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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
Autoren: Sebastian Keller
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willst du Kemerak?“
    Kemerak runzelte die Stirn. Es schien ihm gar nicht zu gefallen, dass jemand, der zwei Köpfe kleiner war als er, so mit ihm redete.
    „Irgend etwas stimmt nicht.“, sagte Kemerak schließlich widerwillig. „Meine Männer haben Schmerzen in ihrem Bauch.“ Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern. „Außerdem machen sie komische Geräusche.“
    Plötzlich grummelte vernehmlich sein Magen und Kemerak zuckte von sich selbst erschrocken zurück.
    „Solche Geräusche?“, wollte Gilcris wissen und Kemerak nickte mit weit aufgerissenen Augen.
    „ Was ist das? Eine Krankheit? Ein Fluch?“
    Gilcris versuchte ernst zu bleiben, konnte aber nicht mehr an sich halten und lachte los. „Nein, Kemerak, das ist schlicht und einfach Hunger. Er wird sich legen, wenn wir etwas zu Essen finden.“
    „Hunger? Essen?“
    Gilcris wurde wieder ernst. „Ja Hunger. Bald werdet ihr auch noch lernen was Durst und Müdigkeit sind. Wir sollten zusehen, dass wir so schnell wie möglich nach Norden vom Sommerfeld herunter kommen. Wenn ich darüber nachdenke, gefällt mir diese Idylle hier gar nicht.“
    Der Halken stimmte ihm brummend zu. Mit der Hilfe von Hund hatte er bereits wieder angefangen Insekten und Würmer um sich zu versammeln und es würde nicht lange dauern, bis seine Haut wieder dicht von ihnen bevölkert war.
    „ Such Helion und Ruun und sag dann allen, dass wir aufbrechen müssen. Unser Ziel sind die Hügel da drüben.“
    Kemerak runzelte die Stirn, nickte dann aber, als der Halken ihn anfauchte und machte sich auf die Suche.
    Die Hürnin erneut marschfertig zu machen war schwieriger als ich gedacht hätte. Noch immer hatten einige unter den Verletzungen zu leiden, die sie im Kampf gegen die Wachen im Steinbruch oder schon vorher erlitten hatten und selbst wer von ihnen körperlich unversehrt war, befand sich nun mit einem neuen Körper in einer neuen Welt, in der alles anders war als gewohnt. Viele hatten Probleme mit dem Laufen, andere brachen einfach nur unter der Fülle der fremden Eindrücke zusammen.
    Als die Sonne höher stieg, zeigte das Sommerfeld zudem wieder sein wahres Gesicht und die Wiese, auf der die Hürnin zu sich gekommen waren, verdorrte innerhalb kürzester Zeit und nun zerstachen trockene Halme die Fußsohlen der Frauen und Männer. Keiner von ihnen war daran gewohnt seine Haut ungeschützt der Sonne auszusetzen und schon nach kurzer Zeit zeigten sich die ersten Rötungen. Während die anderen zum ersten Mal erfuhren, was Krämpfe, Mückenstiche oder ein Sonnenbrand waren und wegen Dingen, die für Gilcris und den Halken nur Lapalien waren innehalten mussten, schickte Gilcris den Halken, Helion und ein paar kräftige Männer voraus, um beim Volk der Wälder Hilfe zu holen.
    „Spätestens wenn das Sommerfeld genug vom Sommer hat haben wir nichts, um uns gegen die Kälte zu schützen.“, sagte er zu ihnen. „Beeilt euch, aber geht kein Risiko ein. Wenn ihr auf Untote oder irgend etwas anderes trefft, was euch gefährlich werden kann, dann kommt auf der Stelle zu uns zurück.“
    Wie mit einer Gruppe verängstigter Kinder machte sich Gilcris danach mit den restlichen Hürnin wieder auf den Weg. Die Aufregung und das Hochgefühl, das alle kurz nach der Ankunft gespürt hatten, war verflogen und wurde von einer hoffnungslosen Erschöpfung abgelöst. Sie war der Nährboden auf dem schon bald Angst und Wut zu sprießen begannen.
    Kemerak war der erste, der seinen Unmut laut zu äußern begann. Er hatte nur darauf gewartet, dass Helion und der Halken ihm nicht mehr gefährlich werden konnten und ging so weit, dass er Gilcris offen gegenübertrat, um ihm vorzuwerfen, dass er die Hürnin geradewegs in ihr Verderben führen würde.
    Doch Gilcris ließ sich davon nicht einschüchtern. Aus zusammengekniffenen Augen heraus starrte er Kemerak an, bis sich dieser an die unschlüssig herumstehenden Hürnin wandte. „Ich sage wir gehen nach Osten in Richtung Meer. Dort werden wir Wasser finden und auch etwas, um unsere Bäuche zu füllen.“
    Einige der Hürnin stimmten ihm brummend zu, die anderen sahen erwartungsvoll zu Gilcris.
    „ Icher, vielleicht brauche ich gleich deine Hilfe.“, flüsterte Gilcris und ballte seine Hände zu Fäusten zusammen. Langsam näherte er sich Kemerak, der die Hürnin immer lebhafter von seinem Plan zu überzeugen versuchte.
    „ Du würdest keinen Tag auf dem Sommerfeld überleben.“, sagte Gilcris ruhig und Kemerak wandte sich zu ihm um.
    „ Ach nein?
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