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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Schlangen peitschenden Haar wies ihr Körper keinerlei weibliche Merkmale auf – keine Brüste, keine breiten Hüften. Ihr Leib war schmal, beinahe zerbrechlich mager und von kränklich senfgelber Farbe.
    »Also«, rief sie leidenschaftlich, »lass es uns endlich zu Ende bringen!«
    Die Wolken zerrissen wie ein Vorhang. Der Sand stieg hoch in weißen Fontänen.
    Der alles entscheidende Kampf begann mit einem Schlag, der Raum und Zeit zermalmte.



Der Zechpreller
    Im Tröstenden Trompeter ging es hoch her.
    Die Tische bewegten sich, führten Krieg gegeneinander. Menschen balancierten, schubsten, stürzten. Es wurde geflucht, geschrien, vor allem aber auch viel gelacht und gezecht.
    Nur Minten Liago saß mit düsterer Miene an der Wand und betrachtete das wilde Treiben. Er saß in den Schlagschatten des allgemeinen Übermutes.
    Der Wirt hatte die Erlaubnis zu einem feuchtfröhlichen Wettkampf erteilt. Aus zwei runden Tischen waren zwei miteinander verfeindete Länder geworden. Land Bier und Land Wein. Auf jedem der Tische standen sechs Betrunkene und versuchten, die sechs Betrunkenen des anderen Tisches herunterzuschubsen. Die Tische wurden ihrerseits von bis zu zehn weiteren Betrunkenen geschultert und bewegt, sodass einige der auf den Tischplatten Stehenden schon allein durch die schwankende Bewegung zu Fall kamen. Immer wieder torkelten die beiden Tische wie Kampfhähne aufeinander zu, prallten gegeneinander, und aus den Kampfparteienwurde ein wild um sich balgendes, tretendes und boxendes Knäuel. Das Ziel dieses Spieles war gar keineswegs festgelegt. Wenn zu viele Streiter von der Platte gefallen waren, stiegen neue hinauf, oder bereits Gefallene versuchten es noch einmal. Irgendwann würde vielleicht eine allgemeine Erschöpfung eintreten, ein alles erlahmender Hunger oder Durst. Oder der Wirt mit seiner alten bronzefarbenen Armeetrompete würde das Signal zur Sperrstunde geben. Aber bis dahin glich der Tröstende Trompeter eher einem Tollhaus als einer Taverne, in der man auch gut speisen konnte.
    Um das lärmige Kampfgeschehen in der Mitte der Schankstube herum standen, saßen und hockten die Zuschauer und Anfeuerer, Zuproster, Lacher, Wetter und Besserwisser. Jeder machte Krach. Einer blies auf einem Kamm. Einer, der vorhin noch auf einem der Tische mitgekämpft hatte, hing nun mit Armen und Beinen von einem Deckenbalken und äffte die Untengebliebenen nach. Ein anderer machte jede Bewegung der Kämpfenden am eigenen Leibe mit und schrie ständig auf, als wäre er selbst getroffen worden. Die anwesenden Mädchen lachten so laut und anhaltend, als gelte es, eine Peinlichkeit zu überspielen. Minten Liago jedoch kippelte auf seinem Stuhl nach hinten, bis er mit der Lehne gegen die Wand stieß, und stemmte seine Füße gegen die Kante seines Tisches. Er fühlte sich von einer düster brütenden Unruhe erfüllt. Je lauter das Spektakel gegen ihn brandete, desto weiter fühlte er sich innerlich von dem Treiben entfernt. Er hatte gut gegessen und getrunken, wie eigentlich jeden Tag, wenn er nach getaner Arbeit im Tröstenden Trompeter einkehrte, um sich ein wirklichschmackhaftes Mahl zu gönnen. Die Frau des Wirtes war als die geschickteste Köchin der ganzen Gasse der Tanzenden Lampen bekannt.
    Minten hatte genügend Stücke in seinem Stückekästchen, um die Zeche zu bezahlen. Doch er fragte sich fortwährend, wie der Wirt bei diesem Getümmel überhaupt den Überblick behalten wollte, ob ein einzelner Gast nun ohne zu bezahlen aufstand und die Taverne verließ.
    Es war die Machbarkeit, die Minten beschäftigte.
    Derartige Gedanken waren recht ungewöhnlich für ihn, denn eigentlich war er ein ziemlich geradliniger Mensch. Von einfacher Herkunft, aus der Hafenstadt Saghi im Osten des Sechsten Baronats stammend, hatte er sich sein noch junges Leben lang als Tagelöhner und Gelegenheitsarbeiter in den Häfen, Lagerhäusern und Ställen durchgeschlagen. Da er kaum zweiundzwanzig Lenze alt war und kräftig noch dazu, war es ihm stets gelungen, genügend Stücke zu verdienen, um sich keine Sorgen um die nächste Woche machen zu müssen, und mehr als dies hatte er auch nie von seinen Tagen und Nächten erwartet.
    Hier in Kurkjavok, der größten und zentralen Hafenstadt des Sechsten Baronats jedoch war ihm etwas Neues begegnet: die Beschäftigung, sich Gedanken zu machen. Hier gab es viele sogenannte Studenten, die mit eigenartigen Mützen auf dem Kopf und knopfbenähten Jacken das Nachtleben der Stadt durchstreiften,
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