Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
nicht, ich bin mir nicht zu fein, es mehrmals zu wiederholen: keinen Krieg, keinen Krieg, keinen Krieg!«
    Er schlief schließlich ein, aber das Wiehern der Pferde im Hof hatte ihn doch noch lange wach gehalten.

Der König
    »Ich möchte näher heran«, sagte Tenmac III. so leise, dass niemand es verstehen konnte.
    »Wie meinen, Eure Majestät?« Sein liebster Berater, der väterliche, milde Tanot Ninrogin beugte sich im Sattel zu ihm herüber.
    »Ich möchte gerne … näher heran«, wiederholte der König schüchtern.
    »Näher heran soll es sein. Wartet, ich werde Euch begleiten.«
    Vor ihnen, nur etwa fünfzig Schritt entfernt, klaffte im felsigen Boden der Dämonenschlund. Von hier aus konnte man noch nicht hineinblicken, aber man konnte es schon hören: dieses seltsame, unirdische Rauschen und Brausen wie von einem in einer Höhle verfangenen Wind.
    Der König, der so zierlich war, dass ihm die rüschenbesetzte Kleidung und der samtene Umhang am Leib flatterten, als wären sie gänzlich ohne Inhalt, ließ sich von einem seiner Ritter aus dem Sattel helfen. Tanot Ninrogin stieg ebenfalls vom Pferd und schaute zu derkleinen Kapelle hinüber, die in der Nähe des Schlundes errichtet worden war, damit Pilgerfahrer hier angesichts der Dämonen beten und spenden konnten. Sein eisgrauer Bart und das schüttere Haar ließen den Berater wie einen Sechzig- oder Siebzigjährigen wirken. In Wirklichkeit jedoch hatte er erst vor Kurzem die fünfzig überschritten. Die beständige Sorge um das Wohl Orisons hatte ihn vorzeitig altern lassen.
    Ninrogin warf den beiden Kommandanten des Geleitzuges, Faur Benesand und Eiber Matutin, einen fragenden Blick zu. »Ihr habt doch nichts dagegen, meine Herren, dass der König den Rand des Schlundes in Augenschein nimmt?«
    »Aber mitnichten!« Benesand lachte und sprang seinerseits beinahe übertrieben gelenkig aus dem Sattel. »Ich werde euch begleiten, hochgeschätzte Gäste!«
    »Geht aber nicht zu nahe heran«, riet ihnen Eiber Matutin. Da niemand ihn angesprochen hatte, war seine Stimme leise und bebte leicht. Er blieb mit des Königs eigenen acht Rittern und den zusätzlichen zehn Eskortreitern vom Inneren Schloss zurück.
    Von vorne wehte ihnen ein warmer Wind entgegen, der leicht nach Eiklar roch. Der kindliche König verzog auf dem Weg zum Rand angewidert das Gesicht. Seine Augen waren von einem beinahe wässrigen Hellblau, die Lippen rot und von einem Schönheitsfleck betont, und die beiden Schmuckohrringe, die er als Zeichen seiner Königswürde trug, ließen ihn noch zusätzlich wie ein leicht verwirrtes Mädchen aussehen.
    »Seid Ihr schonöfters hier gewesen, Benesand?«,fragte er den rasch ausschreitenden Eskortierer, der ihm im Inneren Schloss als Einnahmenkoordinator des Sechsten Baronats vorgestellt worden war.
    »Noch nie«, gab dieser freimütig zu. »Der Weg durch die Brüchigen Berge galt in meiner Jugend als zu beschwerlich, weil viele der Brücken nur unzureichend gewartet wurden. Später hatte ich dann keine Zeit mehr. Wer am Hofe der Baroness vorankommen will, hat selbst zum Schlafen kaum Zeit zu erübrigen.«
    »Soso«, brummte der graubärtige Berater des Königs und lächelte. »Und wie kann man noch weiter vorankommen, wenn man bereits einer der neun Koordinatoren ist?«
    »Nun: Noch hat die Baroness keinen Gemahl gefunden.« Benesand grinste und zeigte dabei seine außerordentlich weißen Zähne vor. So viel Ehrlichkeit wirkte auch auf einen überall und immerzu Ränke argwöhnenden Mann wie Tanot Ninrogin entwaffnend.
    Des Königs Aufmerksamkeit galt nun ganz dem Krater, der sich vor ihnen öffnete.
    Die Brüchigen Berge, so bizarr, vielgestaltig, steil und unwirklich sie im allgegenwärtigen Dunst der heißen Wassergeysire auch wirken mochten, gerieten zu nichts mehr als Kulisse, als sich vor den Dreien nun der riesige Schlund in seinem ganzen Umfang enthüllte.
    Das annähernd kreisrunde Loch durchmaß gut zweihundert Schritt und führte über hundert Schritt weit lotrecht in die Tiefe. Ob es einen Grund gab, konnte man nicht erkennen, denn in hundert Schritt Tiefe kreiste etwas Gigantisches, etwas, das kein Wasser und kein Nebel war, kein Sumpf und keineWolke. Ein immerwährender, grauer, zähflüssiger Strudel aus Seelen, wie man sagte.
    Abgesperrt war das Loch nur durch ein uraltes, faseriges, mit verwitterten Bannsprüchen behängtes Seil, das an der Stelle, an der sie jetzt standen, für mutigere Schaulustige sogar durchbrochenworden war. Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher