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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby
Autoren: Meg Gardiner
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»Geh rein und dreh dich um. Schau weg.«
    Er funkelte sie wütend an, aber sie schob ihn zurück. »Ich kann nicht singen, wenn mich dieser verdammte Keuschheitsgürtel im Schritt kneift. Ab mit dir.«
    Glaubte sie etwa, dass es weniger anstößig war, wenn sie vor allen Stadionbesuchern ihr Höschen zurechtzupfte? Aber er dachte an das oberste Gebot: die Kreativen bei Laune halten. Widerstrebend ging er nach innen und wandte sich ab.
    Hinter ihm schlugen die schweren Glastüren zu. Er wirbelte herum, doch es war zu spät. Tasia hatte bereits abgesperrt.
    »Hey!« Rez rüttelte an der Scheibe. »Was soll das?«

    Sie nahm einen Stuhl und klemmte ihn unter die Klinke.
    »Das ist kein Stunt, Rez. Er ist hinter mir her. Es geht um Leben und Tod.«
     
    Sonnengebräunt, durstig und eingekeilt zwischen Tausenden von begeisterten Menschen, ließ sich Jo Beckett unten auf dem Feld in ihren Sitz sinken.
    Die Band blies genügend Dezibel in die Luft, um das Echolot von U-Booten im Pazifik zu zerstören. Der Song »Banner of Fire« besaß eine Wucht, die jedem auf den Magen schlagen musste, der nicht auf Schrotmunition, Monstertrucks und Freiheit schwor. Der Sänger Searle Lecroix vibrierte vor Energie, und er schien kurz davor, das Mikro zu verschlucken. Die Augen lagen im Schatten des weit in die Stirn gezogenen schwarzen Stetsons. Seine tief hängende Gitarre war mit Stars and Stripes bemalt und wahrscheinlich in der Tonart USA gestimmt.
    Die junge Frau neben Jo kletterte auf ihren Sitz, riss die Fäuste in die Höhe und rief: »Wuhh!«
    Jo zupfte sie am Saum ihres T-Shirts. »Tina, spar dir das fürs Jüngste Gericht auf.«
    Lachend schnippte Tina Jos Finger beiseite. »Sei nicht so blasiert.«
    Jo verdrehte die Augen. Als sie ihrer jüngeren Schwester zum Geburtstag einen Konzertbesuch geschenkt hatte, hatte sie sich vorgestellt, dass sich Tina für Death Metal oder Aida entscheiden würde. Mit Searle Lecroix und seiner Tour Bad Dogs and Bullets hatte sie nicht gerechnet.
    Trotz ihres eigenwilligen Musikgeschmacks sah Tina aus wie eine jüngere Version von Jo: lange braune Locken, lebhafte
Augen, athletische Figur. Jo steckte in Cargohosen und Doc Martens, hatte ihren Arztausweis vom Medical Center der University of California at San Francisco im Rucksack und betrachtete das ganze Spektakel mit der Miene einer Frau Anfang dreißig, die schon alles gesehen hat. Tina trug einen Cowboystrohhut, einen Nasenring und so viele silberne Armreife, dass sie die US-Münzanstalt hätte beliefern können. Sie war fleischgewordenes Koffein.
    Jo musste unwillkürlich grinsen. »Du bist dem Nashville-Militär-Komplex ja voll auf den Leim gegangen.«
    »Blödsinn. Als Nächstes erzählst du mir, dass du keine kleinen Kätzchen und Kinder magst.«
    Jo stand auf. »Ich geh zur Snackbar. Willst du was?«
    Tina deutete auf Lecroix. »Den da. Heiß und mit Butter drauf.«
    Jo lachte. »Bis gleich.«
    Sie bahnte sich einen Weg zum Gang und steuerte auf die Buden zu. Über ihr blinkten Sonnenstrahlen auf Metall. Sie hob den Blick und bemerkte ein Stahlseil, das von einer Luxussuite zur Bühne lief. Sah aus wie eine Zipline. Sie verlangsamte ihren Schritt und schätzte die Entfernung vom Balkon zum Zielpunkt. Eine weite Strecke.
    Eine Sekunde später hörte sie die Helikopter.
     
    Andreyevs Bell 212 legte sich in die Kurve und richtete sich für den Überflug aus. Der zweite Helikopter blieb an seiner Seite. Der Sonnenuntergang flammte gegen seine Blende.
    »Neunzig Sekunden«, sagte er. »Ist Tasia fertig, Rez?«
    Keine Antwort.

    »Rez?« Er warf einen Blick auf den Monitor, der den Balkon einer Luxussuite zeigte.
    Dann fuhr er zusammen. Die Türen zur Suite waren mit einem Stuhl verkeilt. Rez rüttelte von innen an der Klinke.
    Tasia stand mit dem Rücken zu ihm auf dem Balkon. Sie griff nach hinten in die Gesäßtasche unter den extravaganten Rüschen ihres Korsetts.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße. « Zischend zog Andreyev die Luft ein.
    Von der Tür des Hubschraubers rief Hack Shirazi: »Was ist los?«
    Andreyev brüllte ins Funkgerät. »Rez, sie hat eine Waffe.«

KAPITEL 2
    Rez hämmerte gegen die Glastür. »Tasia, mach auf. Um Gottes willen, niemand ist hinter dir her.«
    In seinem Ohr überschlug sich Andreyevs Stimme. »… eine Waffe. Halt sie auf, Rez.«
    Rez legte die Hand über den Hörer. Tasia drehte sich um. In der rechten Hand hielt sie eine Pistole.
    »Was willst du damit?«
    Die Knarre war ein Riesenteil. Ein
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