Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
pochte an die Tür. Rez rannte zurück zu den Glasscheiben. Tasia wirkte manisch und verstört, das Gesicht verwischt vom dampfenden Bühnennebel.
    »Das kann ich nicht zulassen.« Sie schaltete ihr Headsetmikro an und schwenkte die Arme, um die Besucher auf dem Balkon der angrenzenden Suiten aufmerksam zu machen. »Hey, Leute, wer macht mit bei der Party?«

    Überrascht blickten die Menschen auf. Als würde sie ein Straßenfest veranstalten, winkte sie alle zu sich. Unsicher zögerten sie.
    »Kommt schon!«
    »Was ist da los?«, fragte der technische Leiter.
    Erst einer, dann der nächste, nacheinander standen die Leute auf und kletterten über die niedrigen Geländer der Balkone. Dann war kein Halten mehr. Sie strömten über die Brüstung und umringten Tasia.
    »Verdammt«, rief Rez in sein Funkgerät. »Sie schart Menschen um sich, damit die Wachleute nicht zu ihr durchkommen.«
    Weitere CO 2 -Kanister gingen in Betrieb. Dutzende, ja Hunderte von Fans drängten sich um Tasia, bevor sie im weißen Dunst aus Kohlendioxid versanken.
    Plötzlich begriff Shirazi. »Tasia, nein.«
    Verzweifelt packte er einen Stuhl und knallte ihn gegen die Glastür. Er prallte einfach ab. Die Scheibe bestand aus besonders starkem Sicherheitsglas. Der Schlag hatte kaum einen Sprung hinterlassen.
    Die ersten Feuerwerkskörper wurden gezündet. Tasia wandte sich zur Bühne und hob den Colt.

KAPITEL 3
    Mitten auf der Bühne, die Gitarre in den Händen, beendete Searle Lecroix die Strophe mit einem hohen Ton. Die Menge streckte sich ihm entgegen, aufgewühlt von seiner Darbietung wie Weizen vom Präriewind. Grinsend schob er sich den Cowboyhut tiefer in die Stirn.
    Auf der Tribüne hinter dem Schlagmal wirbelte Nebel um Tasia. Lecroix kam zum ersten Takt, und sie fiel ein.
    »Give me a shot of whiskey with a chaser of tears … «
    Wie Silber erfüllte ihr Sopran das Stadion. Die Besucher jubelten. Lecroix war wie berauscht.
    Er wechselte nach G-Dur. Tasias Stimme wurde mächtiger.
    »Give me a shot of courage, blow away all my fears … «
    Immer wieder schimmerte ihr magentafarbenes Korsett durch den Dunst. Um sie herum drängten die Menschen auf den Balkon. Was war da los? Und sie hatte etwas in der Hand. Es blitzte hell auf.
    Eine Waffe.
    Er kam aus dem Takt. Der Bassist warf ihm einen Blick zu.
    Theatralisch wie ein Revolverheld schwenkte sie die Waffe
nach unten, zielte auf die Bühne und tat, als würde sie abdrücken. Tasia riss die Hand hoch wie vom Rückschlag. Vom Bühnengerüst schwirrte der zweite Satz Feuerwerkskörper in die Luft. Mit lautem Krachen tauchten sie die Menge in rotes Licht.
    Es sah aus, als hätte Tasia sie in Gang gesetzt. Sie hob die Waffe an den Mund und blies über die Mündung.
    Wow. Die Frau wollte die Leute wirklich in ihren Bann ziehen. Als hätte sie es darauf abgesehen, dass die Jungs da unten völlig durchdrehten.
    Weitere Feuerwerkskörper zündeten, grün und weiß. Erneut hob Tasia die Pistole, schoss zum Schein und blies auf den Lauf.
    »Fire away, hit me straight in the heart … «
    Lecroix’ Herz schlug schneller. In den Himmelsabschnitt über dem Stadion rauschten jetzt zwei Hubschrauber. Wieder barsten Feuerwerkskörper, rot, weiß und blau. Tasias Stimme schnellte in die Höhe.
    »Baby, give me a shot.«
    Abermals legte sie mit der Waffe an. Rauch verhüllte sie.
    Dann krachte es durch das Stadion wie von einem Kanonenschuss.
     
    Unter dem Bell 212 kam die Menschenmenge in Sicht wie ein wogendes Meer. Andreyev hörte Rez’ Plärren durch das Funkgerät. »Die Waffe ist keine Attrappe und …«
    Ein gewaltiger Knall platzte durch Andreyevs Kopfhörer.
    »Verdammt.« Mit klingelnden Ohren rief er den Piloten des anderen Helikopters an. »Abbruch.«
    Hatte die verrückte Tasia McFarland auf ihn geschossen?
    Der andere Heli drehte nach rechts ab. Andreyev folgte ihm mit einem scharfen Schwenk.
    »Zu dicht!«, rief Hack.
    Er war zu stark in Schräglage gegangen. Er riss am Steuerknüppel, aber es war zu spät. Sein Heckrotor erwischte die Kufen des anderen Hubschraubers.
    Plötzlich ein einziges gewaltiges Bersten. Der Heli schaukelte, als hätte ihn eine Abrissbirne getroffen. Der Heckrotor brach ab.
    Hack schrie: »Andreyev …«
    Sofort kam der Heli ins Trudeln und verlor an Höhe. Andreyev zerrte an der Steuerung. »Halt dich fest.«
    Der Motor kreischte. Die Landschaft drehte sich an Andreyev vorbei. Bay Bridge, Innenstadt, Sonnenuntergang, Anzeigetafel. O Gott, bitte lass mich an der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher