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Die Company

Die Company

Titel: Die Company
Autoren: Robert Littell
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gefunden, die als die von Lomow identifiziert wurde. Der Fluss wurde abgesucht, doch Lomows Leichnam blieb unauffindbar; sein Verschwinden wurde in der Polizeiakte als »Badeunfall« vermerkt.
    Die Zeitungen berichteten von weiteren mysteriösen Todesfällen: zwei in St. Petersburg, dem ehemaligen Leningrad (die Männer, die in dem Wagen über eine Klippe stürzten, waren KGB-Generäle und hatten geplant, den Bürgermeister seines Amtes zu entheben und im Namen des Staatskomitees für den Ausnahmezustand die Kontrolle in der Stadt zu übernehmen); einer auf der Krim (ein ranghoher KGB-Offizier vom Neunten Direktorat und Befehlshaber der Einheit, die Gorbatschow in Foros unter Arrest gestellt hatte, war bei der Explosion einer Gasflasche in der Küche ums Leben gekommen); einer im Militärbezirk im Ural (ein Armeegeneral, der auf der Höhe des Putsches dem KGB den Befehl erteilt hatte, Juden »zusammenzutreiben«, wurde auf offener Straße überfallen und erstochen).
    Alarmiert durch die Serie von tödlichen Unfällen und Selbstmorden, beschlossen die Behörden, die sich in Untersuchungshaft befindenden Drahtzieher des Putsches, die prominentesten unter ihnen KGB-Chef Krjutschkow und Verteidigungsminister Jasow, rund um die Uhr zu bewachen.
    Da alle Augen auf Russland gerichtet waren, fiel nur wenigen die kleine Meldung auf, die Dresdner Zeitungen brachten: Jogger hatten die Leiche des Devisenbeschaffers entdeckt, der sich unter einer Eibbrücke erhängt hatte. In der Innentasche seiner ordentlich gebügelten Anzugsjacke befand sich ein getippter und unterschriebener Abschiedsbrief, in dem er seine Frau und seine drei Kinder um Verzeihung bat. Er erklärte, dass er sich das Leben nehmen wolle, weil er Gelder nach Russland geschleust hatte, um den gescheiterten Putsch zu unterstützen, und sich der Bestrafung entziehen wolle. Im Polizeibericht hieß es, dass der Devisenbeschaffer keine Angaben gemacht habe, auf welche russische Konten die Gelder geflossen seien, und dass nur wenig Hoffnung auf Klärung der Sachlage bestehe. Das Geld jedenfalls hatte sich in Luft aufgelöst.
     
    Der Zauberer und sein Lehrling überquerten die Fußgängerbrücke am Ende des Genfer Sees und gingen in ein Gartenlokal. Als die Kellnerin kam, fragte Jack: »Was trinkt man hier, wenn man Grund zum Feiern hat?«
    »Champagner«, sagte sie, ohne zu zögern.
    »O nein, bloß keinen Champagner«, jammerte Torriti. »Von dem Zeug krieg ich Blähungen.«
    »Zwei Gläser Champagner«, sagte Jack zu der Kellnerin. Als Torriti das Gesicht verzog, sagte Jack: »Du trinkst schon so lange billigen Fusel, dass du Champagner für das reinste Elixier halten wirst. Außerdem verdient das Unternehmen eine stilvolle Einweihung.«
    Torriti nickte widerwillig. »Nicht jeder marschiert in eine Schweizer Bank und stellt fest, dass er 147 Millionen Dollar auf seinem Geheimkonto hat. Als du aufgestanden bist, um zu gehen, dachte ich schon, der Banker-Clown im Dreiteiler wollte dir die Schuhe ablecken.«
    »Da ist so viel Geld, dass es mir schon gar nicht mehr wie Geld vorkommt«, sagte Jack zu seinem Freund.
    »Eigentlich hatte ich gedacht, der Devisenbeschaffer in Dresden hätte noch sehr viel mehr gehortet. Bist du sicher, dass Ezra Ben Ezra nicht mehr eingesteckt hat, als ihm zusteht?«
    »Der Rabbi hat seine Auslagen in Rechnung gestellt. Erstens das Honorar für deinen Mafia-Freund in Moskau –«
    »Der einzigartige Endel Rappaport wird Mütterchen Russland für jeden abgeschnittenen Finger ordentlich bluten lassen.«
    »Er hat einen Anteil bekommen. Ein anderer landete in der Tasche eines schattenhaften Individiums, das die Karriere eines wenig bekannten KGB-Oberstleutnants namens Wladimir Wladimirowitsch Putin befördern soll. Der fragliche Russe arbeitete in Dresden mit Putin zusammen und kannte sich gut genug aus, um von der Beute des Devisenbeschaffers einiges abzusahnen, ehe der Rabbi seine Hand darauf legen konnte.«
    »Komisch, als ich mich das letzte Mal mit Rappaport getroffen habe, hatte er einen Russen namens Wladimir dabei.«
    »Der Rabbi sagt, dieser Putin hat den KGB am Tag nach Beginn des Putsches gegen Gorbatschow verlassen und ist dann im Föderalen Sicherheitsdienst, dem Nachfolger des KGB, aufgetaucht.«
    »Sehr geschickt«, bemerkte Torriti. »Putin.« Er schüttelte den Kopf. »Nie von ihm gehört.«
    »Wart’s ab«, sagte Jack. »Mit rund hundertfünfzig Millionen in der Tasche wird er irgendwann auf der Bildfläche auftauchen.«
    Die
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