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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin
Autoren: Petra Durst-Benning
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lassen, stand er auf und sammelte seine Kleidungsstücke zusammen, die verstreut rund ums Bett lagen.
    »Frühstück in zwei Stunden?« Ohne ihre Antwort abzuwarten, verließ er das Zimmer.
    Ein Kavalier durch und durch. Und einfühlsam obendrein. Erleichtert schaute Isabelle ihm hinterher.
    Nun saßen sie sich im Frühstückssaal des Hotels gegenüber.
    »Darf ich Ihnen ein Ei bestellen? Oder etwas Räucherfisch?«, fragte Raymond und reichte Isabelle den Brotkorb.
    »Danke, sehr gern. Etwas Herzhaftes täte mir sicher gut.« Sie wies mit dem Kinn in Richtung der raumhohen Fensterscheiben. »Wieder ein sonniger Tag, gutes Reisewetter, nicht wahr?«
    »Wenn Engel reisen, scheint die Sonne – sagt man nicht so bei Ihnen in Deutschland?«
    Sie lachten zusammen. Zwei Reisende, einander zugetan, die sich Marmelade und Honig reichten und Konversation machten. Und die sich weiterhin siezten.
    Im Zug nach Frankfurt – es war das erste Wegstück ihrer Heimfahrt – begann Raymond das Gespräch, vor dem Isabelle sich seit dem Aufwachen gefürchtet hatte.
    »Isabelle …«, hob er an, und allein an der Art, wie er ihren Namen gedehnt aussprach, wusste sie, was kommen würde. Hilfe­suchend schaute sie sich um, aber ausgerechnet jetzt war das Zugabteil erster Klasse menschenleer.
    »So lange habe ich mir meine Worte sorgfältig zurechtgelegt, doch nun, wo ich Ihnen meine Liebe gestehen möchte, weiß ich nicht mehr, wie ich anfangen soll …« Hilflos wedelte Raymond mit der Hand durch die Luft.
    Manchmal ist Schweigen Gold, hätte Isabelle am liebsten gesagt, stattdessen schwieg sie selbst. Dass Raymond die Worte fehlten, hatte sie bisher noch nicht erlebt.
    »Viele Damen sind mir in meinem Leben schon begegnet, doch bisher war mir keine gut genug. Mein Leben lang habe ich von einer Frau wie Ihnen geträumt, doch war ich kurz davor, die Hoffnung aufzugeben. Dann traf ich Sie, und mein Traum wurde doch noch Wirklichkeit! Erinnern Sie sich an Ihren ersten Besuch bei mir im Geschäft? Mir kam es gleich wie eine schicksalhafte Begegnung vor …«
    Sie lächelte gequält. »Schicksal, Zufall – wer von uns weiß das schon so genau?« Das Leben hatte sie gelehrt, sich über solche Dinge nicht den Kopf zu zerbrechen.
    Er winkte ab, als wollte er sich durch nichts aus dem Konzept bringen lassen.
    »Seit ich Sie kenne, sind meine Tage heller geworden. Es ist, als schiene ewig die Sonne vom Himmel.« Um seine Worte zu unterstreichen, wies er auf den strahlend blauen Himmel, der sich über der Landschaft abzeichnete. »Liebe Isabelle, könnten Sie sich ein Leben an meiner Seite vorstellen? Wir könnten reisen, in prachtvollen Hotels übernachten, die Welt kennenlernen. Mein Haus in Reims ist komfortabel und groß genug für uns zwei. Wir könnten gemeinsam mein Geschäft führen. Sie mit Ihrem Charme und ich mit meinem Fachwissen.« Er ergriff ihre beiden Hände und drückte sie. »Isabelle, heiraten Sie mich, und ich bereite Ihnen den Himmel auf Erden. Dafür, dass mir dies möglich ist, habe ich auf dieser Reise schon einen kleinen Beweis erbracht, nicht wahr? Denken Sie nur an die Ehre, am Tisch des deutschen Kaisers sitzen zu dürfen …«
    Hatte er sie damit ködern wollen? Sie runzelte die Stirn, ehe sie sagte: »Und für all das bin ich Ihnen auch sehr dankbar. Aber Ihr Antrag kommt dennoch … sehr plötzlich.«
    »Plötzlich? Nach der letzten Nacht …« Raymond schmunzelte. »Wenn sich eine Dame einem Herrn hingibt, darf er das doch als Beweis ihrer Gunst werten.«
    Peinlich berührt wandte Isabelle ihren Blick ab. Das hatte sie nun davon.
    Für einen langen Moment schwiegen beide, dann ergriff Raymond wieder das Wort. »Denken Sie doch nur, wie schön wir es haben können. Nach der vielen Arbeit ist es höchste Zeit, dass Sie Ihr Leben genießen. Sie sind jung, Sie sind schön, warum wollen Sie Ihre Schönheit und Ihre Energie ausgerechnet auf einem Weingut vergeuden? Sie müssen sich nur Henriette Trubert anschauen, um zu sehen, was ein solches Leben aus einer Dame machen kann.«
    Isabelle lachte kurz auf. »Schön und gut, aber wer soll sich denn dann um das Weingut kümmern? Ein Verkauf käme für mich nie in Frage, schließlich ist es das Erbe meines Mannes, und ich werde alles tun, um es für meine Tochter zu bewahren.«
    »Damit haben Sie sich aber bisher nicht gerade leichtgetan. Ohne Daniel Lamberts und meine Hilfe wäre es Ihnen kaum gelungen«, antwortete Raymond ziemlich direkt. »Daniel Lambert ist auf dem
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