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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby
Autoren: Meg Gardiner
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Betroffen stockte sie. »Sie ist abgestürzt.«
    »Aber daran ist sie nicht gestorben«, antwortete Tang. »Sie hat eine Schussverletzung am Kopf.«
    Jo fuhr herum. »Jemand hat auf sie geschossen? Oder sie selbst? Was ist das Verwirrende an ihrem Tod?«
    Tang strebte zum Spielfeld. »Abgesehen davon, dass sie mit zerfetzter Kehle die Zipline runtergerutscht ist?«
    »Ja, abgesehen davon.«

    »Und dass mindestens fünfundsiebzig Leute von herabfallenden Trümmern getroffen oder bei der Massenpanik niedergetrampelt wurden?«
    »Das auch.«
    »Und der Tatsache, dass Fawn Tasia McFarland, zweiundvierzig, geboren und aufgewachsen in San Francisco, die Exfrau des Präsidenten der Vereinigten Staaten war?«
    Jo blieb stehen. »Du hast recht, klingt wirklich seltsam, das Ganze.«

KAPITEL 5
    Tang wandte Jo das Gesicht zu. »Tasias Tod könnte ein Unfall sein. Oder Selbstmord.«
    »Oder Mord? Du meinst, möglicherweise hat gerade jemand die Ex des Präsidenten erschossen?«
    Tang nickte.
    Jo spürte so etwas wie einen Stromschlag. »Und du willst, dass ich eine psychologische Autopsie an Ms. McFarland vornehme?«
    »Bei dieser Untersuchung wird es ein heilloses Kompetenzengerangel geben. SFPD, die Verkehrsbehörde NTSB, der Bezirksstaatsanwalt. Du kannst es dir aussuchen. Ich möchte jedenfalls, dass du dein Radar einschaltest und diesen Wirrwarr durchleuchtest. Bist du dabei?«
    Jo konnte sich gleich ein paar gute Gründe denken, warum eine aufstrebende Kriminalbeamtin die Hilfe einer forensischen Psychiaterin wollte: um sich abzusichern, um die Gegner weiter abzuhängen, um einen Sündenbock zu haben. Aber Amy Tang hatte immer mit offenen Karten gespielt.
    Die Polizei bat Jo dazu, wenn sie zwar feststellen konnte, wie ein Mensch zu Tode gekommen war - Sturz, Überdosis,
Busunfall -, aber nicht, warum . Jo versuchte, alles über den Bewusstseinszustand des Opfers zu erfahren, und verfolgte seine letzten Stunden zurück, um herauszufinden, ob es vom Dach gestolpert oder gesprungen war, ob es sich versehentlich oder absichtlich mit Barbituraten vergiftet hatte, ob es aus Achtlosigkeit vor den Bus gelaufen oder gestoßen worden war.
    Manche Polizeibeamte gaben sich nur widerstrebend mit Jo ab, weil sie sie als eine Art Hexe betrachteten, die eine Handvoll Knochen warf, um das Schicksal eines Opfers zu erraten. Andere wie Tang behandelten sie als Kollegin, die die emotionalen und psychologischen Faktoren in einem Todesfall ergründen konnte. Die Zusammenarbeit mit Tang war wie die mit einer kakteenbedeckten, lebendigen Granate. Aber Tang legte Wert darauf, dass die Guten die Oberhand behielten und die Bösen hinter Gitter kamen. Sie hatte keine versteckten Absichten.
    »Es hat nicht viel gefehlt, und meine Schwester wäre von einem Rotorblatt zerfetzt worden. Ich bin dabei«, erwiderte Jo. »Aber ich möchte nicht selbst durch den Fleischwolf gedreht werden.«
    »Mir kommt’s auf deine fachliche Perspektive an. Du bleibst im Hintergrund, keine Starauftritte.«
    »Hast du gewusst, dass deine Wange zuckt, wenn du lügst?«
    Tang schmollte. »Na schön. In diesem Fall gibt es massenweise Prominenz, Politik und Blut. Aber du bist bloß eine Beraterin und keine Chefermittlerin.«
    »Okay. Erzähl mir mehr über den Fall.«
    »Offenbar ist Tasia McFarland verblutet, nachdem eine
Kugel Kaliber fünfundvierzig ihre Halsschlagader durchtrennt hat.«
    »Hat sie selbst geschossen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Was für ein Eingeständnis.«
    »Da geb ich dir Recht.« Tang spannte plötzlich die Schultern an, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. »Wir müssen den Fall unter Dach und Fach kriegen. Du hast die Medienvertreter da draußen gesehen. Öffentliche und private Sender, BBC, al-Dschasira, Russia Today, womöglich sogar ein Kamerateam vom Gartenzwergkanal. Und die wollen uns alle zum Frühstück verspeisen.«
    »Ich darf noch mal an den Fleischwolf erinnern.«
    »Nervenkitzel garantiert - und noch dazu billiger als in Disneyland.« Tang spähte hinaus aufs Feld. »Fawn Tasia McFarland ist vor einundvierzigtausend Zeugen gestorben. Die Kameras haben es aus drei Blickwinkeln aufgenommen. Aber wie der Schuss gefallen ist, ist nirgends zu erkennen.«
    Eine Bö fegte durchs Stadion und wirbelte Jos Locken auf. »Und wer behauptet, dass Tasia ermordet wurde?«
    Tang deutete mit dem Kinn auf die grellgelbe Plane. »Tasia.«
     
    »Tasia hat eine Botschaft hinterlassen«, sagte Tang.
    »Aber keinen Abschiedsbrief«, vermutete Jo. »Was
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