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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby
Autoren: Meg Gardiner
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gottverdammter Colt M1911.
    »Hast du die aus der Requisitenkammer?«
    »Nein, aus der Abteilung Authentizität«, antwortete sie. »Ein großes Finale läuft immer auf eine Kanone hinaus.«
    »Im Film vielleicht, aber nicht im richtigen Leben. Leg sie weg.«
    »Du meinst immer noch, das ist eine Show. Dann stell es dir als Solo mit hochkalibriger Unterstützung vor.«
    »Wenn das Ding jemand auf den Kopf fällt, kriegen wir eine Klage, die sich gewaschen hat. Und ich flieg raus.« Wieder rüttelte er an der Tür. »Du kannst keine Waffe mitnehmen.«

    Sie lächelte zornig. »Alle anderen bei diesem Stunt haben Waffen.«
    »Aber die sind falsch.«
    »Genau.« Sie reckte die Pistole in die Höhe. »Der Ruhm kann mich nicht schützen, nur Samuel Colt. Und meine Musik, denn die Stimme ist mächtiger als das Schwert. Melodie, Harmonie, Kontrapunkt, Text. Denk dran - wenn sie mich erwischen, denk dran. Die Wahrheit liegt in meiner Musik. Einfach unschlagbar, Glory halle- lu- jah.«
    »Du hast doch nichts zu befürchten.« Besänftigend hob Rez die Hände. »Bitte leg sie weg.«
    »Hältst du mich für eine Idiotin? Ich werd sie schon nicht fallen lassen.« Fiebrige Hitze schwelte in ihren Augen. »Mein Gott, du glaubst, sie ist geladen.«
    Einen Augenblick lang glich ihr wirbelndes Haar einem Schwarm von Schlangen. Aber die Schlangen gab es nur in ihrem Kopf.
    Vom Hubschrauber funkte Andreyev: »Ist die Waffe eine Attrappe, Rez?«
    »Ich weiß nicht.«
    Tasias Stimme traf ihn scharf wie eine Klinge. »Stimmt, du weißt wirklich nichts. Du hast keine Ahnung, was da draußen ist. Was auf mich lauert. Ich rede von Gewalt. Von Propaganda der Tat. Ich rede von der Revolution - ich meine, wir wollen doch alle die Welt verändern.«
    Der technische Leiter meldete sich. »Was ist da los? Um Himmels willen, Shirazi, was treibt die Frau?«
    »Tasia, leg die Waffe weg.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wenn ich sie weglege, kriegt er mich. Dann ist die Jagd eröffnet. Autobomben in Städten.
Todesschwadronen, die Frauen und Kinder niedermetzeln.« Sie hob die Waffe und drehte sie, anscheinend um zu überprüfen, ob alles dran war. »Ich dachte immer, die trauen sich das nie. Aber ich war naiv. Ein Kind, das Reime singt. Reime, Reime, Kehrreime.«
    »Wovon redest du überhaupt?«
    »Vom Märtyrertod.«
    Rez beschlich ein mulmiges Gefühl.
    »Da geht’s nicht immer um Religion. Manchmal geht es dabei ziemlich gottlos zu. Manchmal stirbt man nicht von der Hand eines Teufels, sondern von der eines Engels. Und diese Waffe stammt von der Quelle, dem Alpha und Omega.«
    Sie nahm den Karabiner und hakte ihn in das Rollkabel an der Zipline.
    Hastig sprach Rez in sein Funkgerät. »Holt den Sicherheitsdienst. Sie sollen durch die Suiten auf beiden Seiten kommen und sie aufhalten.«
    Tasia fuhr herum und starrte ihn an. »Ich hab’s ihm gesagt. Hab ihn gewarnt. Und jetzt wird er mich gleich noch mal hören, aber sehr viel lauter.«
    O Gott. »Komm schon, T…« Er fuhr zusammen, als sie mit der Pistole in seine Richtung fuchtelte.
    Sie wandte sich wieder dem Publikum zu. »Natürlich hätte sich auch der Geheimdienst damit befassen können.«
    Scheiße, Mann.
    »Aber sie werden mich nicht schützen. Au contraire. Eine tickende Zeitbombe, die nicht richtig tickt. Ich bin auf mich selbst gestellt und in ihrem Fadenkreuz. Also bleiben nur ich, meine Musik und das Schießeisen hier.«

    Auf der Bühne leitete die Band zum Intro von »Bull’s-eye« über. Wie abgesprochen öffneten sich die um den Balkon montierten CO 2 -Kanister. Weiße Rauchwolken waberten um Tasia.
    Shirazi starrte den Lauf des Colts an. Für ihn war unmöglich zu erkennen, ob die Waffe geladen war.
    »Tasia, wenn es ein Problem gibt, komm rein und sag dem Sicherheitsdienst Bescheid. Der kann das übernehmen. Du kannst nicht mit einer Waffe auf die Bühne, sonst jagst du den Leuten Angst ein.«
    »Nein.« Wieder lächelte sie düster. »Schau mir einfach zu.«
    Der technische Leiter brüllte ihm ins Ohr. »Schnapp sie dir.«
    »Versuch ich ja. Hast du den Sicherheitsdienst verständigt?« Ein letztes Mal riss Rez an der Glastür. Dann rannte er nach hinten zur Haupttür und beugte sich in den dicht besetzten Gang. In der Nähe stand ein Wachmann.
    Rez winkte ihn zu sich. »Tasia ist auf dem Balkon und flippt aus. Gehen Sie durch die Nachbarsuite und halten Sie sie fest.«
    Hinter ihm rief sie: »Rez, du Idiot. Jetzt kann er rein.«
    Der Wachmann hetzte zur angrenzenden Suite und
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