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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen
Autoren: Tobias O. Meißner
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hat so gar keine Ähnlichkeit mit unserem Wirbeln, Flüchten, Knechten und Kämpfen; das stille Dahinsegeln der Wolken an diesem weiten, unendlichen Himmel hat so gar nichts gemein mit dem Ringen der Dämonen und Menschen, die mit erregten, grimmigen Gesichtern einander die Krone des Landes zu entreiβen suchen. Wie ist es nur zugegangen, dass ich diesen hohen Himmel früher nie gesehen habe? Und wie glücklich ich mich schätzen darf, dass ich ihn endlich kennengelernt habe. Ja, alles ist nichtig, alles ist Irrtum und Trug unter diesem unendlichen Himmel. Es gibt nichts, nichts auβer ihm. Aber auch er ist nicht wirklich vorhanden. Es gibt nichts als Stille und Ruhe. Und dafür müssen wir von Herzen dankbar sein.
    »Also gut.« Irathindur fand schlieβlich als Erster seine Stimme wieder. »Ich erkenne an, dass ich es ohne deine Hilfe nicht geschafft hätte, ein zweites Mal zu entkommen. Warum hast du mich nicht einfach fallen lassen? Dann hätten wir das Problem nicht, das wir jetzt haben.«
    Gäus hatte Mühe, sich vom Himmel loszureiβen. »Dass wir keinen Gramwald mehr haben? Dass wir beide die Schnauze voll haben vom Krieg, und die frei verfügbare Lebenskraft nie und nimmer ausreicht, um uns zwei Hungermäuler durchzufüttern?«
    »So ist es doch, oder etwa nicht?«
    »Ich glaube, ja. Aber ich glaube, das spielt jetzt alles keine Rolle mehr.« Gäus seufzte.» Wir wissen doch jetzt, wie die Sache steht. Kein Dämon kann dem Dämonenschlund dauerhaft entkommen. Orison hat an alles gedacht. Erst an dem Tag, an dem der Schlund alle Dämonen gleichzeitig ausspuckt, wird es wieder vollkommen freie Dämonen geben.«
    »Schreckliche Vorstellung, dass sich solches Gezücht wie Orogontorogon oder dieser Klapperzahn ungehindert über Orison ausbreiten.«
    »Du sagst es. Und deshalb bleibt uns eigentlich nur noch eines zu tun.«
    »Wovon sprichst du?«
    »Wir müssen einen König finden, der in der Lage ist, dieser Bedrohung zu begegnen. Und wir müssen ihm die Lebenskraft verleihen, die uns noch geblieben ist, damit er überhaupt die Macht besitzt, das zu leisten, was die Zukunft von ihm fordern wird.«
    »Du willst einen menschlichen Magier erzeugen?«
    »Ja. Den wirklich ersten seiner Art. Dass Orison ein Mensch war, ist doch nichts anderes als ein Märchen.«
    Irathindur lieβ sich nun auch Zeit, den Wolken beim geduldigen Sichwandeln zuzusehen. »Hast du schon jemanden im Auge? Ich meine: im Tasthaar?«
    Gäus konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Nein. Wir werden umherfliegen müssen, um jemanden zu suchen.«
    »Das schaffen wir nicht mehr. Keine Kraft.«
    »Ich weiβ. Aber wenn einer von uns die Kraft des anderen übernimmt, kann dieser eine es schaffen.«
    »Würdest du dich opfern, damit ich einen König suchen kann?«
    »Ich spreche nicht von opfern, Irathindur. Wir sind Dämonen. Keiner vonuns beiden soll mit einemWinseln verlöschen. Keiner von uns beiden soll als Opfer enden.«
    »Ein letztes Duell also?«
    »Ein allerletztes Duell.«
    Beide schwiegen eine Weile. Dann sagte Irathindur: »Das wird Kraft kosten. Wäre es nicht wirklich besser gewesen, du hättest mich einfach fallen lassen?«
    »Nein. Ich glaube, alleine habe ich noch weniger Kraft als nach einem Duell mit dir. Auβerdem habe ich eine Idee. Erinnerst du dich, dass Orison sagte, wir hätten nur deshalb begonnen, uns um die Lebenskraft zu streiten, weil wir zu sehr der Erde verhaftet waren, auch wenn wir weit darüber hätten hinausblicken können?«
    »Ja?«
    »Du hast Augen, ich nicht. Was siehst du, so auf dem Rücken liegend?«
    Irathindur kniff die Augen zusammen und spähte hinauf ins hohe, eigentümlich reine Blau, das marmoriert war mit blendendweiβen Gespenstern. »Ich sehe den Himmel. Den Himmel an sich.«
    »Und was denkst du, Irathindur? Wenn die Erde Lebenskraft für uns bereitstellt, indem sie wächst, blüht, krabbelt, sich befruchtet, indem sie Licht aufsaugt und Wasser, und beides in Früchte verwandelt und veredelt, indem sie Geburten und Tode beherbergt und die vielfältigen Bewegungsmuster, die zwischen Geburt und Tod entstehen, indem sie Kämpfe aufbewahrt und Küsse, Jagden und Umarmungen – müsste dann nicht auch der Himmel Lebenskraft enthalten? Denk an die Vögel, die den Himmel mit einem Netz aus Eile überziehen. Die Wolken, die sich immerfort verwandeln. Denk an Regen, Hagel, Schnee mit seinen niemals gleichen Formen. Denk an den Wind, den Sturm, das Sonnenlicht, das alles durchglüht. Denk an den
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