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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung
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Zeit, einen Schritt zur Seite zu tun, in Leeres Lande. Der Speer flog an ihm vorbei und traf die Wand mit solcher Wucht, dass der halbe Palast einstürzte und alle Lande ringsum erzitterten und erbebten.
    Als Krummling wieder aus Leeres Straßen hervortrat, stürzte sich Steinmann auf ihn. Sie rangen lange Zeit, während um sie herum der Palast zusammenbrach. So gewaltig war ihre Stärke und so erbittert ihr Ringen, dass das Gestein der Erde selbst zertrümmert und zermalmt wurde, die Felsgipfel herabstürzten und zu Staub zerfielen, das Land sich senkte und das Meer von allen Seiten hereinbrach, sodass sie schließlich auf einer Steininsel mitten im Wasser kämpften.
    Schließlich hielten sie sich gegenseitig an der Kehle. Steinmann war stärker, und Krummling blieb nichts anderes übrig, als wieder in die Wege des Dunkels zu entweichen, aber Steinmann ließ nicht los und wurde mitgerissen. Während sie durchs Leere stürzten, bog Steinmann Krummlings Rücken durch, bis er ihm beinah das Rückgrat brach. Krummling konnte nicht mehr atmen und nicht mehr denken, so mörderisch war Steinmanns Griff ›Jetzt schau mir in die Augen‹, sagte Steinmann. ›Dann wirst du ein Dunkel sehen, das größer ist als alles, was Leere je erschaffen oder auch nur erdenken könnte.‹
    Beinah wäre das Krummlings Ende gewesen, denn hätte er dem Herrn der Schwarzen Tiefen in die Augen gesehen, wäre er in den Tod hinabgezogen worden, doch er wandte den Blick ab und grub die Zähne in Steinmanns Hand. Das war ein solcher Schmerz, dass Steinmann seinen Griff lockerte und Krummling ihn ganz abschütteln konnte. Und Steinmann fiel und fiel ins trübe, kalte Dunkel.
    Krummling wanderte eine Zeitlang benommen und verwirrt in den entlegensten Teilen von Leeres Landen umher, doch schließlich fand er
zu
Steinmanns Haus zurück, wo der Leichnam seiner Mutter lag. Er sank neben ihr auf die Knie, merkte dann aber, dass er nicht weinen konnte. Stattdessen berührte er die Stelle, wo sie ihn geküsst hatte, beugte sich dann über die Tote und küsste ihre kalte Wange.
    ›Ich habe die vernichtet, die dich vernichtet haben‹, erklärte er ihrem reglosen Körper. Ohne Vorwarnung durchfuhr ihn ein schrecklicher Schmerz, als Steinmanns mächtiger Speer sich in seine Brust bohrte. Krummling kam taumelnd auf die Beine. Trickser trat aus dem Schattendunkel, wo er sich versteckt hatte. Der Gott der boshaften Streiche lachte und sprang fröhlich umher ›Und jetzt habe ich dich vernichtet‹, rief Zosim der Trickser ›Alle Großen außer mir sind tot, und ich allein herrsche jetzt über die ganze Welt und die sieben mal sieben Berge und die sieben mal sieben Meere!‹
    Krummling griff mit der Bronzehand und der Elfenbeinhand an den Speer Erdstern, der ihn gefällt hatte. Die mächtige Waffe ging in Flammen auf und verbrannte
zu
Schlacke. ›Ich bin nicht vernichtet', sagte Krummling, obgleich schwerverwundet. ›Noch nicht . . . noch nicht ...«‹

    Erst als sich das Schweigen so lange hinzog, dass er schon merkte, wie er einnickte, sah Barrick auf. »Vogel? Skurn? Was geschah dann?« Er riss die Augen auf »Wo bist du?«
    Gleich darauf kam ein überwiegend schwarzes Etwas mit schwerem Flügelschlag aus dem ewiggrauen Himmel herab, im Schnabel irgendein grässliches Gezappel.
    »Mmm«, sagte das schwarze Etwas, während ihm noch die Mehrzahl der Beine vergeblich strampelnd aus dem Schnabel hing. »Fein. Erzählt es Euch später zu End, unsereins. Hat nämlich ein ganzes Nest von denen hier entdeckt. Schmecken genau wie tote Maus, eh sie zu aufgebläht ist und platzt. Soll unsereins Euch auch ein, zwei davon holen?«
    »O Götter«, stöhnte Barrick und wandte sich angeekelt ab. »Wo immer ihr seid, ob lebendig oder tot, bitte, gebt mir Kraft.«
    Für so viel Dummheit hatte der Rabe nur ein verächtliches Schnauben. »Um Kraft zu beten, reicht nicht. Essen muss man, wenn man bei Kräften bleiben will.«

ERSTER TEIL - SCHLEIER

1

Nur eine Theaterkrone
    Soweit ich feststellen konnte, gibt es auf den beiden Kontinenten und den Inseln des Meeres keinen Winkel, wo man sich nicht von Elbenvölkern erzählte. Ob das jedoch heißt, dass diese Wesen einst überall lebten, oder ob nur die Menschen die Überlieferung an die jeweiligen Orte mitbrachten, vermag niemand zu sagen.
    Eine Abhandlung über die Elbenvölker Eions und Xands
    Die Tempelglocke läutete zum Mittagsgebet. Briony hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen — sie war schon eine Stunde später
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