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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Benesand.
    Ninrogin nickte. »Früher, so sagt man zumindest, gab es Magie in jedem Baum, in jedem Stein, in jedem Vogel, in jedem Grashalm und in jedem Insekt, das auf der Wiese krabbelt.«
    Benesands Blick war weiterhin starr auf den behäbigen, aber in seiner Langsamkeit würdevollen Strudel gerichtet. »Ich frage mich, was geschehen würde, wenn man hineinspränge. Würde man einfach nur sterben? Oder würde man mit Macht und Wissen wieder auftauchen, mehr als ein Mensch, mehr vielleicht als alle Menschen?«
    »Probiert es aus.« Ninrogin lächelte. »Das heißt: Probiert es aus, falls Eure Baroness Euch derartige Eskapaden gestattet.«
    Faur Benesand wirkte tatsächlich für ein paar Momente so, als wollte er womöglich springen. Aber die große Wahrscheinlichkeit, einfach nur kläglich zu Tode zu kommen, behielt die Oberhand über seine schwärmerische Veranlagung. »Und wenn man es beschwörenwürde? Meint Ihr, man könnte Dämonen heraufbeschwören mit Gesängen, Tänzen und Schriftzeichen?Mächtige Dämonen? Eine ganze Armee mächtiger Dämonen?«
    »Ihr könnt auch dies gerne ausprobieren«, antwortete der königliche Berater ungerührt. »Aber wenn Ihr nicht die richtigen Gesänge, Tänze und Schriftzeichen benutzt, kann alles Mögliche passieren. Von – am wahrscheinlichsten – gar nichts bis hin zu – immer noch einigermaßen wahrscheinlich – etwas ganz anderem, als Ihr ursprünglich im Sinn hattet. Dass Ihr genau das erreicht, was Ihr erreichen wolltet, scheint mir von allen Wahrscheinlichkeiten die geringste zu sein.«
    »Aber so ist es doch immer!«, sagte Benesand beinahe zornig. »Das ganze Leben ist so! Wer nichts wagt, der wird ewig ein Wurm bleiben. Und nur, wer sich hohe Ziele setzt, wird durch herrliche Tore gehen.«
    Tanot Ninrogin legte dem über zwanzig Jahre jüngeren Einnahmenkoordinator eine Hand auf die Schulter. »Seid Ihr schon immer so ehrgeizig gewesen, mein junger Freund, oder macht sich hier tatsächlich ein Einfluss des Dämonenschlundes bemerkbar?«
    Benesand brauchte eine Weile, um seine Augen vom Schlund loszureißen. Dann jedoch blickte er den Berater offen an. »Ich war schon immer ehrgeizig. So ist aus mir ein Koordinator geworden. Geboren bin ich nämlich nicht in einem der Schlösser, sondern in der Hafenstadt Icrivavez. Um sich von dort über das Äußere Schloss zum Hauptschloss vorzuarbeiten, bedarf es eines hohen Zieles – und des festen Vorsatzes, kein Wurm zu sein.«
    »Ich kann Euch verstehen«, nickte Ninrogin. »Und ist das Hauptschloss des Sechsten Baronats bereits Euer hohes Ziel, oder zieht es Euch noch weiter mittwärts, nach Orison-Stadt?«
    »Dort würde es mich hinziehen …, wenn nicht die Baroness das schönste Weib auf Erden wäre.«
    »Ich verstehe. Ihr seid also von einer geradezu brennenden Loyalität erfüllt.«
    Benesand lächelte breit. »So könnte man das ausdrücken, ja.«
    »Ich möchte etwas tun«, unterbrach der junge König zögerlich die beiden anderen. Seine Stimme war durch den vor den Mund gehaltenen Umhang noch undeutlicher als sonst. »Ich habe nachgedacht. Wenn alle dreiTheorien ein Körnchen Wahrheit enthalten, wenn hier die Dämonen leben und die Toten und unser aufgewühltes Innerstes – dann könnte es doch eigentlich auf gar keinen Fall schaden, durch eine kleine Spende so etwas wie … Einfühlsamkeit zu bekunden. Was meinst du dazu, Tanot?«
    Tanot Ninrogin runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht ganz, was Ihr vorhabt, Majestät.«
    »Nun, gar nichts Großes. Ich möchte niemanden beleidigen oder in Aufruhr versetzen. Aber nehmen wir zum Beispiel an, ich würde einen meiner königlichen Ohrringe hier in den Schlund werfen, mit einem Segensspruch noch dazu. Meinst du dann nicht, dass der Schlund begreifen müsste, dass Tenmac III. ihm wohlgesonnen ist? Die Dämonen? Die Toten? Wir selbst?«
    »Ihr möchtet, dass der Schlund Euch als Freund erkennt?«
    »Ja, eigentlich sehr gerne. Vielleicht ist dies etwas, was meine Vorgänger versäumt haben. Vielleicht sind die Dämonen oder Toten … einsam und nur deshalb eine lauernde Bedrohung.«
    »Ihr habt ein mitfühlendes Herz, Majestät. Nehmt tatsächlich einen Eurer Ohrringe. Was immer im Strudel lebt, wird erkennen, dass der Ring noch warm ist von Eurer Menschlichkeit.«
    »Habt Ihr Einwände, Faur Benesand aus Icrivavez?«
    Benesand war erstaunt, dass der knabenhafte König sich nicht nur seinen Namen und Geburtsort gemerkt hatte, sondern ihn auch um Rat ersuchte. »Es
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