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Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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gesprochen hatte, wurde Tolpan rot bis zu den Ohrspitzen und setzte sich völlig überwältigt mit einem dumpfen Knall hin.
    Caramon und Tika lehnten sich gegen einen Baumstamm. Auf beider Gesicht lagen im Moment Frieden und Ruhe. Tanis, der sie beobachtete, beneidete sie, fragte sich, ob er jemals
solch einen Frieden finden würde. Er wandte sich zu Laurana, die aufrecht saß, ihr Blick auf den flammenden Himmel gerichtet, in Gedanken weit weg.
    »Laurana«, sagte Tanis unsicher, seine Stimme versagte, als sich ihr wunderschönes Gesicht zu ihm wandte, »Laurana, du hast mir einst dies hier gegeben«, er hielt den goldenen Ring in seiner Hand, »bevor einer von uns wußte, was wahre Liebe oder Bindung bedeutet. Es bedeutet mir inzwischen sehr viel, Laurana. In dem Traum brachte mich der Ring wieder aus der Dunkelheit des Alptraums zurück, so wie deine Liebe mich vor der Dunkelheit meiner eigenen Seele gerettet hat.« Er hielt inne, spürte einen stechenden Schmerz des Bedauerns, während er sprach. »Ich möchte ihn gern behalten, Laurana, wenn du das noch möchtest. Und ich würde dir gern einen passenden Ring schenken.«
    Laurana starrte lange Zeit wortlos auf den Ring, dann nahm sie ihn aus Tanis’ Hand und warf ihn mit einer plötzlichen Bewegung über den Hügel. Tanis keuchte, erhob sich halb. Der Ring blitzte in Lunitaris rotem Licht auf, dann verschwand er in der Dunkelheit.
    »Das ist wohl deine Antwort«, sagte Tanis. »Ich kann dir keine Schuld geben.«
    Laurana drehte sich wieder ihm zu, ihr Gesicht war ruhig. »Als ich dir diesen Ring schenkte, Tanis, war es die erste Liebe eines unwissenden Herzens gewesen. Du hattest recht, ihn mir zurückzugeben, das weiß ich jetzt. Ich mußte erwachsen werden, lernen, was wahre Liebe ist. Ich bin durch Flammen und Dunkelheit gegangen, Tanis. Ich habe Drachen getötet. Ich habe über dem Körper einer Person, die ich geliebt habe, geweint.« Sie seufzte. »Ich war ein Führer. Ich hatte Verantwortung. Flint sagte mir das. Aber ich warf alles fort. Ich lief in Kitiaras Falle. Ich bemerkte zu spät, wie oberflächlich meine Liebe in Wirklichkeit war. Flußwinds und Goldmonds beständige Liebe brachte Hoffnung in die Welt. Unsere kleinliche Liebe hätte beinahe die Welt zerstört.«
    »Laurana«, begann Tanis, sein Herz schmerzte.

    Ihre Hand schloß sich um seine.
    »Psst, nur noch einen Moment«, flüsterte sie. »Ich liebe dich, Tanis. Ich liebe dich, weil ich dich jetzt verstehe. Ich liebe das Helle und das Dunkle in dir. Darum habe ich den Ring fortgeworfen. Vielleicht wird unsere Liebe eines Tages ein Fundament bilden, das stark genug ist, um etwas auf ihm zu errichten. Vielleicht werde ich dir eines Tages einen anderen Ring schenken und deinen annehmen. Aber es wird kein Ring mit Efeublättern sein, Tanis.«
    »Nein«, sagte er lächelnd. Er legte seine Hand auf ihre Schulter und zog sie an sich. Kopfschüttelnd widerstand sie ihm. »Es wird ein Ring sein, der zur Hälfte aus Gold und zur Hälfte aus Stahl sein wird.« Tanis umfaßte sie fester.
    Laurana sah in seine Augen, dann lächelte sie und gab nach, sank zurück, um an seiner Seite zu ruhen, ihr Kopf lag an seiner Schulter.
    »Vielleicht sollte ich mich rasieren«, flüsterte Tanis.
    »Nein«, murmelte Laurana, während sie Tanis’ Umhang enger um ihre Schultern zog. »Ich habe mich daran gewöhnt.«
     
    Die ganze Nacht über hielten die Gefährten gemeinsame Wache unter den Bäumen und warteten auf die Morgendämmerung. Erschöpft und verwundet, wie sie waren, konnten sie nicht schlafen, und sie wußten auch, daß die Gefahr nicht gebannt war.
    Von ihrem Aussichtspunkt aus konnten sie Drakonierbanden beobachten, die aus dem Tempelareal flohen. Ihrer Anführer entledigt, würden sie bald rauben und morden, um ihr eigenes Überleben zu sichern. Es gab immer noch Drachenfürsten. Obwohl keiner ihren Namen erwähnte, wußten die Gefährten, daß einer mit großer Sicherheit das Chaos um den Tempel überlebt hatte. Und vielleicht gab es noch anderes Unheil, gegen das man kämpfen mußte, größeres Unheil, mächtiger und beängstigender, als sich die Freunde vorzustellen wagten.
    Aber jetzt gab es einen Augenblick des Friedens, und sie wollten ihn auskosten. Denn mit der Dämmerung würde auch
der Abschied kommen.
    Keiner sprach, nicht einmal Tolpan. Es bestand keine Notwendigkeit, Worte zu wechseln. Alles war gesagt worden oder hatte noch Zeit, gesagt zu werden. Sie hatten keine Eile. Sie baten die Zeit,
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