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Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Titel: Die Bücher von Umber: Drachenspiele
Autoren: P. W. Catanese
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gut, Gossilen!«
    Hap öffnete die Augen und sah, dass einer der schrecklichen Seelenkrebse rücklings auf dem Boden der Gondel lag. Die Spinnenleute hatten Seidenfäden um seine Zangen und Beine gewickelt, so dass er sich, außer ein wenig zu zucken, kaum noch bewegen konnte. Die Stiele mit den Augen darauf drehten sich in alle Richtungen, und grauer Speichel floss aus seinem Mund, während ein Chor von Stimmen erklang. Eine alte Frau sagte: »Wer seid ihr Leute und was macht ihr hier eigentlich?« Ein Mann fragte: »Welches Jahr haben wir gerade? Wissen Sie die Jahreszahl?« Und ein Kind sagte in einer seltsamen Sprache: »Ich hab noch Hunger; gibt es noch mehr?«
    Umber beugte sich über den Krebs und schrie ihm ins Gesicht: »Jetzt seid mal alle still! Ich will mit Caspar reden! Caspar bist du da?«
    Â»Mir geht’s nicht gut«, sagte der Krebs mit der Stimme eines jungen Mädchens.
    Umber kratzte sich am Kopf. Er tippte den Panzer des Krebses mit dem Fuß an, und die nächstgelegene Schere versuchte vergeblich nach ihm zu schnappen. »Ich muss mit Caspar reden! Ich habe leckeren Fisch für euch, wenn ihr mitmacht.«
    Â»Wir essen keinen Fisch«, antwortete die Stimme eines alten Mannes. »Wir mögen am liebsten Schiffbrüchige.«
    Â»Hört zu«, sagte Umber und drohte mit dem Zeigefinger. »Wir machen Suppe aus euch, wenn ihr uns nicht mit Caspar reden lasst. Ich weiß, dass er da drinnen irgendwo ist. Lasst ihn sprechen!«
    Der Krebs wurde einen Moment lang still, dann erhob sich eine neue Stimme, die vorher noch nicht zu Wort gekommen war. Sie war so tief wie weit entferntes Donnergrollen und hatte ein Echo. Hap erkannte die Sprache als eine sehr alte, vielleicht die älteste von allen. Ihr Klang kroch ihm unter die Haut und ließ ihm alle Haare zu Berge stehen.
    Â»Was war denn das?«, fragte Pilot.
    Â»Hap«, sagte Umber und starrte den Krebs erstaunt an. »Hast du zufällig …?«
    Â»Ja, ich verstehe ihn«, antwortete Hap, nachdem er die Hand vom Mund genommen hatte. »Er sagte, wir brauchen ihn gar nicht zu töten. Er stirbt ohnehin, wenn wir ihn nicht bald zur Insel zurückbringen.«
    Umber kroch näher an den Krebs heran und kauerte sich neben ihn. »Sie da drinnen … wer sind Sie?«
    Die Stimme sprach erneut, und Hap erschauderte, während er übersetzte. »Er hat gesagt: ›Ich war der Erste. Vor langer, langer Zeit.‹« Aus dem Augenwinkel sah Hap, wie Oates blass wurde und ans Geländer zurückwich.
    Umber zwinkerte wie verrückt mit den Augen. »Der Erste … der Erste, der als Schiffbrüchiger auf dieser Insel gelandet ist?«
    Haps Mund war so trocken, dass es ihm schwerfiel, die nächsten Worte laut auszusprechen: »Der Erste, der tot an den Strand getrieben wurde. Aber irgendwie auch wieder nicht tot … weil er nach dem Tod wieder aufwachte, und sein Geist … mit den Krebsen vereint war … mit der Zeit wurden weitere Leichen an Land gespült … und er freute sich über die Gesellschaft …« Hap schlug die Hand vor den Mund. Er wünschte sich, der Krebs würde aufhören zu reden, damit er nicht weiter übersetzen musste.
    Â»Wie hat er das gemeint, dass er sterben wird, wenn wir ihn nicht zurückbringen?«
    Der Krebs antwortete mit seiner beängstigenden Stimme und Hap gab die Antwort wieder: »Die Insel ist etwas Besonderes … wenn die Krebse sie verlassen, sterben sie … Er hat nicht mehr viel Zeit.«
    Â»Dann lassen Sie Caspar sprechen!«, schrie Umber.
    Die alte Stimme murmelte etwas und verstummte dann. Eine Weile hörten sie nur das Schnippen von Hunderten Scheren weit unter sich und das hohle Klackern dicht gedrängter Panzer. Haps Knie wurden weich, als plötzlich eine vertraute Stimme aus dem Maul des Krebses drang: »Umber … Umber bist du das? Ich bin hier … aber was ist mit mir passiert? Ich fühle mich so seltsam. Ich sehe irgendwie so komisch … ich kann dich kaum erkennen.«
    Â»Caspar!«, rief Umber und beugte sich näher heran. Die Augenstiele zuckten und richteten sich auf ihn. »Schnell, wir haben nicht viel Zeit. Du hast gesagt, du müsstest mir verraten, wo du die gestohlenen Unterlagen versteckt hast. Die über die Fädenzieher, Caspar! Wo ist diese Schatulle?«
    Die Fühler zitterten. »Bin ich
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