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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn
Autoren: David B. Coe
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Eindringen in Stib-Nal genügt hatte, um das Unbehagen, den Weg auf Krücken zurückzulegen, beiseite zu schieben. Sie langweilte sich.
    Seit Jahren hatte ihr einziger Ehrgeiz darin bestanden, in den Goldpalast einzuziehen. Und für einige Zeit, nachdem sie dieses Ziel erreicht hatte, hatte sie es genossen, das Nal zu regieren. Aber sie konnte sich mit Gold nicht alles kaufen, und trotz ihrer Macht fühlte sie sich im Palast häufiger wie eine Gefangene als wie eine Herrin. Nach all dieser Zeit hatte sie endlich begriffen, dass Herrscherin zu sein erheblich weniger Spaß machte als das Leben eines Nal-Lords. Nicht, dass sie wieder in die Blocks zurückkehren wollte. Sie wollte einfach nur etwas anderes tun. Und was immer es sein würde, sie wollte es nicht allein tun.
    »Ich weiß nicht, was ich machen werde«, sagte sie schließlich auf die Frage des Generals. Im Grunde wollte sie nur noch nach Tobyn-Ser gehen, um mit Orris zusammen zu sein. Aber wie konnte sie Jibb so etwas sagen? Außerdem konnte sie wohl kaum dorthin reisen, ohne den Magier davon zu unterrichten, dass sie unterwegs war. »Vielleicht gehe ich zu den Siedlungen in den Dhaalmar-Bergen.« »Du willst bei den Gildriiten wohnen?«
    Sie sah ihn wieder an. »Ein Teil von mir glaubt, dass ich dorthin gehöre.« Sie hob den Stab. »Dieser Stein tut es ganz bestimmt.«
    »Dieser Stein gehört dahin, wo du bist. Du musst den Palast nicht aufgeben, um ihn zu verdienen.«
    Sie gab mit einem Schulterzucken nach und wandte sich wieder dem Fenster zu.
    »Wann hast du zum letzten Mal von ihm gehört?«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Es ist eine Weile her.«
    »Hast du noch einmal an ihn geschrieben?«
    Am liebsten hätte sie ihm gesagt, er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. Aber sie wusste, wie schwer es Jibb fiel, über Orris zu sprechen, und daher nickte sie nur.
    »Du hast mir erzählt, dass er viel unterwegs ist. Dass er das ganze Jahr über zu Fuß durchs Land zieht. Vielleicht hat er es einfach noch nicht geschafft, seinen Brief irgendeinem Kaufmann zu übergeben. Es kann einen ganz einfachen Grund haben.«
    Sie blickte über die Schulter, sah ihn an und lächelte dünn. »Mag sein. Danke, Jibb.«
    »Aber ehe du wieder von ihm hörst, wäre es nicht sinnvoller, hier zu bleiben, wo er dich erreichen kann?«
    Da hatte er Recht.
    »So ist es wohl, zumindest für eine Weile.«
    »Und außerdem«, sagte er unbeschwert, »würdest du mich doch nicht allein lassen, oder?«
    »Du wärst nicht allein«, erwiderte sie grinsend. »Du hättest immer noch Premel.«
    Die Anspannung zwischen Jibb und Premel hatte den größten Teil des vergangenen Jahres angehalten, und Jibb traute dem Sicherheitsmann nach wie vor nicht so wie früher einmal. Aber in den letzten Wochen war Melyor aufgefallen, dass ein wenig Wärme in diese Beziehung zurückgekehrt war, als hätte Jibb sich endlich dazu durchringen können, Premel seinen Verrat zu vergeben.
    »Premel«, wiederholte Jibb kopfschüttelnd. »Maus hat ihn praktisch zu einem Gildriiten gemacht. Wahrscheinlich hat er schon vorhersagen können, was ich jetzt sagen würde, bevor ich es wusste.«
    Melyor zog die Brauen hoch. »Sei vorsichtig, General. Vergiss nicht, mit wem du sprichst.«
    Jibb lachte, und auch Melyor gelang ein Lächeln. Nach ein paar Sekunden jedoch verschwand ihre Heiterkeit, und sie starrten einander an.
    »Ich will dich nicht verlieren, Melyor«, sagte Jibb mit beunruhigender Intensität.
    Sie wollte ihn wirklich nicht verletzen, aber manchmal musste sie ihn daran erinnern. »Du hattest mich niemals.«
    »Das ist nicht wahr. Selbst wenn du mich nie geliebt hast, du bist die beste Freundin gewesen, die ich je hatte.«
    »Ich werde immer deine Freundin sein, Jibb. Ganz gleich, wohin ich gehe oder mit wem.«
    Er senkte den Blick. »Das weiß ich.«
    »Du weißt«, sagte Melyor in dem Versuch, die Stimmung zu verändern, »dass du als Herrscher jede Frau haben kannst, die du willst.«
    »Weißt du das aus persönlicher Erfahrung?«
    Sie lächelte tückisch. »Soll ich das wirklich beantworten?« Er lief rot an und Melyor lachte.
    Dann begann sein Sprechschirm zu piepsen. »Sieht so aus, als musste ich gehen«, sagte er. »Verlass den Palast nicht, bevor ich zurückkomme, ja?«
    »In Ordnung«, stimmte sie zu.
    Jibb ging, und sie kehrte zum Fenster zurück.
    »Das hier ist nicht mehr mein Zuhause«, sagte sie und starrte zu dem braunen Himmel hoch. »Ich bin nicht einmal mehr sicher,
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