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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn
Autoren: David B. Coe
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Mädchen«, sagte Linnea. »Und jetzt erzähl mir noch einmal von deinem Kampf mit den beiden Geistern. Das klang wirklich schrecklich!«
    Sie unterhielten sich bis tief in die Nacht, bis Linnea schließlich einschlief. Cailin dachte daran zu gehen, aber stattdessen erhob sie sich vorsichtig vom Bett und setzte sich auf den Stuhl daneben. Sie lauschte dem schweren Atem der Ältesten und schlief selbst bald ein. Als sie kurze Zeit später aufwachte, gerade als der Mond aufging, brauchte sie einen Augenblick, bis sie begriff, was sie geweckt hatte. Linneas Atmen hatte aufgehört.
    Cailin betrachtete das Gesicht der Ältesten, das im Mondlicht und im Schein des Cerylls gesünder aussah als seit langer Zeit. Im Morgengrauen klopfte jemand an der Tür, und eine andere Schülerin kam herein. Sie erstarrte, als sie Linneas Gesicht sah, und wandte sich dann Cailin mit einem fragenden Blick zu.
    »Die Götter haben sie in der Nacht geholt.« Die Frau seufzte. »Jetzt wird es achtzig Tage dauern, bis die Fenster wieder geöffnet werden.«
    Cailin hätte die Frau beinahe wütend angefahren, aber dann überlegte sie es sich anders. Sie war eine junge Frau, sogar noch jünger als Cailin. Und für sie war Linnea nur eine kranke alte Frau gewesen. Also stand die Magierin einfach auf, griff nach ihrem Stab und sagte, als sie an der Frau vorbeiging: »So sollte es auch sein.«
    In den folgenden Tagen erwies sich Linneas Vorhersage als korrekt. Elf Ligamagier, beinahe die Hälfte der Mitglieder, legten die Umhänge ab und erklärten sich zu freien Magiern. Es war kaum überraschend, dass die meisten, die Cailins Beispiel folgten, jünger waren, darunter auch Arslan und Vawnya. Mehrere Ordensmagier gaben ihre Umhänge ebenfalls auf, wenn auch nicht annähernd so viele. Und als Ergebnis hatte die Liga nun weniger Magier als Orden und Volksbewegung.
    Cailin sah Erland in dieser Zeit nur zwei Mal, das erste Mal bei einer Prozession zu Ehren der Toten, während der sie gemeinsam die Ligamagier durch die Straßen von Amarid führten, aber nicht miteinander sprachen. Ihre zweite Begegnung jedoch erwies sich als bedeutsamer. Früh am Morgen des Tages, an dem sie Amarid verlassen wollte, um ihre Wanderungen wieder aufzunehmen, blieb sie vor der Halle der Liga stehen. Sie war nicht sicher, warum; aus irgendeinem Grund musste sie sie einfach wiedersehen. Sie glaubte, das Gebäude sei leer, als sie eintrat - alles war vollkommen still -, und sie nahm an, allein zu sein.
    Aber als sie langsam um den großen Tisch inmitten der Halle herumging, hörte sie hinter sich Schritte. »Bist du gekommen, um mich zu verhöhnen?«
    Erschrocken drehte sie sich zu ihm um. Er schien gebeugter zu sein, als sie ihn in Erinnerung hatte, und sein normalerweise rosiges Gesicht war bleich und abgehärmt. »Ganz bestimmt nicht. Ich werde wieder gehen, wenn du möchtest.«
    »Du weißt, dass du der Liga den Todesstoß versetzt hast.« »Nein, das habe ich nicht. Die Liga hat immer noch viele -« »Wir sind alt, Cailin. Alle, die geblieben sind, sind alt. Wenn wir sterben, wird die Liga mit uns sterben. Das weißt du.«
    Sie zögerte. Er hatte Recht, und sie wusste es. »Das hatte ich nicht vor.«
    »Selbstverständlich hattest du das. Du wolltest dich an mir rächen. Deshalb hast du es auch vor allen anderen getan, um mich zu demütigen. Tatsache ist, dass ich es dir kaum übel nehmen kann.«
    »Wirklich, Erland -« Sie hielt inne. In dem, was er gesagt hatte, lag mehr Wahrheit, als ihr lieb war. »Ich hatte wirklich nicht vor, die Liga zu vernichten«, sagte sie schließlich. »Ich habe es um meiner selbst willen getan, weil ich wusste, dass wir nicht mehr zusammenarbeiten konnten, und weil ich es müde war, mit dir zu streiten.« »Aber du wusstest, dass sie dir folgen würden. Du bist jetzt ihre Heldin.«
    »Ich wusste, dass einige es tun würden. Ich wusste nicht, wer oder wie viele.«
    Er nickte. »Das würde ich gerne glauben.«
    »Wir haben gesiegt, Erland. Wir haben Sartol besiegt. Das ist alles, was zählt. Das ist es, woran du denken solltest. Und wir haben dabei alle zusammenarbeiten müssen. Es ist ebenso dein Sieg und der der Liga, wie es Jaryds und meiner ist.«
    Er sah sie längere Zeit an, als müsse er über ihre Worte nachdenken. Dann nickte er erneut und ging zurück zu seinem Zimmer. »Leb wohl, Cailin«, sagte er von der Tür her. »Arick behüte dich.«
    »Dich ebenfalls, Erland«, antwortete sie, und er schloss die Tür. Sie war nicht einmal
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