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Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia
Autoren: Michael Gerber
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ihren Leuten jede Menge Lügen über die anderen Blamier, zum Beispiel, dass Asthmas Jünger Babys fraßen und alle möglichen abscheulichen Dinge miteinander anstellten, sobald es dunkel wurde. Die Anhänger der Hexe waren so lange von der Außenwelt abgekapselt gewesen, dass sie praktisch alles glaubten, vor allem, wenn es aus dem Mund einer so massigen und imposanten Person wie der Feisten Hexe kam.
    Bevor Asthma dort eintraf, hatte die Feiste Hexe die gesamte Party damit verbracht, ihre Anhänger aufzupeitschen: »Wir sind ein friedliches Volk«, sagte sie. »Wir wollen nicht kämpfen.«
    »Dann tun wir’s auch nicht«, sagte ein Minotaur.
    »Das ist genau die Einstellung, die unweigerlich zum Krieg führt«, sagte die Feiste Hexe.
    »Vielleicht liegt’s am Bier«, sagte ein Femur, »aber ich fürchte, ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Schwäche! Ihr dürft keine Schwäche zeigen! Sie sind kurz davor, uns anzugreifen«, sagte die Feiste Hexe. »Also müssen wir ihnen zuvorkommen.«
    »Mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe«, sagte der Minotaur. »Da wir keinen Krieg wollen, müssen wir einen an-fangen, um sicherzugehen, dass es keinen gibt. Wenn wir andererseits keinen Krieg anfangen...«
    »Gibt es garantiert einen«, sagte die Feiste Hexe.
    »Moment mal«, sagte ein Niflheimer, »gibt es nicht auf jeden Fall Krieg, wenn wir einen anfangen?« Begierig griff die Menge dieses Argument auf. Die Feiste Hexe übertönte das Stimmengewirr.
    »Überlegt mal. Sie wollen haben, was uns gehört, und sie werden es sich nehmen, wenn wir sie nicht daran hindern.«
    »Das können sie gern tun«, sagte eine Schartexe und hielt den verschlissenen Saum ihres total abgetragenen Kleides hoch. »Da gehe ich doch lieber nackt.«
    Ein Schaudern durchlief die Menge. Dann meldete sich ein Ghuelfe zu Wort. »Ich weiß ja nicht, was mit euch ist, aber mir geht es eigentlich ziemlich gut, seit Asthma in der Stadt ist. Vorher war alles gefroren, aber jetzt findet man verwesende Leichen in Hülle und Fülle.«
    »Darum geht es doch gar nicht!«, sagte die Feiste Hexe ungeduldig. »Sie wollen uns unseren gesamten Lebensstil kaputtmachen.«
    »Was ist denn überhaupt unser Lebensstil?«, fragte die Schartexe.
    »Alles, was uns unheilig ist«, improvisierte die Hexe. Von ihren Anhängern hatte sie derartige Haarspaltereien nicht erwartet, schließlich waren sie die »Unreinen«. (Wobei man sie selbst natürlich auch nicht gerade als superfrisch bezeichnen konnte, vor allem, seit es so heiß geworden war.) »Guckt mal, da ist er!«
    Asthmas Auftauchen hatte es ihr erspart, weitere Erklärungen abzugeben, aber nun, da sie in den Kampf zogen, ließ der Eifer ihrer Anhänger mit jedem Schritt nach. Sie fanden die Idee jetzt gar nicht mehr so großartig wie vorhin, als sie noch um die Steinerne Badewanne herumsaßen. Eine Katze zu baden war das eine, aber ernsthaft zu kämpfen etwas ganz Anderes. Und worin bestand überhaupt ihr »Lebensstil«, außer herumzusitzen und furchteinflößend zu sein? Davon hatten sie ehrlich gesagt die Schnauze voll. Die Gespenster, Niflheimer und Femuren fürchteten sich ebenso sehr voreinander wie die Menschen sich vor ihnen. Und man gewöhnte sich noch nicht einmal daran. Denn wenn man zum Beispiel ein Geist ist, heißt das noch lange nicht, dass es einem Spaß macht, sich ständig in die Hose zu machen.
    Selbst wenn Asthma tatsächlich ihren Lebensstil ändern wollte, was viele von ihnen bezweifelten, war das womöglich sogar ein Fortschritt. Diese Erwägungen und dazu die natürliche Abneigung dagegen, sich zusammenschlagen zu lassen, führten dazu, dass immer mehr Anhänger der Feisten Hexe das ganze Vorhaben verwarfen und nach Hause gingen, um die Ereignisse des Abends zu diskutieren und dabei feierlich einen zu heben. Aber auch diejenigen, die der Hexe weiter auf dem Weg zu Asthmas Lager folgten, begannen, sich nach und nach auszuklinken. Viele bedienten sich dabei aus diversen Geheimvorräten an berauschenden Sustanzen, die sie in irgendwelchen Winkeln ihrer untoten Körper versteckt hatten. Um die immer mehr außer Rand und Band geratende Horde auf Kurs zu halten, blieb der Feisten Hexe nichts anderes übrig, als ihnen zu erzählen, in Asthmas Lager gäbe es große Vorräte an Bier und Snacks (was natürlich nicht der Wahrheit entsprach), die nur darauf warteten, von ihnen geplündert zu werden.
    Während die Hexe und ihre Anhänger sich wie eine betrunkene Amöbe auf das Lager zubewegten, machten
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