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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby
Autoren: Meg Gardiner
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blieben sie stehen und klopften.
    »Herein.«
    Der Anzugträger öffnete. »Dr. Beckett, Sir.«
    Er machte einen Schritt zur Seite und ließ Jo eintreten. Als sich hinter ihr die Tür schloss, stand sie auf einem noch weicheren Teppich, der das Präsidentensiegel trug.
    Robert McFarland erhob sich hinter einem Schreibtisch und kam ihr mit ausgestreckter Hand entgegen. »Es ist mir ein Vergnügen, Dr. Beckett.«

    Wie in Trance schüttelte ihm Jo die Hand und registrierte das soutanenschwarze Haar, die Leichtigkeit des Langstreckenläufers und den kühlen Cowboyblick. »Guten Tag, Mr. President.«
    »Danke, dass Sie gekommen sind.«
    »Aber selbstverständlich.« Wo ich Sie doch gestern in der Kathedrale verpasst habe.
    Er wies zu einem Sofa und Sesseln. »Bitte.«
    Sie setzte sich. Er trat zu einem Sideboard, wo in Kristallkaraffen Hochprozentiges glitzerte. »Ein Drink? Der Geheimdienst bringt Sie später wohlbehalten nach Hause.«
    Er war größer, als sie ihn sich vorgestellt hatte, und schmächtiger. Und viel intensiver. Er strahlte etwas … Gebieterisches aus. Wenn der Präsidentenmaschine über South Dakota der Sprit ausging, konnte sie den Flug nach Washington bestimmt allein mit der Kraft von McFarlands Selbstbewusstsein fortsetzen. Er schenkte sich einen Jameson ein und warf ihr einen fragenden Blick zu.
    »Scotch, bitte.«
    Er brachte ihr ein Glas mit einem Fingerbreit Glenmorangie.
    »Danke. Sláinte.«
    Er hob sein Glas und nahm gegenüber Platz. »Ich danke Ihnen für das, was Sie gestern getan haben. Das sage ich in meinem Namen und im Namen meiner Frau.«
    »Gern geschehen.«
    »Auch Sergeant Quintana und Lieutenant Tang bin ich zutiefst verpflichtet. Ihre Tapferkeit war vorbildlich.«
    »Allerdings.«
    Seine Augen blitzten.

    Dabei hatte sie gar keinen Unterton in ihre Stimme legen wollen. Sie musste kämpfen, damit sie nicht zitterte oder gar in einem Anfall von Kleptowahn einen Aschenbecher einsteckte. Noch nie in ihrem Leben hatte ein derart durchdringender, konzentrierter Blick auf ihr geruht.
    »Ich möchte mit Ihnen über Tasia sprechen. Vertraulich.«
    »Natürlich, Mr. President.«
    Bitte erzählen Sie mir von Tasia , dachte sie. Und auch alles andere. Würde er es von selbst ansprechen, oder musste sie ihn danach fragen? »Warum hat sie sich mit Ihnen in Virginia getroffen?«
    »Ich glaube, das wissen Sie schon.«
    »Ace Chennault hat sie geschickt.«
    »Ja.«
    »Sie hatte keinen Boden unter den Füßen«, erklärte Jo. »Sie war manisch und hat die falschen Medikamente genommen.«
    »Das war deutlich zu sehen.« Er stützte sich auf die Knie und musterte sein Waterford-Glas. »Wir haben zu jung geheiratet, aber ich habe sie wirklich geliebt. Sie war ein Meteor. Keiner von uns hatte eine Ahnung von bipolaren Störungen. Ich brauche Ihnen wohl nicht lange zu erzählen, dass diese Jahre für uns beide die reine Hölle waren. Ihre Stimmungsschwankungen, meine Auslandseinsätze … und wir wollten Kinder haben. Sie hatte fünf Fehlgeburten. Es war niederschmetternd.«
    Jo nickte.
    »Sie wurde lebensmüde. Ein Armeearzt hat ihr Antidepressiva gegeben. MAO-Hemmer.«
    Monoaminoxidasehemmer. Sie konnten Geburtsfehler auslösen.

    »Und dann wurde sie wieder schwanger. Ungeplant. Wir hatten Angst. Wir wussten beide, dass sie das in ihrem Zustand nicht durchstehen würde.« Er schaute ihr in die Augen. »Verstehen Sie?«
    »Ja.«
    »Sie hat die Schwangerschaft abgebrochen.«
    Schweigend hielt Jo seinem forschenden Blick stand.
    »Ich war immer für das Recht auf Abtreibung, habe nie was anderes behauptet. Aber Tasia hat mich gebeten, keinem Menschen etwas zu verraten. Und ich habe es ihr versprochen. Daran fühle ich mich gebunden.«
    »Tasias Krankendaten sind aus den Militärakten verschwunden«, sagte Jo.
    »Es würde niemandem helfen, diese Daten öffentlich zu machen. Im Gegenteil, sie würden eine politische Massenschlägerei auslösen.«
    Ach was. »Zweifellos.«
    »Ich werde mein Versprechen an Tasia halten.«
    »Ich verstehe.«
    Wieder funkelten seine Augen. Offenbar war ihm ihr Unterton nicht entgangen. Was für ein Glück, dass die Geheimhaltung von Tasias Abtreibung zu Ihren politischen Bestrebungen passt. Wie günstig, dass Sie in der Lage sind, militärische Aufzeichnungen verschwinden zu lassen.
    Sie drehte ihr Glas in den Händen. Das Licht brach sich im Kristall. »Hat Tasia angedeutet, dass ihre Autobiografie der Anlass war, weshalb sie Sie in Virginia treffen wollte?« Jo taxierte
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