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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten
Autoren: Tobias O. Meißner
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Dämonen, dann hatten die Menschen ihn gewonnen.
    Doch etwas ereignete sich. Mit Koaron ging etwas vor. Der Junge hatte sich gerade die Kleider vom Leib gerissen und sich von hinten der hockenden Voy genähert, als ihn ein Krampf plötzlich vornüberbog. Er keuchte und schien zu schäumen. Etwas Rotes brach aus ihm hervor, aus seinen Ohren, seiner Nase, seinem Mund, seinen Handinnenflächen, seinem hocherregten Geschlecht, seinem Hinterteil, selbst aus seinen Zehennägeln und den Spitzen der Behaarung auf seinen Schienbeinen.
    Orogontorogon formte sich neu, aber anders. Sein roter, muskulöser Leib, nun kaum größer als der eines Menschenmannes, bildete schwarze Stacheln aus wie ein Gäus. Gleichzeitig lag ihm eine silbrige Maske auf dem Gesicht, die Gilgels gestohlener Kapitänsfratze nicht unähnlich war, aber vier verlängerte Hörner besaß, zwei abwärts gebogene silberne und zwei aufwärts strebende dunkle, die wiederum den schwarzen Körperstacheln nachempfunden schienen. Das war nicht mehr Orogontorogon. Das war Orison. Der neue, alte König.
    Und Orison handelte. Mit der einen Hand fing er Adains sich verflüchtigendes Wesen, mit der anderen das bereits bewusstlose von Paner Eleod. Für einen Augenblick dachte er darüber nach, seine Hände zusammenzuführen und aus den beiden Geistern einen zu formen, doch dann entschied er sich anders. Er nahm die beiden in den Mund und hielt sie dort warm. Dann ging er zu der nach wie vor auf der Seite liegenden Uthlen hinüber und steckte diese in Brand.
    Koaron kauerte auf allen vieren im gläsernen Sand. Voy kam zu ihm hin, als sie sah, dass er Hilfe brauchte. Er war nackt und schutzlos, deshalb wärmte sie ihn, wie nur ein Schiffsmädchen das konnte.
    Das Beiboot brannte. Vor den Flammen stand der schrecklichste, kraftvollste Dämon, den Voy je erblickt hatte, und schien in dem blakenden Rauch zu baden. Er formte etwas. Er formte etwas aus dem Brand und dem Blut und der verströmten Lebenskraft der Toten.
    Zuerst bildete er einen rauchfarbenen, nackten Frauenkörper mit wallenden Haaren und riesigen, irisierenden Schwingen auf dem Rücken. Voy hatte noch niemals zuvor ein derartiges Lebewesen erblickt. Das schwarze Wesen bekam etwas eingehaucht, daraufhin schlug es die Augen auf und blickte sich verwirrt um und den eigenen Körper an.
    Währenddessen erzeugte der Dämon ein zweites Wesen derselben Gattung, nur dass dieses offensichtlich ein nackter Mann war. Auch diesem hauchte der Dämon etwas ein, auch dieser blinzelte verwirrt und betrachtete sich und seinen Erzeuger. Die Schwingen der beiden Rauchgeschöpfe waren derartig groß, dass sie sich unter dem Himmel fortwährend ins Gehege zu kommen schienen.
    »Orison?«, sprach das Frauenwesen den Dämon an.
    »Ja«, sagte der Dämon. »Ich hatte das Gefühl, dass du dich in einem Frauenleib wohler fühlen würdest als in einem Mann, deshalb habe ich aus dir eine Frau gemacht. Und dich, Paner Eleod« – er wandte sich an den schwarzen Mann – »wollte ich nicht unnötig verwirren. Du warst immer ein Mann und sollst es bleiben. Obwohl ich, wie ich zugeben muss, mit dem Gedanken spielte, aus dir ein Insekt zu machen, zur Erinnerung an deinen Vorgänger Turer.«
    Der schwarze Mann wich ein wenig zurück. »Was bin ich?«, fragte er.
    »In erster Linie bist du nun frei «, sagte der rote Dämon mit der Silbermaske. »Wenn du keinen anderen Ehrgeiz verspürst, als weiterhin ein Herrscher über Dummköpfe zu sein, dann flieg nach Cer und zeige dich in deiner neuen, verbesserten Gestalt. Ich jedoch habe andere Pläne und lade dich ein, an ihnen mitzuwirken.«
    »Was für Pläne?«
    »Ich will das Land Orison wieder fruchtbar machen. Grün und blütenbunt. Und ich will es bevölkern mit Wesen von unvorstellbarer Schönheit und Anmut.«
    »Dämonen«, sagte Paner Eleod.
    »Ja. Den prächtigsten Dämonen, die es jemals gab.«
    »Und was wird aus den Menschen?«
    »Oh, die können ruhig fortbestehen. Aber sie sollen ihre Grenzen bekommen, ihre Gehege, in denen sie Unfug treiben dürfen, so viel sie wollen. Der weitaus größte Teil des Landes soll unbehelligt gedeihen.«
    »Wie willst du das anstellen? Ich versuche seit Jahren, die Wüste zu bepflanzen. Es will nicht gelingen.«
    »Ich weiß. Deine Bemühungen sind der hauptsächliche Grund, weshalb ich dich am Leben lassen möchte. Ich habe zwar geschlafen, aber ich träumte von dem Land. Und während meines Traumes konnte ich das meiste, was vor sich ging, wispern
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