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Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Titel: Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer
Autoren: Christina Förster
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Studienbeginn herum! Was bildet die sich überhaupt ein? Geh lieber mit deinen Büroklammern spielen, Tussi!
    Leise fluchend eilte er durch das riesige Foyer, ohne dem Raum oder den Anwesenden Beachtung zu schenken.
    Unsanft wurde sie von jemandem angerempelt und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren.
    „He, pass doch auf, wo du langgehst, Mensch! Bist du etwa blind?“
    Der aggressive Tonfall traf sie mit voller Wucht.
    Überrumpelt murmelte sie nur: „Ja, das bin ich wirklich“, und nahm ihre Sonnenbrille ab. Ab sofort würde sie ihre Augen nicht mehr verstecken.
    Erst jetzt schien dem unbekannten Gegenüber ihr weißer Blindenstock aufzufallen. Linda konnte die verlegene Röte, die ihm ins Gesicht stieg, zwar nicht sehen, doch sie erkannte an der entstandenen peinlichen Stille, dass die Botschaft angekommen war.
    Linda war blind geboren worden. Komplikationen bei der Geburt und der daraus resultierende Sauerstoffmangel waren dafür verantwortlich gewesen. Die Ärzte hatten den Eltern Hoffnung schenken wollen und darauf hingewiesen, dass sich die „Sehstörung“ in den ersten Wochen noch zurückbilden könnte, doch Helene, ihre Mutter, hatte es besser gewusst. Als sie hochschwanger war, hatte sie in einer Vision ihre Tochter gesehen: als begnadetes Orakel – und blind. „Es ist dein Schicksal“, hatte sie immer gesagt und in ihren Worten lagen Zuversicht und Stolz.
    Die Welt als ein Meer von Geräuschen wahrzunehmen, das war für Linda etwas ganz Alltägliches und sie konnte gut damit umgehen, wenn sie ihre Umgebung gut kannte. Nun war sie jedoch hier, in dieser riesigen Schule, und bis eben ahnungslos durch die Gänge geirrt.
    Tief durchatmen , befahl sie sich. Ich habe hier immer noch einen verwirrten Typen vor mir stehen, der am liebsten im Boden versinken würde.
    „Ist schon okay, ich komme zurecht. Geh nur!“, sprach sie, an ihn gewandt.
    Sie hörte keine Schritte und konnte deutlich seine Unsicherheit spüren. Seltsam, denn ansonsten spürte sie nicht viel. Eine kaum wahrnehmbare magische Aura umgab ihn. Doch etwas war anders. Er war kein gewöhnlicher Mensch. Auch kein gewöhnlicher Begabter. In deren Aurenfarben wusste sie ebenfalls zu lesen. Doch sein Farbgeflecht blieb ihr aus rätselhaften Gründen verborgen. Merkwürdig … Seine Verlegenheit war dafür geradezu greifbar. Ja, das kommt davon, wenn man es immer eilig hat , dachte sie grimmig.
    „Es ist wirklich in Ordnung, ich bin nicht erst seit gestern blind“, versuchte sie es erneut und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
    „Tja … also … dann geh ich mal. Tut mir wirklich leid …“
    Erst zögerlich, dann schneller entfernten sich die Schritte. Er war wohl froh, dieser peinlichen Situation entronnen zu sein. Sie konnte es gut nachempfinden.
    Großartig! Einfach großartig!
    Erst wurde er von dieser dämlichen Sekretärin herumgeschubst und dann ließ er es an einer Blinden aus! Was für ein Idiot er war! So winzig war sie ja nun nicht, dass man sie übersehen konnte.
    Meine Güte! Du hast sie fast zu Boden gerissen!
    Fluchend marschierte Valerian den Gang entlang. Das arme Ding! Sie hatte so verloren gewirkt. So … zerbrechlich. Wie eine fein gearbeitete Statue hatte sie dagestanden. Ihre Haut so hell wie weißer Marmor und ihre vollen Lippen, ein samten roter Traum, wie die Blätter einer Rose.
    Hitze schoss durch seinen Körper und er schloss die Augen.
    Valerian Wagner, du bist so erbärmlich! Die erste heiße Braut, die du hier findest, und schon rennst du sie wie ein Bauerntrampel um! Klasse Leistung!
    Mit einem leisen Knurren drückte er, ohne zu klopfen, die Klinke an der Bürotür des Rektors herunter. Sir Fowler saß an einem großen, antiken Holzschreibtisch und sah lächelnd zu dem jungen Erwachsenen auf. Merkwürdigerweise wirkte er weder verärgert noch überrascht von dem plötzlichen Eindringen. Der teure Anzug von ihrer ersten Begegnung war verschwunden. An seine Stelle waren ein einfaches Jackett und ein hellblaues Hemd getreten. Auf seiner Nase saß eine altmodische Lesebrille.
    Wieder drängte sich Valerian das Bild eines Geschichtenerzählers auf und sein unangemeldetes Eintreten tat ihm ein wenig leid.
    „Ah, Valerian, da sind Sie ja!“, meinte der alte Herr erfreut, legte seine Brille zur Seite und winkte den frischgebackenen Studenten zu sich an den Tisch.
    „Ich hoffe, ich störe nicht“, murmelte der andere verlegen.
    „Aber nein, nicht im Geringsten. Setzen Sie sich doch bitte!“
    Seine
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