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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby
Autoren: Meg Gardiner
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Anzeigetafel vorbeikommen und nicht in die Menge rasen, sondern in die Bucht -
    »Festhalten, Hack.«
    Rasend schnell schwoll die Landschaft in der Windschutzscheibe an.
     
    Auf dem Podium hörte Lecroix das Zerreißen von Metall. Er blickte auf. Durch den Himmel über dem Stadion segelten Trümmer eines Hubschraubers. Die Menge ächzte. Der Helikopter kreiselte mit heulendem Motor. In spitzem Winkel kippte er ab und stürzte hinter der Anzeigetafel in Richtung Bucht.
    Die Wachleute gestikulierten der Band zu. »Hinlegen, aufpassen!«
    Wie eine Axt grub sich ein Stück von einem Rotorblatt in die Bühne.

    Der Drummer sprang auf, stieß sein Schlagzeug um und warf sich mit den Händen über dem Kopf zu Boden. Lecroix ließ die Gitarre fallen und sprang in die Menge.
    Ein Fragment vom Heckrotor des Hubschraubers bohrte sich wie ein Meteor in die erste Reihe. Schreiend ergriffen die Leute die Flucht. Lecroix kämpfte gegen den Strom an, um zur Tribüne zu gelangen, wo noch immer weißer Rauch aus den Kanistern quoll.
    Er fühlte sich wie von Blitzen durchzuckt. Er wusste, woher der erste furchtbare Knall gekommen war. Und warum er so ohrenbetäubend gewesen war, unendlich lauter als die Pyrotechnik oder das Gitarrensolo.
    Die Waffe war direkt neben Tasias Headset abgefeuert worden.
    Ein Getriebekasten krachte aufs Feld. Die Flucht der Menge wurde zu einer Stampede. Lecroix musste kämpfen, um auf den Beinen zu bleiben. Und aus dem Rauch löste sich Tasia, die über die Zipline gemächlich zur Bühne glitt. Sie hing an dem Gurt um ihre Hüften und drehte sich langsam wie in Zeitlupe. Ihr Kopf pendelte nach hinten, und die Arme waren weit auseinandergerissen, wie bei einem Himmelsopfer. Ihr Haar war getränkt von Blut, das wie dicke Tropfen auf die Fliehenden rieselte. Lecroix wollte schreien, aber er hatte keine Stimme mehr.
     
    Jo sprintete von der Snackbar in Richtung der Schreie und Jammerlaute. Sie hörte, wie Metall durch Metall schnitt. Als sie um die Ecke bog, bot sich ihr ein Bild der Verwüstung.
    Hals über Kopf rannten Menschen von der Bühne weg. Aus dem Himmel regneten Trümmer wie glitzerndes Konfetti.
Hinter der rechten Stadionmauer stieg Rauch aus der Bucht auf.
    »Oh nein!«
    Ein Hubschrauber war abgestürzt. Sie spürte einen Stich im Magen.
    Ohne auf das Popcorn zu achten, das ihr aus der Hand rutschte, lief sie aufs Spielfeld. »Tina.«
    Ein Metallteil krachte gegen den Pfosten hinter der Bühne, an dem die Zipline befestigt war. Mit einem scharfen Sirren riss das Stahlseil und sauste wie eine schwere Peitsche in die Menschenmassen.
    »O Gott.«
    An der Zipline hing eine Frau. Jo sah, wie sie hilflos in die Menge stürzte.
    Die Menschen strömten auf sie zu. Sie stießen, stolperten, fielen übereinander. Mühsam bahnte sie sich einen Weg. Plötzlich hörte sie undeutlich, wie ihr Name gerufen wurde.
    »Jo, hier.«
    Tina tauchte aus dem Chaos auf. Jo drängte sich durch das Gewühl und packte sie am Arm.
    »Die Hubschrauber sind zusammengestoßen«, sprudelte es aus Tina heraus.
    Jo zog ihre Schwester zu einem Stützpfeiler und beobachtete mit brennenden Augen das Geschehen. Das Getümmel wogte zu den Ständen an der rechten Spielfeldseite. Die Menschen strömten über das Geländer und purzelten auf die Spielerbänke.
    Über Lautsprecher bat ein Stadionoffizieller um Ruhe. Vereinzeltes Wimmern drang durch die unheimliche Stille auf den oberen Tribünen.

    »Was ist denn da passiert?«
    »Die schlimmste Stuntkatastrophe in der Geschichte der Unterhaltungsbranche.«
    Doch Jos Antwort war weit von der Wahrheit entfernt.

KAPITEL 4
    Die Dämmerung überzog den Himmel bereits mit den ersten Sternen, als Jo und Tina das Stadion verließen und die Willie Mays Plaza betraten. Noch immer gleißten die Flutlichtmasten. Streifenwagen säumten die Straße. In der Bucht tasteten die Suchscheinwerfer eines Bergungsschiffs über die raue See, in die der Helikopter gestürzt war. TV-Lampen tauchten die Third Street in helles Licht. Die Nacht strahlte heller als das Lächeln eines Starlets bei der Oscarverleihung.
    Jo legte Tina den Arm um die Schultern. Erschöpft und benommen steuerten sie auf ihren Pick-up zu.
    Ein Stück weiter vorn lehnte an einem Zivilwagen des San Francisco Police Department Amy Tang.
    Die junge Polizeibeamtin hatte ein Handy am Ohr und eine Zigarette zwischen Daumen und Zeigefinger. Ein Uniformierter stand bei ihr, um sich Anweisungen zu holen. Lieutnant Tangs kohlefarbene Kluft passte zu
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