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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen
Autoren: Tobias O. Meißner
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kann?« Irathindur wollte einfach nicht aufgeben.
    »Orisons Plan verhindert, dass wir eine Zukunft haben, Dämonenbruder.«
    »Orison ist nicht Gott.«
    »Das ist wahr. Aber Gott hat Orison die Macht gegeben, der Gröβte aller Dämonen zu sein. Also ist Orisons Plan auch Gottes Wille.«
    »So kannst du nicht reden«, quengelte Irathindur. »Wenn alles, was geschieht, Gottes Wille ist, dann ist es auch Gottes Wille, dass wir beide frei sind und eigene Entscheidungen treffen können.«
    »Siehst du, was geschieht?«
    »Was denn?«
    »Wir streiten uns schon wieder. Weil wir grundlegend unterschiedliche Ansichten haben. Verschiedene Temperamente. Wasser und Feuer.«
    »Vielleicht«, gab Irathindur zerknirscht zu, »vielleicht hast du ja recht.«
    Sie standen sich mitten im Himmel gegenüber. Die Sonne schien auf sie und durch sie hindurch, denn sie waren nur Geister. Der eine Geist golden wie ein Tag, der andere dunkel wie eine Nacht.
    Das Duell würde körperlos sein. Ein Aufeinandertreffen von Gedankenwelten, aus phantastischer Abstraktion zusammengezurrt und modelliert in die nachvollziehbarere Form eines Zweikampfes.
    Die beiden konträren Bewusstseinspfade von Gäusund Irathindur eilten aufeinander zu, durchschnitten dann parallel und einander immer wieder umspielend Zeit und Raum und mündeten in einem anderen gro βen Duell, das zu anderer Zeit an einem anderen Ort stattgefunden hatte.
    Es war Mitternacht, ein voller Mond krönte den Himmel.
    Mauern aus Gewitterwolken zogen sich hoch bis zum Schlussstein, sperrten die silberne Krone aus.
    Die kreuzförmige Krypta war mit mehr als sechzig Fackeln ausgeleuchtet, die mindestens so viel Rauch erzeugten wie Licht. Gäus’ Anhänger füllten den Raum mit johlenden Echos. Er stand schon oben im Seilrund, als Irathindur hereingeführt wurde. Gäus ballte alle sechs Hände zu Fäusten, lieβ seine beachtlichen Muskeln spielen und seine Stacheln und Borsten sich aufrichten.
    »Gä-us! Gä-us! Gä-us! Gä-us!«
    Als »der heutige Herausforderer« wurde Irathindur angekündigt oder als »der heutige Aufbaugegner«. Der schmächtige goldene Dämon sah jemandem ähnlich, den Gäus im ersten Moment nicht gleich zuordnen konnte. Dann fiel es ihm wieder ein: der Plünderer, der hinter einer Coldrinerin sitzend auf einer Gemse in die Wolkenpeinigerberge geflüchtet war, verfolgt und gehetzt vom furchteinflöβenden Faur Benesand.
    Der Kampf begann damit, dass jemand einen Steinkrug über einem Amboss zerbrach. Die Luft war vor lauter Fackelrauch kaum atembar und hatte die Farbe von durchscheinenden Nachtgewändern. Irathindur versuchte, unter den umstehenden Zuschauern den Himmel und seine freigebig strömende Lebenskraft wiederzufinden, aber es gelang ihm nicht.
    Gäus stürmte bereits auf ihn zu.
    Dem Dreibeinigen auszuweichen war nicht weiter schwierig. Der riesenhafte Kerl bewegte sich einfach viel zu langsam, um Irathindur wirklich gefährlich werden zu können. In der ersten Runde wich Irathindur deshalb aus und platzierte nur wenige Treffer, die ihm mehr wehtaten als seinem Gegner. Sie kämpften ohne Handschuhe, mit nur leicht bandagierten Fingerknöcheln.
    In der zweiten Runde lieβ Irathindur ein paar Schläge seine Deckung treffen und fand dadurch heraus, dass es besser war, sich wie in der ersten Runde überhaupt nicht treffen zu lassen. Auch die Schläge auf die Deckung taten mörderisch weh.
    Das Publikum fing an zu murren und zu pfeifen. Mit »Feigling!« beschimpften sie den Goldenen, und mit »Hau ihn endlich um!« feuerten sie den Schwarzen an, der immer dann eine etwas unglückliche Figur abgab, wenn sein Gegner ein schmaler, schlüpfriger Ausweicher war.
    In der Pause zur dritten Runde wurde Irathindur klar, dass er nicht sechzehn Runden so weitermachen konnte. Irgendwann würde einer der sechs wuchtigen Schwinger ihn erwischen und ihm alle Lebenskraft rauben. Er musste es auf einen Angriff ankommen lassen. Es ging nicht anders.
    Wieder zerbrach ein Krug. Die Meute jubelte. Irathindur marschierte nach vorne und wich erst im letzten Augenblick aus. Zwölf, achtzehn Wischer von Gäus fuhren ins Leere. Luft rauschte. Dann schlug Irathindurzu. Hinter Gäus’ vom Eigenschwung noch abgewandtes rechtes Ohr. Gäus reagierte nicht. Schlug zurück. Irathindur tauchte. Gäus’ Schlag ging daneben, diesmal nach links. Irathindur schlug zu, auf Gäus’ linkes Ohr. Gäus reagierte nicht. Wollte wieder zuschlagen. Doch diesmal war Irathindur schneller und tat etwas
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