Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
verstehe ich es doch. Und wenn ich was tue, dann ist das meine Entscheidung.«
    »Ich …« Ihre Stimme brach.
    »Tut mir leid, dass du dir Sorgen um mich gemacht hast.« Er räusperte sich, doch das Krächzen wurde nicht besser. »Dein Gesicht, als du vor der Kathedrale bei mir gekniet hast, das … da hab ich gemerkt, dass ich bestimmte Tiefen von Verlust noch nie berührt habe.« Wie eine Welle brandete Mitgefühl über seine Züge. »Nur einmal hab ich so was schon mal gesehen. Bei dir, an dem Tag, als Daniel gestorben ist.«
    Jo wurde plötzlich eiskalt. Sie versuchte zu sprechen.
    Doch Gabe legte ihr den Finger auf die Lippen. »Man muss nicht immer etwas sagen.«
    »Das Reden mit Leuten ist mein Beruf. Damit verdiene ich mein Geld.«

    »Nein, du hörst ihnen zu. Und jetzt hörst du mir zu.« Er beugte sich nahe heran, um ihr ins Ohr zu flüstern. »Wir zwei, wir schaffen das schon.«
    Das Herz pochend vor Angst und Liebe, hielt sie ihn fest. Ja, bitte.

KAPITEL 63
    Am westlichen Himmel hing golden die Sonne, als Jo von draußen Musik hörte. Mit einem Teller Tempura und Sashimi aus dem Sushi-Restaurant am Fuß des Hügels hockte sie im Schneidersitz auf ihrem Sofa. Im DVD-Spieler warteten Die Sopranos. Tina war mit Popcorn und einer Fünfpfundschachtel Ghirardelli-Schokolade unterwegs zu ihr.
    Sie drückte auf Play, doch noch einmal wehte eine Melodie herein. Sie klang alt und asiatisch. Mit dem Teller in der Hand trat sie ans Eckfenster. Auf halbem Weg zum Mund erstarrten die Stäbchen. Drüben im Park tönte aus einem tragbaren Stereogerät traditionelle japanische Shakuhachi-Musik. Ferd in Basketballshorts und Stirnband übte - Kickboxen? Den Hustle? - mit Ahnuld dem Roboter. Als er herumwirbelte, bemerkte er sie und grinste breit.
    »Hi Partner!« Begeistert hielt er beide Daumen hoch.
    »O Gott.«
    Sie war immer noch starr vor Schreck, als vor dem Haus zwei Suburbans bremsten. Kurz darauf folgte ein lautes, gebieterisches Klopfen an ihrer Tür.
    Als sie öffnete, starrte sie ein Mann in dunklem Anzug an,
als wären seine Augen ein Röntgengerät. Sein Jackett saß gut, verbarg aber nicht das Halfter unter der linken Achsel. Ohrhörer und Sonnenbrille vervollständigten das Bild.
    »Dr. Beckett?«
    Seine Begleiterin stand einen Meter hinter ihm, um seinen Rücken und die Straße im Blick zu haben. Gleiches Modell, nur kleinere Konfektionsgröße.
    »Sie wünschen?«
    Von drinnen drang Musik aus dem Fernseher. Woke up this morning, got yourself a gun …
    »Könnten Sie bitte mitkommen?«
    »Was ist denn?«, fragte Jo.
    Die Frau unterbrach die Überwachung der Straße, musterte Jo von oben bis unten, und ihr Blick verweilte kurz auf der Trainingshose. »Vielleicht sollten Sie sich was anderes anziehen.«
    Jo hielt sich am Türgriff fest.
    »Und sich das Haar kämmen«, setzte die Frau hinzu.
    Jo nickte. »Sie können inzwischen hier draußen warten oder sich Die Sopranos anschauen.«
    »Staffel sechs?«, erkundigte sich die Frau.
     
    Eine Dreiviertelstunde später bogen die Suburbans beim San Francisco International Airport vom Bayshore Freeway. Durch getönte Scheiben beobachtete Jo die vorbeiziehende Straße. Ein Tor rollte nach oben und bot ihnen Zugang zu einem entlegenen Bereich des Flughafens.
    Jo drückte das Handy ans Ohr. »Danke, Vienna.«
    Sie verabschiedete sich und steckte das Telefon weg. Was ihr Vienna soeben mitgeteilt hatte, hatte endlich für Klarheit
gesorgt. Erst jetzt fügten sich all die bizarren und verstörenden Geschehnisse der letzten Tage zu einem stimmigen Bild zusammen, das dadurch allerdings nicht weniger schmerzlich wurde. Sie atmete tief ein, ihre Gedanken überschlugen sich.
    Die Suburbans zogen an parkenden Firmenjets, Fliegern der Küstenwache und Frachtmaschinen vorbei. Hinter den Rollfeldern stand die Air Force One.
    Sie stoppten am Fuß der Treppe, die zur 747 hinaufführte. Der Agent im schwarzen Anzug öffnete Jo die Tür. Sie stieg aus und strich ihren Rock glatt.
    »Sie sehen gut aus«, befand die Agentin im schwarzen Anzug.
    Zwischen den beiden kletterte Jo die Stufen hinauf. Von der Bucht wehte eine salzige Brise herüber. Im Cockpit gingen zwei Piloten Checklisten durch.
    Sie trat durch die vordere Tür des Jets. Die Anzugträger führten sie vorbei an uniformiertem Flugpersonal und Strebertypen, die mit hochgerollten Hemdsärmeln in Erste-Klasse-Sitzen fläzten und die Polit-Website fivethirtyeight. com studierten. Der Teppichboden war weich. Vor einer Tür
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher