eins nach dem anderen ganz von allein aus dem Regal zu schieben. Wie Hubschrauber hingen sie in der Luft, ehe sie im scharfen Bogen abdrehten. Eines zischte knapp über den Kopf eines Studenten hinweg, der das Kinn auf den Tisch knallte, um nicht getroffen zu werden.
    Der Wind nahm zu, wirbelte durch die Buchreihen wie der Nachtwind im Wald. Schreie waren zu hören, dazu das gedämpfte Geräusch von über Teppich rennenden Füßen, als die Studenten in Richtung Ausgang hetzten.
    Der Biblio rührte sich, spie Obszönitäten aus und schlug wie rasend um sich. Gerade als Riley begann, die Passage aus Melville zu rezitieren, die sie auswendig gelernt hatte, ging der Feueralarm los und übertönte sie. Ein schweres Buch traf sie an der Schulter, und sie stürzte gegen ein Regal. Benommen schüttelte sie den Kopf, um wieder klar denken zu können. Die Tasse samt Deckel lag auf dem Boden vor ihren Füßen. Der Dämon war verschwunden.
    »Nein! Das darf doch nicht wahr sein!«
    Voller Panik machte sie sich auf die Suche. In einem Mahlstrom aus Büchern, Papieren und fliegenden Notebooks entdeckte sie den Höllendiener schließlich, wie er auf die geschlossene Tür zusteuerte. Auf die Tür, die zum Raum mit den seltenen Büchern führte. Riley bückte sich, um einer Formation Nachschlagewerke auszuweichen, die sich wie ein Schwarm zorniger Seemöwen auf sie stürzte, packte die Plastiktasse und stopfte sie in ihre Jackentasche.
    Sie musste diesen Dämon irgendwie wieder da rein bekommen.
    Zu ihrem Entsetzen schwang die Tür zum Raum für seltene Bücher auf, und ein verwirrter Student spähte hinaus in das Chaos. Als würde der Dämon begreifen, dass ihm nun nichts mehr im Weg stand, legte er noch einmal einen Zahn zu. Er sprang auf einen Stuhl, auf dem kurz zuvor noch ein entsetzter Student gesessen hatte, und von dort auf den Informationsschalter. Seine kleinen Füße hämmerten, er machte einen Hechtsprung, vollführte eine Rolle und machte sich bereit für den letzten Sprint auf die offene Tür zu. Ein winziger Footballspieler, der auf die Ziellinie zusteuerte.
    Riley stieß jeden beiseite, der ihr im Weg stand, den Blick auf die kleine Gestalt fixiert, die über den Boden raste. Als sie über den Tresen sprang, knallte etwas gegen ihren Rücken und brachte sie aus dem Gleichgewicht. In einem Regen aus Stiften, Papieren und Ablagekörben ging sie zu Boden. Es gab ein verräterisches Geräusch, und ihre Jeans hatte einen Riss. Auf allen vieren kauernd, machte Riley einen Satz nach vorn, wobei sie die Arme so weit wie möglich ausstreckte. Mit den Fingern der rechten Hand erwischte sie den Dämon an der Hüfte und zog ihn zu sich zurück. Er schrie und zappelte und pisste, aber sie ließ nicht los. Riley zog die Tasse aus der Tasche und stopfte den Kleinen hinein. Sie presste die Handfläche über den Becher, lag auf dem Rücken und starrte hoch an die Decke. Um sie herum blitzten Lichter auf, der Alarm kreischte. Sie konnte nur stoßweise atmen, ihr Kopf schmerzte. Beide
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