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Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)

Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)

Titel: Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
Autoren: Linda Lael Miller
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einzigartigen Blaubeer-Walnuss-Pfannkuchen verputzte.
    Sie machte auf dem hohen Absatz kehrt und sah auf ihre Armbanduhr. Ihr blieben nur noch fünfzehn Minuten bis zu ihrem Termin bei Richter J. P. Carpenter, was bedeutete, dass sie ihr Sandwich runterschlingen musste, anstatt es wie sonst freitags in Ruhe zu genießen und dabei die eingegangenen Anrufe abzuhören.
    Auch ohne hinzuschauen, wusste sie, dass der Fremde ihr nachsah, als sie das Café verließ, denn sie spürte förmlich, wie sich sein Blick zwischen ihren Schulterblättern durch den dünnen Cordblazer, die weiße Baumwollbluse und den Spitzen-BH bohrte.
    Draußen traf sie auf Alice McCoy, nach Melissas Meinung die älteste Politesse der Welt. Alices dreirädriges Gefährt, das an ein Golfkart mit gelbem Blinklicht erinnerte, parkte neben dem Roadster. Die Ordnungshüterin hielt einen Block in der Hand und zog die Mundwinkel missbilligend herunter, während sie etwas notierte.
    „Nicht schon wieder einen Strafzettel, Alice“, protestierte Melissa. „Ich war nur für zwei Sekunden im Café, um mir mein Frühstück zu holen.“ Zum Beweis hielt sie die braune Tüte hoch. „Zwei Sekunden“, wiederholte sie.
    Alice sah sie ungerührt an. „Hier ist Halteverbot. Ob zwei Sekunden oder zwei Stunden ist mir gleich. Ein Verstoß ist ein Verstoß.“ Leise schnaubend riss sie den Strafzettel vom Block und klemmte ihn unter den Scheibenwischer, obwohl Melissa so dicht neben ihr stand, dass sie ihr das Stück Papier auch in die Hand hätte drücken können.
    „Sie sind die Staatsanwältin für das County“, fuhr Alice aufgebracht fort. „Sie sollten es besser wissen. Und den Motor lassen Sie auch noch laufen. Eines Tages wird jemand Ihren Wagen stehlen, junge Dame, und dann möchte ich Ihr Geschrei nicht hören.“
    Seufzend nahm Melissa den Strafzettel an sich und steckte ihn in die Jackentasche. „Wir sind hier in Stone Creek, Arizona“, hielt sie dagegen. Auch wenn sie wusste, dass sie diese Diskussion nicht gewinnen konnte, musste sie es dennoch versuchen. Immerhin war sie Anwältin – und dazu eine O’Ballivan. „Nicht in New York.“
    „Das Verbrechen lauert überall“, konterte Alice. „Wenn Sie mich fragen, die ganze Welt wird noch vor die Hunde gehen. Aber Ihnen muss ich das ja nun wirklich nicht sagen.“
    Melissa gab es auf, stieg in ihr Auto und stellte die Papiertüte auf ihre Aktentasche, die auf dem Beifahrersitz lag. Dann fuhr sie zu dem flachen Ziegelsteinbau, in dem sich nicht nur das Gericht befand, sondern auch die Zulassungsstelle, das Gefängnis und das Büro des Sheriffs. Sie parkte den Wagen auf ihrem Stammplatz im Schatten einer altehrwürdigen Eiche und eilte nach drinnen, wobei sie sich ihre Handtasche, die Aktentasche und die Tüte mit dem kälter werdenden Sandwich kurzerhand unter die Arme klemmte.
    Ihr offizielles Büro, das kaum größer war als das ihrer Assistentin Andrea, ging vom selben Korridor ab wie der einzige Gerichtssaal und die beiden kleinen Zellen, in denen jedoch nur selten einmal Gefangene untergebracht wurden.
    Für ihre neunzehn Jahre trug Andrea zu viel Lidschatten. Außerdem kaute sie unablässig Kaugummi, aber sie war in der Lage, eingehende Nachrichten zu notieren und Telefonate zu erledigen. Und da ihre Arbeitsplatzbeschreibung nur diese beiden Punkte umfasste, hielt Melissa es für angebracht, ihre Meinung für sich zu behalten.
    Sie hetzte an Andreas Schreibtisch vorbei und stieß mit dem Ellbogen die Tür auf, da sie die Hände voll hatte. Dabei bemerkte sie, wie ihre Assistentin das Schauspiel mitverfolgte, allerdings keine Anstalten machte, ihr zu helfen. Melissa stellte die braune Sandwichtüte auf den Schreibtisch und packte die Aktentasche und ihre Handtasche auf die kleine Couch vor der Wand, an der ihre Diplome und zahllose Familienfotos hingen. In dem kleinen Badezimmer neben ihrem Büro wusch sie sich die Hände und griff anschließend hungrig nach der Papiertüte.
    Andrea kam ins Büro geschlendert und ließ eine Kaugummiblase platzen. In einer Hand hielt sie ein Blatt mit aufgeklebten rosa Telefonnotizen. Ihre langen Fingernägel waren – soweit Melissa das auf diese Entfernung erkennen konnte – mit winzigen Totenschädeln und gekreuzten Knochen verziert. Ein Funkeln legte die Vermutung nahe, dass außerdem winzige Strasssteine mit eingearbeitet worden waren.
    Die junge Frau trug ihr volles rötlich braunes Haar kurz geschnitten. Ihr Outfit bestand aus einer schwarzen Jeans und
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