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Die Containerfrau

Die Containerfrau

Titel: Die Containerfrau
Autoren: Kim Smage
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Mädchen den Kopf gegen eine weiche Pferdemähne und weint bitterlich. Und in einem Zimmer im Krankenhaus werden bei einer jungen Russin die Windeln gewechselt. Sie merkt es nicht einmal. Der junge Joakim Hansen schließlich schaut eine Krankenschwester flehend an und beteuert: »Es geht mir doch gut, ich will nach Hause.«
    Und die Temposünder unten in Gudbrandsdalen und Østerdalen preisen sich glücklich, weil sie von der soeben vorübergefahrenen Streife nicht angehalten worden sind. Die Streife lag mindestens zehn Stundenkilometer über der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit.
    Das einzige, was jenseits der Grenze die schwedische Polizei anhält, ist ein einzelner Pferdetransport, ein braver Gaul, der während der nordischen Haustiertage die Kinder in Frösöns Tierpark unterhalten soll. Der Polizist flucht und sagt, ja Scheiße, haben wir in Schweden nicht Viehzeug genug, müssen wir solches Elend aus Norwegen importieren? Die einzige Antwort besteht aus einem leisen Wiehern. Und aus Papieren, die ein wütender Pferdebesitzer ihm in die Hände drückt, und aus denen hervorgeht, dass bei diesem Pferdetransport alles mit rechten Dingen zugeht.
    Derweil hängen die Schweißwolken dicht über der Trondheimer Wache. Nervosität und »Alles auf eine Karte-Setzen« -Strategie lassen sich nicht verbergen. Einige denken, bei den starken Indizien muss doch … Andere mit Erfahrung können sich nicht auf Empirie stützen, sie haben das Gefühl, keinerlei festen Boden unter den Füßen zu haben, noch andere, logischere Seelen, denken, so muss es doch zusammenhängen. Weil a zu b führt, und das zu c, ist das die wahrscheinlichste … Aber ob Deduktion oder Reduktion, Empirie oder Spürnase, die Leute schwitzen.
    Kommissarin Halvorsen schaut auf die Uhr. Anderthalb Stunden bis zur Pressekonferenz. Kollege Vang braut Kaffee. Den besten auf der Wache. Dynamitstark und herrlich. Für den Moment. Führt zu Sodbrennen und Angst, wenn er zu oft konsumiert wird. Im Laufe der Zeit. Jetzt wird er konsumiert. Ununterbrochen. Kaum hat Vang eingeschenkt, schon sind die Tassen wieder leer. Beim vierten Becher klingelt das Telefon. Just dieses Telefon. Just dieser Anschluss.
    Endlich, denkt Kommissarin Halvorsen. Jetzt haben wir sie. Die ganze Kiste, die ganze Saubande, das ganze Spiel. Jetzt haben wir sie. Jetzt rufen die Kollegen aus Alvdal an und berichten von einem Pferdetransport mit Spezialwagen, in dem sich zwei schlanke weibliche Wesen der vierbeinigen Art und noch mehr weibliche Wesen der zweibeinigen Art befinden. Jetzt kommen die »Innereien« des Bordells in der Munkegate zum Vorschein. Jetzt haben wir sie. Die Drahtzieher. Die, die Frauen wie Vieh verschachern, zur Erbauung und Unterhaltung von Männern, die immer Heimweh haben und deshalb solche Angebote brauchen, weshalb es immer einen Markt gibt für … Jemand packt ihre Hand. Es ist Vang.
    »Das wird der totale Reinfall«, flüstert er, bleich und blond. Sein Schnurrbart hat sich schlafen gelegt. Vangi sieht traurig aus.
    »Das wird der totale Reinfall«, flüstert er noch einmal. »Diese ganzen Theorien, diese ganze Konstruktion, die ist doch, die ist … Wir haben doch nichts Handfestes, zum Henker«, murmelt er. Anne-kin Halvorsen sieht ihn an, forschend. Harter Mann, hartes maskulines Äußeres, ängstlich wie ein frisch eingestellter Lehrer in einem hart belasteten Wohngebiet. So geht das nicht.
    »Reiß dich zusammen«, faucht sie. Und erlebt, dass Vang in seinem Sessel zurückfährt.
    »Wenn wir uns blamieren, dann wenigstens mit Stil!«
    Er gönnt ihr nur einen vergrätzten Seitenblick. Dann haften seine Blicke an Sundt. Und sie, die harte Anne-kin Halvorsen, ist innerlich so labil und zitternd, dass sie sich auf einem Kinderfest in eine Schüssel legen und als überreifer Wackelpeter serviert werden könnte.

55
    Es ist kein Kollege aus Alvdal, der anruft. Und auch keiner aus Tynset. Sondern einer aus Koppang. Der einen Fisch gefangen hat. Doch der Fisch gefällt ihm nicht. Der Transport auch nicht, so etwas Übles hat er noch nie gesehen. Den Pferden, zwei prächtigen Stuten, geht es ausgezeichnet. Aber die Frauen, die er in der dritten, vollständig abgeteilten Box gefunden hat, denen geht es alles andere als gut. Sie sind soeben mit einem Krankenwagen ins nächstgelegene Krankenhaus gefahren worden. Sie atmen, sind ansonsten aber gänzlich leblos. Stehen sicher unter Drogen.
    Sundt hat das Telefon laut gedreht und die Mitteilungen des Kollegen aus Koppang
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