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Die Brut

Titel: Die Brut
Autoren: Thea Dorn
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Schaukelpferd zu reiten. Die beiden Damen auf dem Sofa lachten einmütig, als hätten sie auf dem Boden eines Försterwitzes den Anfang ihrer Freundschaft entdeckt. Die beiden Herren neben ihnen waren gleichfalls ins Gespräch gekommen. Die Frau hörte den einen gerade sagen: »Eine interessante Beschäftigung. Kennen Sie die schönen Verse von Angelus Silesius?
Die Ros’ ist ohn’ Warum; sie blühet, weil sie blühet, sie acht’ nicht ihrer selbst, fragt nicht, ob man sie siehet
«– und sah den anderen in der Weise nicken, in der es ein Mensch tat, wenn er in Wahrheit keine Ahnung hatte. Aus der Stereoanlage tönte Weihnachtsmusik.
    Maria durch ein’ Dornwald ging,
    Kyrieleison!
    Das Kind hatte die Frau auf der Treppe entdeckt. Schokoladenbrauner Schleim lief ihm aus dem Mund, als es ihn öffnete, um sie zu begrüßen. Der ältere Mann mit den Filzpantoffeln wollte das Kind zurückhalten, aber es entwischte, krabbelte ihm davon, bis es sich an der Seite des Sofas aufrichten konnte.
    Die Frau ging die letzten Treppenstufen hinab.
    Da hab’n die Dornen Rosen getragen,
    Kyrieleison!
    Plötzlich rief die Frau mit den blonden Korkenzieherlocken: »Seid still! Seid doch mal alle still!«
    Und da, über dem zarten Chorgesang hörte sie es. Zwei Silben. Klar und deutlich. Das Kind, das der Frau auf krummen Beinen entgegenkam, schlang seine Arme um ihre Knie und sagte noch einmal: »Mama.«

Zitate
    Das Zitat auf S. 86 ist folgendem Buch entnommen:
    Petra Büscher, Ulrich Büscher: Mein Baby kommt per Kaiserschnitt. Stuttgart, Trias 2001.
    S. 86/87:
    Birgitt von Maltzahn: Der Schwangerschaftskalender. Ein Begleitbuch für werdende Mütter. Aktualisierte Neuausgabe © Piper Verlag GmbH, München 1992, 2003.
    S. 88:
    Regina Hilsberg: Schwangerschaft, Geburt und erstes Lebensjahr. Ein Begleiter für werdende Eltern. Empfohlen vom Bund Deutscher Hebammen (BDH). Copyright © 1988, 2000 by Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg.
    Die Gedichte »Abends« auf S. 194 und »Dorfabend« auf S. 195 stammen aus:
    Hertha Kräftner: Das Werk. Gedichte, Skizzen, Tagbücher. Eisenstadt, Edition Roetzer 1977.
    Abdrucke mit freundlicher Genehmigung.

Danksagung
    Die Autorin dankt Axel Petermann für kriminalistischen, Prof. Dr. Markus Rothschild für rechtsmedizinischen und Hans Joachim Dietze für geistlichen Beistand.

Über das Buch
    Tessa Simon steht ganz oben: schön und erfolgreich, das Leben fest im Griff. Und sie hat alles: den Traumjob als Talk-Show-Moderatorin, die Titelgeschichten in Lifestyle-Magazinen, und die Liebe ihres Lebens ist noch ganz frisch. Ein Kind passt da ausgezeichnet ins Bild. Auch wenn das Mutterglück nicht frei von Schönheitsfehlern ist – Baby Victor schreit Tag und Nacht, der Vater ist weniger enthusiastisch als versprochen, und ein kleiner Quotenknick macht die Produzenten nervös – steckt Tessa das, wie gewohnt, kompetent und souverän weg. Als Victor allerdings von der Dachterrasse stürzt, vielleicht sogar durch ihre Schuld, droht ihr Leben von einer Schmutzkampagne der Boulevardpresse zerstört zu werden. Doch so leicht lässt Tessa sich von dem hart erkämpften Platz im Rampenlicht nicht verdrängen. Nach einer kurzen Zeit der Verzweiflung trifft sie eine folgenschwere Entscheidung ...

Über die Autorin
    Thea Dorn, geboren 1970 bei Frankfurt am Main, machte eine Ausbildung in klassischem Gesang und wäre beinahe Opernsängerin geworden. Sie wandte sich dann jedoch dem Studium der Philosophie und Theaterwissenschaft in Frankfurt, Wien und an der Freien Universität Berlin zu, wo sie eine Zeitlang Dozentin für Philosophie war. Schon mit 24 veröffentlichte sie ihren ersten Roman »Berliner Aufklärung«, für den sie den Raymond-Chandler-Preis erhielt. Es folgten »Ringkampf« und »Marleni«, ein Theaterstück über Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl, und ihr dritter, mit dem »Deutschen Krimipreis« ausgezeichneter Roman »Die Hirnkönigin«. Für die Reihe »Tatort« schrieb Thea Dorn ein Drehbuch, das 2002 von Radio Bremen verfilmt wurde. Ein weiteres Mal sorgte sie 2004 mit ”Die Brut“, ihrem neuesten Meisterwerk an subtiler Spannung, für Furore. Seit Februar 2003 moderiert sie für den SWR die Fernsehsendung »Schümer und Dorn – der Büchertalk«. Thea Dorn lebt als freie Autorin in Berlin.
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