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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen
Autoren: Tobias O. Meißner
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eigener Kraft aufrecht stehen konnte. Also lag es nun an ihm, an ihm ganz allein, dem schrecklichen Spuk ein Ende zu bereiten.
    Das Schwert, an dem noch Algen hingen, in der Hand, ging er langsam, mit hochgezogenen Schultern, auf die beiden Dämonen zu.
    Gäus wiegte den sterbenden Irathindur in seinen sechs Armen und nahm dabei auf, was der Goldene an Lebenskraft noch in sich trug.
    Irathindur war alt und zittrig. Weder Frau noch Mann. Einfach nur noch ein sterbender Dämon.
    »Wenn wir …«, ächzte er. Gäus musste sich ganz nahe zu Irathindurs Mund hinbeugen, um die Worte überhaupt noch verstehen zu können. »Wenn wir, anstatt in … Menschen, sagen wir … in zwei Katzen gefahren wären … zwei niedliche, junge Kätzchen – was meinst du? Hätten wir dann … ein glückliches Leben in Freiheit führen können?«
    »Ich will das nicht ausschließen«, antwortete Gäus. »Aber selbst Katzen haben Feinde, besonders, wenn sie noch klein sind. Jeder Greifvogel kann ihnen den Garaus machen. Ich fürchte, ganz egal, für welche Art von Lebenwir uns entschieden hätten – Mühsal und Furcht wären unsere Begleiter geblieben.«
    »Da…magst du…recht haben. Und dennoch…war es besser, als für alle Zeit…nur gefangen zu bleiben.« Gäus nickte.
    »Oder … abzuwarten, bis Orogontorogon … und die anderen Emporkömmlinge … an die Oberfläche gespült werden wie toter Fisch.«
    Gäus nickte erneut.
    »Ich hatte …«, begann Irathindur, der jetzt so schwach geworden war, dass er kaum noch zu sehen war, »ich hatte wirklich … schöne Stunden. Ich hatte Männer… und Frauen bei mir im Turm. Ich habe Musik gehört. Getanzt. Und … gelacht.«
    »Zum Tanzen war ich zu ungelenk. Zum Lachen wog meine Krone zu schwer.«
    »Siehst du?« Irathindur lächelte. »Dann habe ich ja doch … gewonnen.« Er löste sich auf und wurde zu Licht. Eine Zeit lang trieb sich dieses Licht noch am Strand herum wie ein Kätzchen, das die neue Welt erkundet. Dann war es nirgendwo mehr zu sehen.
    Auch Gäus war so schwer verwundet, dass er kaum noch die Kraft in sich fand, Atem zu schöpfen. Als Irathindur aus seinen Armen verschwand, verlor er an Halt und sackte in sich zusammen.
    Über den Strand näherte sich ein Mann mit einem Schwert. Obwohl Gäus’ Kopf gesenkt war, als schliefe er, konnten seine Tasthaare den Mann wahrnehmen. Er kannte ihn. Er war ihm begegnet auf einem Flug in das Wolkenpeinigergebirge, und er war der Kampfgegner dieses Mannes gewesen, als das Gefecht zwischen Gäusund Irathindur die beiden durch Raum und Zeit bis in den Widerhall eines anderen, früheren, aber ebenso erbitterten Zweikampfes geführt hatte.
    Der Mann atmete schwer und hob sein Schwert zum Schlag. Seine Zähne waren halb entblößt und sahen wie die eines Raubtieres aus.
    »Warte noch«, röchelte Gäus.
    Minten glaubte zuerst, sich verhört zu haben. »Was? Du kannst sprechen, du Untier? Was für ein schäbiger Trick ist dies?«
    »Warte noch kurz, bevor du deinen König erschlägst. Ich muss … dir noch mitteilen, was du danach zu tun hast.«
    »Meinen König? Mein … König ist fern von hier. Und du … du hast soeben … die Göttin getötet!« Minten hatte kurz darüber nachgedacht, » meine Göttin« zu sagen, so wie man ihm von Kindheit an » mein König« beigebracht hatte, aber so richtig hatte sein Herz niemals Fuß im Glauben an dieses goldene Mysterium gefasst. Auch wenn er im Überschwang des Kampfgeschehens die göttlichen Loblieder mitgesungen hatte.
    »Ja«, gab Gäus leichthin zu. »Die Göttin war ein Dämon. Wie ich. Und ich bin … war König Tenmac III. Dort im Sand liegt meine Krone.«
    Minten folgte der von Gäus angedeuteten Richtung mit dem Blick und sah tatsächlich die Krone dort liegen, halb verschüttet von aufgewühltem Gewaltensand. Unwillkürlich ließ er das Schwert sinken, das schwerer war als jenes, das er während des Feldzuges getragen hatte. Minten fühlte sich müde und verzerrt, viel zu fern seiner Heimat.
    »Der König?«, fragte er ratlos. »Aber … seit wann ist der König denn ein Dämon gewesen?«
    »Wenige Tage bevor die Belagerung von Orison-Stadt begann, nahm ich seinen Körper und somit auch seinen Platz ein.«
    »Dann hat«, schlussfolgerte Minten nach kurzem Nachdenken, »Helingerd den Kaatens deshalb die Hauptstadt angegriffen und umzingelt? Um den Dämon, der den Königsthron an sich gerissen hatte, festzusetzen?«
    Gäus nickte.
    Das war es. Der letzte Baustein, den die Menschen
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