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Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch

Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch

Titel: Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch
Autoren: Christina Förster
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mochte sich das wie ein magerer Erfolg anhören, doch für ihn war es der Unterschied zwischen Leben und Gelebt-Werden. Er wollte endlich die Oberhand über seine Kräfte gewinnen. Endlich ein selbstbestimmtes Leben führen. Vor allem, da er nun einen hohen Anreiz hatte.
    „Mist!“, rief er plötzlich und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn.
    „Waff?“
    „Ich habe Gracianos Buch vergessen. Ich muss noch mal los. Wir sehen uns später im Kurs!“
    „Okay! Iff eff ffolang dein Frühftück!“
    Katharina scannte den Speisesaal nach bekannten Gesichtern. Ihr Bruder war noch nicht aufgetaucht. Vermutlich hatte ihn der eigene Anblick im Badezimmerspiegel nicht zufrieden gestellt.
    Ein katzenhaftes Schmunzeln huschte über ihre Züge und war auch schon wieder verschwunden. Sie war einfach zu angespannt, um gut gelaunt zu sein.
    Ich bin neugierig, welche Ausrede sich Flint für seine Sendepause ausgedacht hat , überlegte das Medium.
    Dabei bot Cendrick wirklich oft Grund, sich über ihn lustig zu machen. Sie war zwar seine Schwester, doch manchmal hatte auch sie die ständigen Attitüden satt. Vor allem, wenn er sich ihr gegenüber illoyal verhielt (zumindest interpretierte sie seine pausenlosen Ermahnungen so). Er hatte sie kein einziges Mal gefragt, was sie eigentlich wollte. Natürlich kam das wenig überraschend. Sie war ihr Leben lang eine HETAERIA MAGI gewesen und wollte es auch bleiben. Trotzdem – sie hätte sich von ihrer Familie etwas mehr Unterstützung in puncto Individualitätsenwicklung gewünscht.
    Ich sollte nicht herumstehen und grübeln, das bringt mich auch nicht weiter , ermahnte sie sich und ließ den Blick erneut schweifen.
    Die Gang ihres Bruders hatte sich zum Teil schon eingefunden. Ein gut hörbares „Wie jetzt?“ von Philipp schallte zu ihr herüber, doch das konnte sie so früh am Morgen noch nicht ertragen. Also machte sie sich auf zum Frühstücksbuffet, wo ein weiteres bekanntes Gesicht auftauchte.
    „Guten Morgen, Valerian. Ich sehe, du bist schon früh munter?“
    Der junge Unsterbliche stand vor ihr und füllte, wie gewöhnlich, bereits sein zweites Tablett.
    „Oh, hi!“, kam es mit gefülltem Mund von vorne. Als er sich zu ihr umdrehte, erkannte sie, dass er sich auch noch ein Brötchen zwischen die Zähne geschoben hatte.
    In milder Verwunderung hoben sich ihre wohlgeformten Augenbrauen.
    „Lass mich raten: Es hat nicht mehr auf das Tablett gepasst?“
    Ein Nicken und verzerrtes Grinsen bestätigten ihre Vermutung.
    „Ich frage mich ja wirklich, wo du das alles hinsteckst.“
    Womöglich wandelt er es direkt in Muskelmasse um. Zumindest sieht er so aus.
    Ihr eigenes Frühstück war das gleiche wie immer: eine Tasse Kaffee, schwarz, mit einer Süßstoff-Tablette. Sie war keine Spartanerin, sie hatte lediglich keinen Hunger so kurz nach dem Aufstehen. Regelmäßig war auch ihr Magen überreizt. Nachts schlichen sich Visionen in ihren Schlaf. Geführt von einer unbekannten Hand. Das Erwachen danach war, im wahrsten Sinne des Wortes, ein böses. Zumindest wurde es von einem Schwall Übelkeit begleitet, der sie als Erstes ins Badezimmer trieb. Aus diesem Grund hatte sie sich angewöhnt, auch abends wenig bis gar nichts zu essen. Und das, obwohl sie schon viele Wochen keine Visionen mehr erhalten hatte.
    Valerian und sie hatten einen Sechsertisch gewählt. Er hatte damit begonnen, seine diversen Schalen, Teller und Becher vor sich aufzureihen. Von Porridge mit frischem Obst bis hin zu gebratenen Würstchen war alles zu finden. Frisch gepresster Orangensaft und Milch waren die flüssigen Energielieferanten. Diverse Brote und Brötchen rundeten das Angebot ab. Von Valerians Mahlzeit hätte sich eine kleine Flüchtlingsfamilie ernähren können.
    Der junge Mann futterte, was das Zeug hielt. Katharina beobachtete ihn mit gemischten Gefühlen. Einerseits war es interessant, zuzusehen, wie jemand in so kurzer Zeit solch eine große Menge an Essen in seinen Körper hineinpressen konnte. Auf der anderen Seite war der Anblick ekelerregend. Das war schon kein Schlingen mehr, es war bereits etwas anderes, für das es im Deutschen kein Wort gab. Die Engländer nannten es „to wolf down“, herunter-wolfen sozusagen. Katharina stellte sich bei dem Begriff immer ein großes zotteliges Tier vor, das voller Heißhunger riesige Brocken rohen Fleisches hinunterwürgte.
    In diesem Zwiespalt gefangen, kam ihr die nächste Ablenkung ziemlich gelegen. Linda und Graciano waren eingetroffen
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