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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung
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Haus lief war der flinke Trickser schon vor ihm dort angelangt. Krummling hatte nicht wie geplant die Überraschung auf seiner Seite, und als er ans mächtige Tor von Steinmanns Haus kam, fand er es verschlossen und verriegelt und von vielen Kriegern bewacht. Doch das konnte Krummling nicht aufhalten. Auf Wegen, die nur er und seine Urgroßmutter kannten, stahl er sich an den Kriegern vorbei, bis er schließlich vor dem Gemach von Steinmann selbst stand. Trickser hatte seinen Vater gewarnt und wollte sich gerade davonschleichen, aber Krummling stellte ihn, und es kam zum Kampf. Krummling packte Trickser um die Kehle und ließ nicht wieder los. Trickser verwandelte sich in einen Stier, eine Schlange, einen Falken und selbst in eine Flamme, doch Krummling ließ ihn immer noch nicht los. Schließlich gab Trickser auf nahm wieder seine eigentliche Gestalt an und bettelte um sein Leben.
    ›Ich habe ja versucht, deine Mutter
zu
retten‹, winselte Trickser. ›Ich habe versucht, ihr
zur
Flucht
zu
verhelfen. Und ich war doch immer dein Freund! Als alle anderen gegen dich waren, habe ich für dich gesprochen. Und als sie dich verjagten, habe ich dich da nicht aufgenommen und dir Wein
zu
trinken gegeben?‹
    Krummling lachte. ›Du wolltest meine Mutter für dich, und du hättest sie dir genommen, wäre sie nicht geflohen. Du hast nicht für mich gesprochen, du hast für niemanden Partei ergriffen — so machst du es immer, damit du dich dann auf die Seite des Siegers schlagen kannst. Und mich aufgenommen und mir Wein gegeben hast du nur, um mich betrunken
zu
machen und aus mir herauszubekommen, wie man all die magischen Dinge macht, die ich für Himmelsmann und die anderen gefertigt hatte, aber meine Elfenbeinhand hat mich beschützt, indem sie den Becher zerbrach, deshalb scheiterte dein Plan.‹ Er hob Trickser am Hals hoch und trug ihn in Steinmanns Gemach. Krummling fürchtete den Herrn der dunklen Erde immer noch, aber er wusste, dass er es so oder so
zu
Ende bringen wollte.
    Steinmann Kernios traute niemandem, deshalb hatte er den Trank von Krummlings Mutter nicht getrunken. Er stand bereit, in seiner fürchterlichen grauen Rüstung, den schrecklichen Speer Erdstern in der Hand. Er war im Vollbesitz seiner Kräfte und in seinem eigenen Palast. Doch vor allem hatte er noch eine weitere Waffe, und als Krummling auf Leeres Wegen sein Gemach betrat, zeigte er sie ihm.
    ›Hier ist deine Mutter‹, sagte Steinmann, ›die ich in mein Haus aufgenommen habe und die es mir mit Verrat vergolten hat.‹ Steinmann hielt Helle Morgenröte fest gepackt, die Speerspitze an ihrer Kehle. ›Wenn du dich mir nicht ergibst und dich nicht mit eben jenen Zaubern Leeres, die dir erlaubten, meine Brüder
zu
töten, hier und jetzt selbst bindest, wird sie vor deinen Augen sterben.‹
    Krummling rührte sich nicht. ›Deine Brüder haben mehr Gnade erfahren, als sie meiner Familie zuteilwerden ließen. Sie sind nicht tot, sie schlafen nur in kalten, leeren Landen, wie auch du es bald tun wirst.‹
    Steinmann lachte. Sein Lachen, so heißt es, war wie Wind aus einer Gruft. ›Und das soll besser sein als der Tod? Für immer im Leeren
zu
schlafen? Wie dem auch sei, dir wird solche Gnade, wie du es nennst, nicht zuteilwerden. Du wirst dich selbst vernichten, oder aber deine Mutter wird ihr Leben lassen, und dann töte ich dich ohnehin.‹
    Krummling hob Trickser hoch, der noch immer im Griff seiner Bronzehand um Atem rang. ›Und was ist mit deinem Sohn?‹
    Steinmanns Stimme war wie das garstige Grollen eines Erdbebens. ›Ich habe viele Söhne. Wenn ich überlebe, kann ich noch weitere zeugen. Wenn nicht, ist mir gleich, wer mich überlebt. Mach, was du willst.‹ Krummling warf Trickser von sich. Eine ganze Weile sahen er und Steinmann sich an wie Wölfe, die sich über einem erlegten Tier belauern, beide nicht willens, den ersten Schritt zu tun. Da fasste Krummlings Mutter plötzlich mit zitternden Händen die scharfe Speerspitze, schnitt sich damit selbst die Kehle durch und sank in einem Blutschwall auf den Boden von Steinmanns Gemach.
    Steinmann zögerte nicht. Während Krummling noch auf seine Mutter starrte, die am Boden ihr Leben aushauchte, warf der Herr der schwarzen Erde den mächtigen, blutverschmierten Speer genau auf Krummlings Herz. Krummling versuchte, Erdstern zu gebieten, aber Steinmann hatte die Waffe mit seinen eigenen mächtigen Zauberworten belegt, und Krummling hatte keine Gewalt über sie. Ihm blieb gerade noch die
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