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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen
Autoren: Tobias O. Meißner
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die Zähne, dass der Mann mit aufgeplatzten Lippen zu Boden ging und sich nicht mehr rührte. Der Schlagstock rollte geräuschvoll über das Gassenpflaster. Mit den beiden anderen rangelte Minten kurz, bis sie mit ihren unbehelmten Köpfen zweimal schmerzhaft zusammengestoßen waren und mit tränenden Augen ebenfalls übereinanderfielen. Nun stand nur noch ein Soldat vor Minten, der älteste und erfahrenste der fünf. Minten schüttelte seine Rechte aus, in welcher die Zähne des Schlagstocksoldaten Abdrücke hinterlassen hatten. Auch der vorher so Gutgelaunte der fünf kämpfte sich nach seinem unfreiwilligen Saltosprung wieder auf die Füße. Minten hob zur Abwehr eines Faustkampfes beide Hände in Kinnhöhe, doch der erfahrenste Soldat tat etwas völlig anderes als zuzuschlagen: Ansatzlos trat er Minten in den Unterleib. Der Schmerz war gleißend wie die Sonne auf einem Schiffsdeck an einem Sommertag. Minten krümmte sich, konnte aber den von der Seite erfolgenden Angriff des ehemals Gutgelaunten dennoch abwehren. Der Soldat krachte rückwärts gegen eine Hauswand und rutschte daran herab. Wieder stand Minten nur noch dem Erfahrenen gegenüber. Er musste mehr auf dessen Beine achtgeben.
    Plötzlich traf ihn etwas von hinten gegen den Kopf. Ein merkwürdiges Geräusch machte das, was ihn da traf. Es war kein Schlagstock oder etwas Ähnliches. Minten wollte sich umwenden, da trat ihm der erfahrene Soldat schon zum zweiten Mal fest zwischen die Beine. Das war zu viel. Mit einem kläglichen Laut ging Minten in die Knie. Auch der Gegenstand von hinten traf ihn wieder hart auf dem Schädel, und diesmal konnte er den Gegenstand sogar sehen, weil Minten jetzt schief und verkrümmt zur Seite kippte. Es war die alte, bronzefarbene Armeetrompete des Wirtes.
    Hart schlug Minten auf das Pflaster. Das Gesicht des Wirtes tauchte über ihm auf, aber verzerrt und verschliert von Tränen und Schmerz. » Drei Stücke, du verfluchter Idiot!«, schrie der Wirt ihn an. » Drei Stücke kostet das Essen, das du jeden Abend bei mir hinunterschlingst! Seit sechs Monaten kommst du zu mir, und seit sechs Monaten berechne ich dir jeden Abend ein halbes Stück zu wenig, weil jeder sehen kann, dass du einStudent werden willst und die Eintragungssumme nicht zusammenbekommst, und weil meine Frau und ich der Meinung waren, dass du es schaffen könntest und ein guter Student werden, wenn wir dich ein bisschen unterstützen! Und was machst du, du verfluchter Idiot? Du bestiehlst uns , ausgerechnet uns! Ich hoffe, du denkst in der Zelle mal darüber nach, wie sehr du uns enttäuscht hast!«
    Der erfahrene Soldat trat noch zweimal zu. Einmal in den Bauch, einmal gegen den Kopf.
    Minten Liago versank in einem Strudel, der aus etwas bestand, das wie Gelächter klang, aber doch ganz anders gemeint war.

Die Baroness
    Im Hauptschloss des Sechsten Baronats, das blau und schlank in den wolkenlosen Himmel stach wie ein Standartenwald, herrschte die emsige Betriebsamkeit eines frühlingshaften Nachmittages. Handwerker waren damit beschäftigt, die Schäden auszubessern, die der letzte, harte Winter an dem Gemäuer hinterlassen hatte. An einigen Stellen brauchte lediglich die blaue Farbe erneuert werden, an anderen mussten Regenrinnen, Erkerschindeln oder sogar die schauerlichen Dämonen nachempfundenen Wasserspeier ausgebessert werden. In luftiger Höhe turnten die Arbeiter auf ihren knarrenden Gerüsten herum und warfen sich gegenseitig Werkzeuge und Scherzworte zu.
    Unten im Hof wurde der wöchentliche Gemüsemarkt abgehalten. Selbst seltene Früchte von den Inseln Rurga und Kelm wurden hier feilgeboten, aber die Händler übertrafen einander ebenfalls darin, die gewöhnlichsten Äpfel und Birnen wie märchenhafte Köstlichkeiten anzupreisen. Die Bewohner des Schlosses nutzten die Gelegenheit, sich mit Obst und Gemüse für die kommendeWoche einzudecken. Schlosssoldaten sorgten dafür, dass alles in geordneten Bahnen verlief.
    Auch im Wandelgang der tausend Säulen im zweiten Stock der inneren Schlossanlage huschten Diener und Hochgestellte geschäftig umher, und mitten unter sie trat die Baroness, in funkelndes Schwarz gehüllt, und schnitt eine Schneise aus Innehalten, Verbeugungen und Furcht.
    »Gott, was für ein herrliches Weib!«, ächzte Faur Benesand und musste sich schier an einer der vielen weißen Säulen festhalten, um vor Begeisterung nicht umgerissen zu werden.
    Eiber Matutin erbleichte. »Scht, schhhht, Benesand, Ihr törichter, fahrlässiger
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