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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
Autoren: Sebastian Keller
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Frau Genaueres darüber erfahren. Er versicherte den Frauen, dass die Blutung nach einiger Zeit von allein wieder aufhören würde und sich niemand davor fürchten müsse, aber das verhinderte nicht, dass die Handvoll von der Blutung betroffenen sich schnell am Rand ihres improvisierten Nachtlagers wiederfanden und von allen misstrauisch beäugt wurden. Die Lage spitzte sich immer mehr zu und ich sah mehr als einen Hürnin weinen. Eine Handvoll von ihnen wandten sich sogar von Gilcris ab und sammelten sich um Kemerak.
    Während die anderen dort, wo sie sich auf der nackten Erde hingelegt hatten, in einen unruhigen Schlaf fielen, oder die von der Sonne verbrannte Haut auf ihren Schultern, Rücken und Gesichtern betasteten, hielt Gilcris angespannt Ausschau nach Helion und dem Halken.
    „Hab Vertrauen.“, sprach ich ihm Mut zu. „Du hast vollbracht, wovon noch Generationen von Hürnin erzählen werden und das Schicksal wird sich jetzt nicht gegen dich wenden.“
    Gilcris nickte. „Du hast wahrscheinlich recht. Aber das ist nicht alles. Wenn wir zu den Waldbewohnern zurückkehren, dann werde ich Amarill wiedersehen.“
    Dass er das sagte überraschte mich. Obwohl er in all der Zeit seit wir das Sommerfeld das erste Mal überquert hatten, kein einziges Mal von ihr gesprochen hatte, musste sie doch einen festen Platz in seinem Herzen gehabt haben, der mir verborgen geblieben war. Das erinnerte mich wieder daran, wie viel von dem, was ich von ihm zu wissen glaubte, in Wirklichkeit vielleicht nur auf meinen Vermutungen basierte.
    „ Auch sie gehört jetzt zu deinem Volk. “, sagte ich. „ So wie alle Hürnin. “
    Ich glaube nicht, dass in das beruhigen konnte.
    Einer der Hürnin, die nicht schlafen konnten, entdeckte vor Einbruch des nächsten Tages im Licht des immer noch vollen Mondes, dass sich uns eine Gruppe von Leuten näherte und wenig später trafen endlich der Halken, Helion und Borken mit einer Handvoll Krieger des Waldvolkes bei uns ein. Sie hatten nicht nur Wasser und etwas zu essen bei sich, sondern auch Kleidung, Decken und Salben. Noch in den ersten Morgenstunden wurden die schlimmsten Fälle von Sonnenbrand versorgt und die Kinder in wärmenden Stoff gehüllt. Die mitgebrachten Wasserschläuche waren bald leer, aber nur ein paar wenige waren mutig genug das gebratene Fleisch und den Honig zu probieren, da sie zu ungewohnt waren.
    Nahrung zu sich zu nehmen war für die befreiten Hürnin etwas, das sie lernen mussten und es wäre sowieso nicht genug zu essen für alle Hürnin da gewesen.
    Gilcris umarmte Borken zur Begrüßung und versuchte danach gleichzeitig etwas zu essen, die lederne Hose um seine Hüften zu gürten, die Borken mitgebracht hatte und von diesem alles zu erfahren was passiert war, seit sie sich zuletzt gesehen hatten. Und es war eine Menge geschehen.
    Als erstes bestätigte Borken, dass der Scharif besiegt worden war.
    „Die Nachricht vom Tod jenes Scharif ist bis an unsere Ohren gedrungen, aber es steht ein großer Krieg bevor. Diese Falken, die jenen Scharif bezwangen, rüsten sich gegen eine Macht aus dem Süden, von der wir nur wissen, dass sie von Priestern angeführt wird, die einen Blutgott verehren.“, sagte Borken. „Kommt mit uns. Wir können es alle kaum erwarten euch wiederzusehen. Eure Samen sind auf fruchtbare Erde gefallen und ihr könnt stolz auf eure Kinder sein.“
    Gilcris sah Borken verständnislos an.
    „Viele Monate sind vergangen.“, sagte der Halken. „Was in der Dämonenwelt ein Monat war, waren hier zehn.“
    Gilcris verstand noch immer nicht.
    „Diese Nächte mit unseren Frauen haben uns Kinder geschenkt. Gesunde, kräftige Kinder. Ihr könnt stolz als Väter sein.“, sagte Borken.
    Gilcris wurde schlagartig so bleich, dass man es selbst im fahlen Mondlicht erkennen konnte. „Ich … Kinder? Vater? Aber was … ?“, stammelte er und zuckte zusammen, als ihm Borken lachend auf die Schulter schlug.
    „Das Füßescharren vor euren Lagern wird nicht aufhören, wenn ihr zu uns zurückkommt, auch wenn ich sehe, dass ihr da nicht die einzigen sein werdet.“ Er ließ seinen Blick über das Lager schweifen und nickte anerkennend. „Diesmal werdet ihr bleiben.“, sagte er. „Das ist ein glücklicher Tag für das Volk des Waldes und alle Hürnin.“
    Gilcris wischte sich über den Mund und atmete tief durch, bevor er vorsichtig etwas darauf erwidern konnte.
    „Ich weiß nicht, ob wir bleiben können, Borken. Viel hat sich geändert.“
    „ Der König
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