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Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia
Autoren: Michael Gerber
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sich Sue und Loo auf die Suche nach Asthma.Wie jeder weiß, der schon mal eine Katze gesucht hat, findet man sie nur, wenn sie gefunden werden will , und keinen Moment früher.
    Außer natürlich, wenn sie tot ist.
    Sie fanden Asthma unter einem Wacholderbusch. Er lag zusammengerollt da, sodass sein Schwanz sein Gesicht verbarg. Es sah aus, als hielte er sich die Augen zu, um zu vergessen, was gerade passiert war.
    »Ich glaube, der ist hinüber«, sagte Loo und streckte die Hand nach dem geschorenen, mageren Körper aus.
    »Wie sollte das passiert sein? Anders als du vielleicht glaubst, Loo, bringt ein Bad einen nicht um.«
    »Ich glaube, er ist vor Scham gestorben«, sagte diese. »Ich meine, guck ihn dir doch an.« Mit seinem Sommerhaarschnitt und den Puppenkleidern sah der Kater wirklich lächerlich aus.
    »Nun, wenn er tot ist«, sagte Sue streng, »müssen wir ihn in Ruhe lassen. Wir dürfen auf keinen Fall etwas Totes anfassen, hat Mum gesagt.«
    »Ist Mum etwa hier? Nein, ist sie nicht«, sagte Loo. Neiderfüllt pikste sie Asthma vorsichtig in die Seite.
    Jetzt hat Loo die Leiche schon angefasst, dachte Sue, und früher oder später wird sie mich sowieso berühren, also was soll’s? Mitgefangen, mitgehangen. Sie schob Loo mit dem Ellbogen beiseite und hob den Kater hoch.
    Loo, die höchst empfindlich darauf reagierte, wenn mit zweierlei Maß gemessen wurde, explodierte. »He! Wieso
    kannst du ihn auf den Arm nehmen, und ich darf ihn nicht mal anfassen? Dass du älter bist, heißt noch lange nicht...« Prompt keimte ein niederträchtiger Plan in Loos Hirn. Sie holte das kleine Glasfläschchen hervor, das ihr der Weihnachtsmann gegeben hatte, und öffnete es.
    Sofort stieg Sue der grässliche Geruch in die Nase. »Was immer du vorhast, Loo, lass es«, sagte Sue. »Das ist mein Ernst.«
    »Blöde Kuh!«, sagte Loo und schüttete Sue das stinkende Zeug ins Gesicht. Diese hielt instinktiv den schlaffen Kater hoch, um sich zu schützen.
    »Du bist die blöde Kuh, du blöde Kuh!«, brüllte sie. »Siehst du, jetzt hast du den Kater total voll gesaut!« Sie legte das Tier ab. Es bewegte sich nicht.
    »Das warst du, nicht ich«, sagte Loo. »Du hast ihn hochgehalten!«
    »Aber du hast das...« Sue sah rot und stürzte sich auf ihre Schwester. Plötzlich erschien ihr die Vorstellung, Loo tot zu sehen, ziemlich verlockend - nämlich, wenn sie diejenige war, die ihr den Garaus machen durfte. Die beiden rangen miteinander, aber Sue gewann als die Altere schnell die Oberhand. Ihre Hände umklammerten Loos Kehle.
    »Ja!«, gurgelte Loo. »Tu’s! Tu’s!«
    Im letzten Moment kam Sue wieder zur Vernunft und ließ los. Keuchend setzten sich die beiden Mädchen in das dunkle Unterholz am Rand der Lichtung.
    »Sag, dass es dir Leid tut«, sagte Loo.
    »Tut es nicht.«
    Loo war so empört, dass sie sich gerade wieder in den Kampf stürzen wollte, als sie etwas bemerkte. Der Kater bewegte sich! »Guck mal!«, sagte sie.
    Vielleicht war es Zauberei oder eine optische Täuschung, aber eins stand fest: Asthma bewegte sich. Noch erstaunlicher war, dass seine abrasierten Haare vor ihren Augen wieder zu wachsen begannen!
    Asthma setzte sich auf und begann sich eifrig zu putzen. »Danke, Kinder«, sagte er. »Oder sollte ich sagen: >Danke, Minoxidil
    Mit Asthmas Fell kehrte auch seine Energie zurück. »Euch kann ich’s ja sagen: Es war mir unendlich peinlich«, sagte er.
    »Sind Sie gestorben?«, fragte Sue.
    »Ich wäre ja wohl der Letzte, der das wüsste, oder?«, sagte Asthma. »Es heißt ja immer, man würde sich >zu Tode schämen<, aber jetzt wissen wir, dass einen das nicht wirklich umbringen kann!« Asthma betatzte die Fransen an Loos Jacke. Der Kater war geradezu trunken vor Freude - eine vollkommen verständliche Reaktion, wenn sich etwas, wovor man große Angst gehabt hat, im Nachhinein als gar nicht so schlimm herausstellt.
    »Aber Asthma, was hat das zu bedeuten?«, fragte Loo.
    »Du bist lange genug in diesem Buch, um zu wissen, dass man solche Fragen nicht stellen sollte«, sagte Asthma.
    »Weichen Sie nicht aus«, ermahnte Sue den Kater, der energisch seinen neuen Pelz putzte.
    »Okay, ich erkläre es mir so«, sagte Asthma. »Es gibt eine Billige Magie, die Schundromanen Spannung verleiht. Eine Figur zum Helden zu machen und sie dann umzubringen, das ist Billige Magie. Die Feiste Hexe wusste davon. Aber es gibt etwas, wovon sie nichts wusste, und das ist die Billigere Magie, die erfordert, dass das Gute
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