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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen
Autoren: Tobias O. Meißner
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klappen!, schrie Irathindur sich innerlich zu. Wenn ich nur nicht vorher zu Boden gehe, weil meine Lebenskraft aufgebraucht ist. DieMenge jaulte und kläffte wie Wölfe oder Hyänen. Blut floss in Strömen. Meistenteils Irathindurs Blut, aber auch Gäus blutete schlieβlich aus derNase.
    Beider Blut roch nach Weihrauch.
    Der Mond begann sich zu drehen.
    Diesmal lieβ der Krug zur nächsten Pause beinahe einen Monat auf sich warten. Irathindur schlug schon nur noch mechanisch zu, ohne den Gegner als Gegner zu begreifen. Wie einen Sandsack bearbeitete er Gäus. Der dreibeinige Dämon begann mit jedem Atemzug zu wimmern. Irathindur schlug, ohne zu sehen und zu fühlen. Vielleicht hatte er den Krug nur überhört. Nein, dann wäre doch schon jemand gekommen und hätte ihn von Gäus fortgerissen. Gäus träumte, von einem Land, in dem alles stillstand, das in sich ruhte, friedfertig und lautlos war.
    Endlich das berstende Geräusch, das allen Lärm durchtrennte. Irathindur wankte irgendwie zu Meridienn, die ihm auch halb entgegenkam, aber jetzt plötzlich so kurze Haare hatte, dass sie wie Tierfell schimmerten. Auch mit ihrer linken Hand war irgendetwas nicht in Ordnung, sie sah aus, als wäre sie in heiβes Metall getaucht worden und dann in Eiswasser, um zu erkalten.
    »Ich schaffe es nicht«, japste er verwirrt. »Er fällt einfach nicht.«
    »Du triffst nicht genau genug. Die Frequenz ist groβartig, aber die Präzision fehlt. Dennoch, Minten, hörst du mich? Oloc ist fertig! Er weint schon, weiβ gar nicht mehr, was er tun soll! Die Leute pfeifen ihn aus, spotten über ihn! Noch eine Runde, eine einzige Runde in dieser Manier, und du hast ihn!«
    Minten? Oloc? Irathindur war vollkommen irritiert. Als er an seinem nackten Frauenkörper hinunterblickte, sah er zwischen seinen Füβen eine Wasserlache sich ausbreiten, die von dem Schwamm stammte, dem ihm die nun kräftiger gewordene Meridienn wieder und wieder aufs Gesicht drückte. In dieser Pfütze spiegelte er sich und war weder Frau noch nasenloser Dämon, sondern ein junger, kahlrasierter Mann mit einem unverwandten Blick.
    »Ich … schaffe … keine Runde mehr in dieser Manier …«, ächzte Irathindur.
    »Du musst, Minten. Du musst jetzt!«
    Es ging weiter. Irathindur schüttelte sich mit Schweiβ- und Wassertropfen sämtliche Unsicherheiten ab. Ich bin eine Frau , sagte er sich, ich bin ein Mann, ich bin golden, ich bin schön, ich bin jung, ich bin uralt, ich bin unendlich und werde gewinnen . Er ging erneut in die Offensive. Gäus mit dem Rücken am Seil. Zurückgebogen halb über dem Seil. Das Seil spannte sich fast wie eine Bogensehne. Und dann, mit einem Aufschrei der tiefsten Frustration, schlug Gäus zurück. Stach einfach durch alle ihm entgegenprasselnden Schläge durch und riss Irathindur mit der Faust beinahe den Schädel vom Hals.
    Irathindur flog nach hinten und krachte auf die Bretter. Aber auch Gäus stürzte. Fast eine halbe Runde lang krochen beide durch den Ring wie Kleinkinder. Dann kamen sie wieder hoch, Irathindur nur mithilfe des Seiles, an dem er sich hochzog, Gäus aus eigener Kraft. »Bleib liegen!«, hörte Irathindur Meridienns tiefer gewordene Stimme durch die Zuschauer hindurchschreien. Doch er wollte nicht liegen bleiben. Was würde dann aus der Welt werden, wenn der dumme, schwerfällige Gäus gewann? Der würde es doch nie und nimmer fertigbringen, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Gäus würde doch allenfalls seinen alten Berater zum König küren.
    Ein einziger Volltreffer nur. Irathindur war härter als das.
    Er griff wieder an. Gäus wusste noch nicht genau, wo und wann er war. Die Zuschauer prügelten sich weiterhin ganz offen, ermordeten sich rücklings und lachend, steckten Flaggen in eroberte Sitzreihen und benannten diese Gebiete prahlerisch nach sich selbst. Eine der Bänke flog, mehrfach umdie eigene Längsachse pirouettierend, durch die Luft, wie ein Baronat, das sich weigerte, ein Teil des Geschehens zu werden. Die beiden Kämpfer im Ring verdroschen sich jetzt gegenseitig, ohne noch irgendwelcheMa βnahmen zur Abwehr zu ergreifen. Dazu hatten beideweder Zeit noch Kraft. Immer wieder mitten in die Gesichter, Brei erzeugend, wo vorher Konturen und Züge waren, ein schmutziges, braunes Orange bereitend, wo vorher Schwarz und Goldgelb Kontraste bildeten. Irathindur hielt jetzt nur noch durch, weil er in Gäus etwas anderes sah als diesen Gäus, über den er so gutwie gar nichts wusste. Er sah eineRottevon
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