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Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia
Autoren: Michael Gerber
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jetzt äußerst heftig. Es war ihr peinlich, aber sie musste ihn fragen: »Kann ich bei Ihnen mal aufs Töpfchen?«
    Herr Dummnuss wusste sofort, was ihm dräute, und er wollte, dass Loo so weit wie möglich von seinen Habseligkeiten entfernt war, wenn es so weit war. »Komm weg hier«, sagte er und zog sie am Arm. »Du wirst mir meine Höhle nicht besudeln.«
    Fast hätte Loo es geschafft. Nur die ersten Vorboten prasselten auf Herrn Dummnuss’ Fußmatte. Sie stolperte zu der kleinen Öffnung hinaus und würgte geräuschvoll. Während sie sich des Inhalts ihres Magens entledigte - der für eine Achtjährige offenbar ganz schön groß war, wie Herr Dummnuss grimmig dachte -, forderte der Faun Loo auf, ihm ihr Taschentuch zu geben.
    »Ich werd mir deinetwegen doch nicht mein gutes irisches Leinen versauen«, sagte er, nahm das dargereichte Stück Stoff und rieb damit die Matte ab. Während er sich abmühte und Loo die mit Barbituraten verseuchten Backwaren auskotzte, zählte Herr Dummnuss all die Dinge auf, die die Feiste Hexe ihm antun würde, wenn er Loo gehen ließe. »Erst einen Rippentriller, dann tausend Stecknadeln, dann einen Arschkneifer. Hat sie dir schon mal einen Arschkneifer verpasst? Die sind echt brutal. Man muss die Stelle mindestens zwei Wochen lang mit Salbe einschmieren!« Loos Babylonischer Turm aus Erbrochenem schien fertig zu sein. »Komm wieder rein«, sagte Herr Dummnuss.
    »Aber Herr Dummnuss«, flehte Loo. »Sie können doch nicht... Sie dürfen nicht...«
    Herr Dummnuss war erstaunt. Hatte dieses begriffsstutzige kleine Ding es endlich kapiert?
    »Ich bin noch nicht fertig«, sagte Loo, und dann fügte sie dem dampfenden Haufen eine weitere Schicht hinzu.
    »Verflucht noch mal!«, sagte Herr Dummnuss. »Das ist es nicht wert!« Wieder packte er Loo am Arm, und sie machten sich auf den Weg zu der Verkehrsampel. »Dann soll sie mich eben zu einem Curry verarbeiten! Ich bringe dich zurück zur Ampel. Von da aus kannst du wieder in deinen Spind oder deine Kommode oder wo auch immer du verdammt noch mal hergekommen bist, zurückkehren.«
    »Kleiderschrank«, sagte Loo, dann übergab sie sich erneut. Herr Dummnuss musste sich mit einem Satz vor den Spritzern in Sicherheit bringen.
    »Wir müssen so schnell gehen, wie wir können. Sie hat überall ihre Spione...«, sagte Herr Dummnuss, wobei er sich umschaute. »Die brauchen ja nur der Kotzspur zu folgen. Mir; blüht sicher die Kitzelfolter... oder ein Nasenlochreißer...«
    »Ach, Herr Dummnuss, ich glaube, Sie leiden unter Verfolgungswahn«, sagte Loo. »Wer sollte Ihnen denn einen Nasenlochreißer verpassen?«
    »Kruzitürken!«, stieß Herr Dummnuss aus, als sie die Ampel erreichten. »Wie kann man nur so begriffsstutzig sein? Tu mir einen Gefallen: Geh nach Hause, und komm nie wieder!«
    Da die Ampel rot war, blieb Loo einen Moment darunter stehen. Dann, als sie grün wurde, ging sie zurück zum Kleider- j schrank. »Das hat aber Spaß gemacht«, dachte sie. »Ich glaube, Herr Dummnuss und ich werden noch sehr gute Freunde!«

Als Loo aus dem Schrank gestürmt kam, kauerten ihre Geschwister auf dem Fußboden und pressten die Ohren an die Tür zum Flur.
    »Ich bin wieder da! Ich bin wie...« Pete legte ihr seine schwielige Hand auf den Mund.
    »Psst!«, sagte Sue und hielt sich den Zeigefinger an die Lippen. »Wir verstecken uns vor dem Professor. Er will uns zwingen, Hormone zu nehmen.«
    Sie lauschten, während der Professor und Frau MacBeth von Tür zu Tür gingen und mal lieb und nett nach ihnen riefen, mal leise fluchten. »Hallo? Kinder? Ich möchte euch daran erinnern, dass ihr vertraglich zur Kooperation verpflichtet seid... Dreckige kleine Miststücke... Heimtückische Rotznasen... Kinder, ihr wollt doch etwas für die Wissenschaft tun, oder?«
    »Wieso sollte ich?«, flüsterte Pete vergrätzt. »Was hat die Wissenschaft denn je für mich getan?«
    »Vielleicht, weil sie es dir möglich macht, dich unter Menschen zu bewegen und dich dabei halbwegs zugehörig zu fühlen?«, konterte Ed.
    »Hört doch mal«, keuchte Loo atemlos. »Ich weiß, wie wir ihnen entkommen können!«
    »Mit einem Seitpferd?«, flüsterte Pete. Sein Verstand arbeitete nicht nur reichlich eingleisig, das Gleis war auch nicht besonders breit. Er klopfte erfolglos den Holzboden des Zimmers ab. »Wenn wir nur irgendwie ein Loch graben könnten.«
    »Nein, nein! Nicht so«, sagte Loo. »Wir können durch den Kleiderschrank gehen!«
    »Alles klar!«, flüsterte Ed.
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