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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn
Autoren: David B. Coe
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wollte...» Sie zuckte erneut die Achseln. »Um ehrlich zu sein, weiß ich selbst nicht, was ich hier wollte.«
    »Du bist hier jederzeit willkommen, Cailin«, sagte Jaryd zu ihr. »Und ganz gleich, ob du einen Umhang trägst oder nicht, wir hoffen, dass du uns immer als Freunde betrachtest.«
    Diesmal fiel ihr das Lächeln leicht. »Selbstverständlich.« Sie verließ sie kurze Zeit später und ging zum Rand der Stadt und hatte bald den Tempel des Ältesten erreicht. Die Fenster des Tempels waren vernagelt, und so würde es die nächsten vierzig Tage bleiben, als Zeichen der Trauer um den Ältesten Brevyl. Bevor sie das Tempelgelände betrat, zündete Cailin eine der Kerzen in dem kleinen Gebetshaus am Tempeltor an. Dann eilte sie über den Hof zu Linneas Zimmer.
    Die Luft im Zimmer war schwer und heiß, und es roch nach Zauberkraut und Shan. Eine Schülerin saß in der Ecke, aber als Cailin hereinkam, nickte sie nur und verließ das Zimmer. Linnea lag selbstverständlich im Bett, die Decke bis zum Kinn hochgezogen. Sie hatte Ringe unter den Augen, und ihre bleiche Haut war über den Wangenknochen so fest gespannt, dass Cailin fürchtete, dass sie reißen könnte. Aber die Älteste lächelte, als sie Cailin sah, und es schien immer noch viel Lebendigkeit in ihren blauen Augen zu sein.
    »Ich hatte gehofft, dass du kommen würdest!« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Das wollte ich schon länger. Es tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat.«
    Linnea schnalzte abwehrend mit der Zunge. »Du hattest Wichtigeres zu tun. Man erzählt, du wärst eine Heldin.« »Wir sind alle Helden.« Sie lächelte. »Sogar Erland.« »Das kann ich kaum glauben«, sagte Linnea spitz. Sie nickte zur Bettkante hin. »Setz dich zu mir. Erzähl mir, was geschehen ist.«
    Cailin setzte sich, und die Älteste verzog schmerzerfüllt das Gesicht, als die Matratze sich ein wenig bewegte.
    »Kann ich dir etwas bringen?«
    Linnea schloss kurz die Augen, aber dann öffnete sie sie wieder und lächelte abermals. »Nein, Kind. Es geht mir gut.«
    Gut? Cailin war nach Heulen zu Mute, als sie sie ansah. Sie unterhielten sich einige Zeit über den Kampf der vergangenen Nacht. Linnea stellte viele Fragen und unterbrach Cailin oft, um um weitere Erklärungen zu bitten. Als Cailin schließlich fertig war, schloss die Älteste erneut die Augen, als müsste sie sich ausruhen. Aber sie öffnete sie rasch wieder.
    »Wo ist dein Umhang?«, fragte sie, als wäre ihr erst jetzt aufgefallen, dass Cailin ihn nicht trug.
    »Ich trage ihn nicht mehr. Ich habe die Liga verlassen.« »Wann?«, fragte Linnea erstaunt.
    »Letzte Nacht, nachdem wir Sartol besiegt hatten.«
    »Erland hat wahrscheinlich Anfälle?«
    Cailin lachte. »Das könnte man sagen.«
    »Haben sich dir andere angeschlossen?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Das wird noch kommen«, erklärte Linnea überzeugt. »Du wirst sehen.« Sie blickte sich in dem kleinen Zimmer um. »Und wo ist dein Adler?«
    »Sie hat mich heute früh verlassen. Der Krieg ist vorbei. Beide Adler sind weg.«
    Linnea sah sie traurig an. »Du bist also wieder ungebunden?« Cailin zuckte die Achseln, dann nickte sie. »Es ist unwichtig«, sagte sie, denn sie wollte nicht wieder an den Verlust ihres Vogels und die Möglichkeit denken, dass sie sich vielleicht nie wieder binden würde. »Ich denke, der größte Verlust war der Rufstein.«
    »Du hast wahrscheinlich Recht«, sagte Linnea. »Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, was das bedeuten könnte.«
    Wieder schloss die Älteste die Augen.
    Cailin setzte dazu an aufzustehen und bewegte sich so vorsichtig wie möglich. »Ich sollte dich schlafen lassen.« »Bitte nicht«, sagte Linnea rasch, obwohl ihre Augen geschlossen blieben. »Ich möchte nicht allein sterben, Cailin. Und ich will nicht, dass irgendeine Schülerin, die ich nicht einmal kenne, der letzte Mensch ist, der mich lebendig sieht.«
    Die Magierin unterdrückte ein Schluchzen.
    »Komm schon, Kind. Du weißt seit langer Zeit, dass es geschehen wird. Lass es geschehen. Ich bin bereit zu gehen.«
    »Aber ich bin nicht bereit, dich zu verlieren!«, sagte Cailin unter Tränen.
    »Wäre es dir lieber, wenn ich mit diesen Schmerzen weiterlebe?«
    »Natürlich nicht.«
    Linnea lächelte. »Dann lass mich gehen. Bleib hier, bis die Götter mich holen kommen, und dann lass mich gehen. Bitte.«
    Was konnte sie schon sagen? Sie wischte sich die Augen und nickte, und es gelang ihr sogar zu lächeln. »Braves
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